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Eine begehrenswerte Lady

Eine begehrenswerte Lady

Titel: Eine begehrenswerte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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kann die Zügel halten, während Sie Ihr Pferd hinten anbinden.«
    Luc zögerte, und Silas erklärte:
    »Luc, ich kenne meine Tiere. Diese Pferde gehören mir seit ihrer Geburt. Es sind gute, verlässliche Burschen. Sie werden nicht einfach losrennen, sondern bleiben hier stehen, unverrückbar wie Felsen, bis man ihnen sagt, dass sie etwas anderes tun sollen.«
    Auf Silas’ Wort vertrauend, sprang Luc vom Phaeton. Ein paar Minuten später hatte Luc den alten Mann auf dem Phaeton sitzen und sein eigenes Pferd hinten angebunden. Er kletterte auf den Kutschbock und nahm Silas die Zügel aus der Hand.
    Ihm entgingen die Schmerzfalten um Silas’ Mund nicht und auch nicht seine unnatürliche Blässe. Daher fragte Luc erneut:
    »Wie schlimm ist es?«
    Silas rang sich ein Lächeln ab.
    »Nicht so schlimm wie damals, als ich so dumm war, ein Duell auszutragen, und als Lohn einen Schuss in die Schulter bekommen habe. Wenn Sie mich jetzt bitte nach High Tower bringen könnten, bevor ich mich in Verlegenheit bringe, indem ich das Bewusstsein verliere, wäre ich Ihnen überaus verbunden.«
    Luc grinste und setzte die Kastanienbraunen sanft in Bewegung. Er hatte Silas im April in London kennengelernt, und es hatte sowohl sie beide als auch alle, die sie kannten, überrascht, dass sich zwischen ihnen eine Freundschaft entwickelt hatte, obwohl sie so verschieden waren.
    Luc hatte den schmächtigen alten Gentleman von dem Augenblick an gemocht, in dem er ihm von seinem Cousin Simon Joslyn vorgestellt wurde. Sie waren sich in einer der vornehmen Spielhöllen Londons begegnet, und binnen wenigen Tagen war es in der vergangenen Saison nichts Ungewöhnliches mehr gewesen, Ordway auf Lucs Arm gestützt zu treffen, während der Ältere ihn in der Stadt herumführte und mit allen möglichen Mitgliedern der guten Gesellschaft bekannt machte.
    Sie gaben ein seltsames Paar ab, der große schlanke junge Mann von fragwürdiger Herkunft und der alte Herr. Hie und da wurden Brauen hochgezogen, aber als die Saison im Juni zu Ende ging und die gute Gesellschaft sich aufs Land zurückzog, war die Freundschaft zwischen den beiden allgemein bekannt und anerkannt.
    Silas’ Landsitz High Tower lag nicht weit von Windmere entfernt, wo Luc wohnte, sodass die Freundschaft der beiden über den Sommer wuchs und gedieh. Der alte Mann lebte zurückgezogen, aber Luc war oft auf High Tower zum Essen und Kartenspielen bis in die Morgenstunden.
    Der Phaeton war gut gefedert, und die Fahrt nach High Tower verlief ohne Zwischenfall. Eine einzelne Fackel flackerte neben der Eingangstür, und Luc lenkte die Pferde vor den schmalen Vorbau, der im letzten Jahrhundert zu dem aus der Tudorzeit stammenden Herrenhaus mit dem typischen Fachwerk angebaut worden war.
    »Halten Sie die Zügel, ich gehe und wecke den Haushalt.«
    Silas brummte.
    »Wenn nicht binnen fünf Minuten jemand an der Tür ist, zahle ich der Bande zu viel.«
    Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als auch schon die massive Eichentür geöffnet wurde und Silas’ Butler Meacham den Kopf hinaussteckte. Er sah Luc an den Zügeln und seinen Herrn daneben, und seine Augen weiteten sich besorgt.
    Er eilte nach draußen und rief:
    »Herr! Was ist geschehen?«
    »Nichts, was ein Besuch des Arztes nicht richten kann«, erwiderte Silas. »Jetzt hören Sie auf, herumzustehen und mich anzustarren, als sei ich eine Jahrmarktsattraktion. Helfen Sie mir herunter.«
    Da Meacham seinem Herrn im Alter nahstand und zudem nicht viel größer war, schaltete sich Luc ein.
    »Gestatten Sie, mein Herr.«
    Luc gab Silas keine Gelegenheit, darauf etwas zu antworten, hob den alten Mann ohne sonderliche Anstrengung vom Phaeton und stellte ihn vorsichtig auf die Füße.
    »Sehr verbunden, mein Junge«, erwiderte Silas. »Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie lange ich dort hätte liegen können, wenn Sie nicht zufällig des Weges gekommen wären. Stehe in Ihrer Schuld. Werde ich nicht vergessen.«
    »Denken Sie sich nichts weiter dabei, Sir«, antwortete Luc. Er bot ihm seinen Arm und sagte: »Und jetzt schauen wir, dass wir Sie aus dieser Kälte hier draußen ins Haus schaffen.«
    Nachdem ein verschlafener Lakai geschickt worden war, unverzüglich den Arzt zu holen, und ein paar Stallburschen die Pferde weggeführt hatten, brachte Luc den sich heftig auf seinen Arm stützenden alten Herrn nach oben in seine Räume, dicht gefolgt von einem besorgten Meacham.
    Mithilfe von Meacham und Silas’ Kammerdiener Brownell wurde Lucs

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