Eine begehrenswerte Lady
Tür zu ihrem Schlafzimmer aufging. Sie ließ alles zu Boden fallen und schob die Sachen mit dem Fuß hastig unters Bett.
Gillian hätte ihr Tun auch nicht erklären können, wenn sie auf die Folterbank gespannt worden wäre. Am ehesten konnte sie die für sie so untypische und heimlichtuerische Aktion mit Scham erklären. Scham über alles, was mit jener Nacht zusammenhing – selbst wenn sie sich nichts anderes hatte zuschulden kommen lassen als Naivität. Vielleicht war es wirklich das, dachte sie, als sie ein Lächeln aufsetzte und sich zu Luc umdrehte. Sie schämte sich, dass sie je so leichtgläubig und dumm gewesen war.
Luc war weder leichtgläubig noch dumm, und ein Blick in Gillians Gesicht sagte ihm, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie wirkte irgendwie schuldbewusst, ihr Gesicht blass, ihre Augen groß vor Angst, aber sie gab sich große Mühe, es zu verbergen. Sein Beschützerinstinkt regte sich, aber er vermutete, sie würde jeden Versuch von seiner Seite abwehren herauszufinden, was nicht in Ordnung war. Und es korrigieren.
Die Hände hinter dem Rücken wie ein kleines Kind, das etwas verstecken wollte, den Kopf zur Seite geneigt, sah sie ihn an.
»B-bist du mit deinen Geschäften fertig?«
Er nickte, und sein Blick glitt über ihr ausdrucksstarkes Gesicht. Wieder musste er daran denken, wie gerne er Charles Dashwood auch nur für fünf Minuten in die Hände bekäme. Er zwang sich zu einem Lächeln und sagte:
» Oui. Es war auch gar nicht so wichtig.« Mit einem Finger fuhr er ihr über die Wange, murmelte: »Vor allem nicht wichtig genug, um mich lange von dir fernzuhalten.«
Gillian kicherte, aus Nervosität und aus Belustigung gleichermaßen.
Luc grinste und hob eine Braue.
»Sie finden meine Komplimente lustig, Madame Ehefrau?«
»Nein. Niemals«, erwiderte sie leise mit rosig verlockenden Lippen. Sein Blick wanderte über ihre weiblich gerundete Gestalt – eine Figur, die ihn entzückte und die er nach den letzten Tagen wie seine eigene kannte, die Rundung ihres Busens, der Schwung ihrer Hüften, der Geschmack, die Beschaffenheit und der Duft ihrer Haut. Wenn er sie anschaute, ihre Verletzlichkeit sah, merkte, wie allein ihr Anblick ihn mit tiefer Freude erfüllte, konnte er nicht anders als unermessliche Wut spüren, wenn er daran dachte, was Cornelia ihm am Nachmittag berichtet hatte. Gillian war Charles’ Ehefrau gewesen, ein Geschöpf, das man liebte und ehrte, und der Bastard war bereit gewesen, sie für eine Nacht an einen anderen Mann wegzugeben, um seine Schulden zu zahlen. Verdammt! Was würde er nicht für diese fünf Minuten allein mit Charles Dashwood geben. Nein, überlegte er wild, drei würden reichen, um ihn in Stücke zu reißen.
Etwas in Lucs Miene beunruhigte Gillian, sodass sie sich vor ihn stellte und ihm eine Hand auf die Wange legte.
»Luc? Was ist?«
Er blickte in ihr besorgtes Gesicht, und seine Wut verrauchte, sein Herz weitete sich in Liebe zu ihr so sehr, dass er fürchtete, es werde ihm in der Brust zerspringen.
»Es ist nichts, mon coeur, mein Herz .« Er schlang die Arme um sie und hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe. Und er überraschte sie beide, indem er erklärte: »Du bist mir lieb und teuer.«
Glücksgefühle durchströmten sie. Es war vielleicht nicht die Erklärung unsterblicher Liebe, nach der sie sich sehnte, aber es war ein Schritt in diese Richtung. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen.
»Lieb und teuer?«, neckte sie ihn und verlangte unverhohlen nach mehr.
Lucs Züge wurden weicher, und er küsste sie mit einer Zärtlichkeit, die er ihr nie zuvor gezeigt hatte. Als er den Kopf wieder hob, starrte er ihr in die Augen. Einen langen Moment blieben sie so, starrten einander an, als stünde die wichtigste Antwort auf der Welt dem anderen im Gesicht geschrieben. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, schüttelte Luc den Kopf.
»Nein, ich habe das unzureichend formuliert«, murmelte er. »Lieb und teuer ist ein viel zu blasser Ausdruck, um das angemessen in Worte zu fassen, was ich für dich empfinde.« Seine Finger zitterten, und er spielte mit einer Strähne ihrer dunklen Haare. »Ich liebe dich, Gillian – mehr als ich je irgendetwas in meinem Leben geliebt habe.« Seine Lippen zuckten. »Ich mag der Herr dieses Hauses sein, aber du regierst mein Herz … ich bete dich an, m’amie .« Ein drolliger Ausdruck legte sich flüchtig über seine dunklen Züge, dann erklärte er schlicht: »Mein Leben und mein Glück liegen in deiner
Weitere Kostenlose Bücher