Eine begehrenswerte Lady
sicher bei ihm fühlte, dass sie ihm voll und ganz vertraute und es ihm selbst mitteilte. War das zu viel verlangt? Oder gar arrogant von ihm? Unvernünftig? Luc lächelte halb. Unbestreitbar.
Er runzelte die Stirn. Charles’ Schuldscheine. Sie waren dort draußen irgendwo, und er würde sie finden müssen. In der Zwischenzeit, dachte er und zog Gillian enger an sich, hatte er hier seine bezaubernde Braut in seinen Armen.
Bis auf die Sorge wegen Lucs Unterredung mit Cornelia und die immer wieder aufkommende Sorge wegen Charles’ Schuldscheinen vergingen die folgenden Stunden für Gillian wie in einem beseligenden Nebel. Luc liebte sie. Sie hatte es gewusst, es gespürt, aber dass er die Worte wirklich aussprach … wie kostbare Juwelen barg sie diese Liebeserklärung in sich, erfreute sich an ihnen und schätzte sie. Luc liebte sie.
Als sie sich in dieser Nacht liebten, war es, als sei es das erste Mal. Sie beide erlebten neue Gefühle, neue Empfindungen, neue Höhen, und jeder sonnte sich in dem Wissen, dass es Liebe war, die jede Liebkosung, jeden Kuss leitete.
Als sie in Lucs Armen in seinem Bett lag, ihr Körper auf eine Weise befriedigt, wie sie es nicht für möglich gehalten hätte, während ihr Herzschlag sich wieder verlangsamte, wusste Gillian, dass sie es unmöglich weiter aufschieben konnte, ihm von dem Brief zu erzählen. Aber noch nicht, dachte sie. Noch nicht jetzt gleich.
Hinter ihrem Glück waren die Gedanken an die Nachricht nie fern. Nachdem Luc am Nachmittag ihr Zimmer verlassen hatte, hatte sie die Brosche, den Brief und den Schuldschein unter ihrem Bett hervorgeholt und sie hinten in eine Schublade gestopft und sich dabei gewünscht, nie wieder daran denken zu müssen. Aber das tat sie. Nur noch nicht jetzt, feilschte sie mit sich und genoss die Süße des Augenblicks. Noch nicht.
Sie versuchte, wieder glücklicher zu sein, aber vergebens. Die Nachricht und Cornelias vertrauliche Unterredung mit Luc ließen ihr keine Ruhe. Sie warf sich herum, konnte nicht schlafen.
Luc bemerkte ihre Rastlosigkeit, schaute sie an und fragte:
»Was ist los?« Ihre Hand lag auf seiner nackten Brust, und er nahm sie und hauchte einen Kuss auf ihre Fingerspitzen. »Was hält dich wach, m’amie ?«
Gillian wurde ruhig. Sag es ihm. Jetzt. Sie zögerte, überlegte, wie sie am besten beginnen sollte. Vielleicht würde ihr seine Unterhaltung mit Cornelia einen Ansatzpunkt liefern. Ohne lange darüber nachzudenken, platzte sie heraus:
»Was hast du heute Nachmittag mit Cornelia besprochen?«
In der Dunkelheit konnte sie seine Züge nicht erkennen, aber sie spürte, wie er sich versteifte, und mit den Schuldgefühlen wegen ihrer Vergangenheit und des Briefes kamen all ihre Befürchtungen und Ängste mit Macht zurück. Aber er liebt mich, sagte sie sich. Was immer Cornelia ihm erzählt hatte, es konnte nichts mit dem zu tun haben, was sie füreinander fühlten. Sie stellte sich dumm an – und neugierig. Aber während die Sekunden verstrichen und Luc weiter schwieg, wuchsen ihre Zweifel.
Nach, wie es ihr schien, einer halben Ewigkeit erwiderte er mit ausdrucksloser Stimme:
»Es war eine Privatangelegenheit.« Sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten, wollte er sie zurücknehmen. Es war eine Privatangelegenheit gewesen, aber sie hatte sich um sie gedreht. Ich sollte es ihr sagen , dachte er müde, aber dass sie es ihm selbst sagte, war ihm unendlich wichtig geworden. Er konnte seine Gründe nicht erklären, aber er vermutete, dass er ihr ihre Frage nicht beantwortet hatte, weil er wusste, wenn sie ihm ohne Vorbehalte vertraute, dann würde sie ihm von dieser Nacht erzählen. Bis dahin würde er sie lieben und hoffen, dass der Tag kommen würde, an dem es nicht länger irgendwelche Geheimnisse zwischen ihnen gäbe.
»Natürlich, verstehe«, sagte Gillian neben ihm, gekränkt und wütend über seine knappe Antwort. Alle Vorsätze, ihm von dem Brief zu erzählen, lösten sich in Luft auf. Sie tat so, als müsse sie gähnen. »Meine Güte, ich bin viel müder, als mir bewusst war.«
Luc wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte.
»Gillian, ich wollte nicht …«
»Nun, ich möchte jetzt schlafen«, unterbrach sie ihn mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Gute Nacht.« Und wandte ihm den Rücken zu.
Luc starrte ohnmächtig in die Dunkelheit. Das hatte er schlecht gemacht, und er machte ihr keinen Vorwurf daraus, sich über ihn geärgert zu haben. Er seufzte. War es ein unvernünftiger Wunsch, dass er es von
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