Eine begehrenswerte Lady
an. »Und während du eine gewisse Befriedigung aus deinem Tun bezogen haben magst«, fuhr er dann ruhiger fort, »werden wir alle die Folgen tragen müssen.« Er beugte sich vor und sah seinen Onkel eindringlich an. »Durch dich ist Nolles’ für uns jetzt doppelt gefährlich. Wenn er sich vorher schon an uns rächen wollte, so wird er jetzt praktisch vor Wut schäumen.«
Lamb unterbrach die angelegentliche Betrachtung seiner Stiefel und schaute auf.
»Dann töten wir ihn besser früher als später.«
Barnaby lachte humorlos.
»Oh, da sind wir uns einig. Ich schrecke allerdings vor kaltblütigem Mord zurück.«
»Aber heißblütiges Hinschlachten ist akzeptabel?«, erkundigte sich Lamb mit hochgezogenen Brauen.
Barnaby hob warnend einen Finger.
»Du weißt genau, was ich meine.«
Lamb seufzte.
»Luc war nicht glücklich über mein Vorgehen.«
»Nur weil er Nolles selbst auf seine Weise eine Lehre erteilen wollte«, brummte Barnaby und ließ sich auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen.
Lamb stand auf.
»Ja, ich bin sicher, das würde er wollen … und ich bin sicher, irgendwann wird er einen Weg finden, sich zu rächen. Luc ist sehr gut darin. Gibt es sonst noch etwas, das du von mir willst?«
Barnaby machte eine wegwerfende Handbewegung in seine Richtung.
»Nein. Geh und ärgere jemand anders.«
Barnaby und Lamb hatten beide recht mit ihrer Einschätzung. Luc würde selbst Vergeltung üben an Nolles, und in der Zeit, die er gezwungen gewesen war, im Dower House zu bleiben, hatte er sich in Gedanken ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt … und auch mit dem Problem, das die entzückende Mrs. Gillian Dashwood darstellte. Gillians köstlich gerundete Figur war durch seine Träume gegeistert, und meistens war er dann davon aufgewacht, dass sein Glied ganz hart war und verlangend pochte – etwas, was er nicht erlebt hatte, seit er ein grüner Junge gewesen war. Es hatte zwar gelegentlich eine Frau gegeben, mit der er ins Bett gegangen war, während er in London war, aber das war vor Monaten gewesen, sodass er vor allem seine Enthaltsamkeit für seinen Zustand verantwortlich machte.
Jetzt, da er wieder er selbst war, hatte er vor, sich beider Probleme zu entledigen. Als er Freitagabend im Bett lag, dachte er über die Schwierigkeiten nach und wie er sie am besten löste. Weder Nolles noch Gillian waren für eine gerade Lösung, gestand er sich mit einem reuevollen Lächeln ein. Gillian war keine kecke Schauspielerin und auch keine lebenslustige Witwe, die bereitwillig bei nächstbester Gelegenheit in sein Bett steigen würde. Gillian war zwar Witwe – und nach wie vor die Hauptverdächtige für den Mord an ihrem Ehemann – aber er bezweifelte, dass sie mit ihm ins Bett fallen würde. Oder doch?
Die Erinnerung an jene Episode im Garten von High Tower flammte in seiner Erinnerung erneut auf, und zu seiner Erbitterung erfasste ihn sogleich wieder heftiges Verlangen. Er war wieder schmerzlich erregt und wusste, Schlaf war erst einmal ausgeschlossen. So schwang er fluchend die Beine aus dem Bett und stand auf – nackt, wie er war.
Er schlüpfte in den Morgenmantel, der auf einem Stuhl in der Nähe bereitlag, zündete die Kerze in dem Messingständer auf dem Tischchen daneben an und ging damit in das angrenzende Zimmer. Er durchquerte es bis zu dem Tablett mit Spirituosen auf einer Anrichte aus Eichenholz, stellte die Kerze ab und schenkte sich Brandy ein. Ohne sich die Zeit zu gönnen, das aromatische Bukett zu genießen, kippte er den Inhalt des Glases einfach hinunter.
Nachdem er sich nachgeschenkt hatte, durchstreifte er missmutig den Raum. Es passte so gar nicht zu ihm, derart von einer Frau gefesselt zu sein. Aber Gillian Dashwood war anders als alle anderen Frauen, die er kennengelernt hatte. Verärgert gestand er sich ein, dass er sich stärker zu ihr hingezogen fühlte als je zuvor zu einer anderen. Er begehrte sie, aber er hatte auch viele andere Frauen begehrt, aber nicht so, wie es ihn jetzt nach Gillian Dashwood verlangte. Er konnte nicht erklären, was an seinen Gefühlen bei ihr anders war, und das bereitete ihm Sorgen.
Das Glas in der Hand, lief er auf und ab und betrachtete das Problem von allen Seiten. Ihr Ruf, der Umstand, dass man allgemein glaubte, auch wenn es nicht bewiesen war, dass sie ihren Ehemann getötet hatte, verlieh einer Affäre mit ihr einen zusätzlichen Hauch von Gefahr. Reuig gestand er sich ein, dass er eine Vorliebe dafür hatte, mit dem Feuer zu
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