Eine begehrenswerte Lady
hatte.
Nachdem Luc sein Anliegen erklärt hatte, entstand eine kurze Pause. Barnaby saß schweigend da, die gespreizten Hände aneinandergelegt. Nach einem Moment schaute er Luc ins Gesicht und fragte:
»Bist du sicher, dass du das tun willst? Dir einen Landsitz kaufen?«
Luc breitete die Hände aus.
»Ich kann dir nicht genug danken für alles, was du für mich getan hast seit meiner Ankunft hier in England, aber findest du nicht, dass es an der Zeit ist, dass ich aus deinem Schatten trete?«
»Verdammt, Luc! Du musst mir für nichts danken«, brummte Barnaby. »Wenn unser Vater ein gerechterer Mann gewesen wäre, hätte er sein Vermögen aufgeteilt, und wenn du nicht so stur wärest, hättest du mir erlaubt, dir einen Teil von Green Hill zu übereignen, wie ich es tun wollte. Das Geld, das ich dir geliehen habe, war praktisch deines.« Er seufzte. »Du und Lamb, ihr seid beide ein stures Paar, wie ich noch keines getroffen habe.«
»Lamb und ich stellen ein schlimmes Dilemma für dich dar, was?«, erkundigte sich Luc mitfühlend, aber auch belustigt.
»Ja, allerdings.« Barnaby betrachtete seinen älteren Halbbruder. »Was glaubst du, wie ich mich dabei fühle, ein gewaltiges Vermögen geerbt zu haben, aber die beiden Männer, die mir am nächsten stehen … die beiden Männer, die das gleiche Anrecht wie ich auf dieses Vermögen haben, sträuben sich mit Händen und Füßen dagegen, wenn ich es mit ihnen teilen will.« In seinen schwarzen Augen stand ein trostloser Ausdruck, während er tonlos fragte: »Wie würdest du empfinden, wenn unsere Positionen umgekehrt wären? Wärest du glücklich mit dem Wissen, dass deinem Bruder und deinem Onkel selbst ein kleiner Teil ihres Geburtsrechts vorenthalten wurde, während du alles allein bekommen hast?« Barnaby schlug erbittert mit der Faust auf den Schreibtisch. »Ihr seid beide als Joslyns aufgewachsen. Ihr seid Joslyns, aber ihr lasst es zu, dass euer Stolz verhindert, das zu bekommen, was euch von Rechts wegen zusteht. Lamb beliebt es, den Diener zu spielen, und du gibst den herzlosen Glücksritter, dabei ist nichts weiter von der Wahrheit entfernt. Ich kann nicht«, fuhr er bedrückt fort, »ungeschehen machen, was unser Vater dir oder Lamb angetan hat, aber jedes Mal, wenn ihr ein Hilfsangebot von mir ausschlagt, lastet die Bürde der Schuld für sein Tun schwerer auf mir.«
Von der ehrlichen Betrübnis in Barnabys Stimme betroffen, starrte Luc ihn stumm an. Wenn ihre Positionen umgekehrt wären … Er schluckte, weil ihm zum ersten Mal aufging, wie seine Ablehnung seinen Bruder treffen musste. Unfähig, Barnaby in die Augen zu sehen, senkte er den Blick. Er hatte nie einen Gedanken an Barnaby und daran, wie der sich fühlen musste, verschwendet. Er war so damit beschäftigt gewesen, seinen Stolz wie ein goldenes Banner zu schwenken, dass er nicht bedacht hatte, wie Barnaby sich dabei fühlte, wenn er ihm alle seine Angebote zu helfen ins Gesicht schleuderte. Mon Dieu! Was für ein arroganter, selbstsüchtiger Geck bin ich gewesen!
»Verzeih mir«, bat Luc und blickte Barnaby zerknirscht an. »Ich würde dir niemals absichtlich Kummer bereiten oder dich verletzen – auf welche Weise auch immer.«
Barnaby fuhr sich mit einer Hand durch sein schwarzes Haar.
»Das weiß ich.« Er lächelte schief. »Du bist ein herzloser Bastard, aber nicht grausam.«
Luc schnitt eine Grimasse.
»Danke.« Er rutschte auf seinem Stuhl umher und sagte dann zögernd: »Was schlägst du vor, wie wir das Dilemma lösen?«
Barnaby musterte Luc.
»Ist das dein Ernst?«
Luc nickte.
»Im Augenblick schon.« Mit einer neuerlichen Grimasse fügte er hinzu: »Gestatte mir, darüber nachzudenken, dann ändere ich meine Meinung vielleicht wieder. Wenn das Einzige, was du besitzt, dein Stolz ist, dann ist es reichlich schwer, sich davon zu trennen – auch wenn es für deinen Bruder ist.«
Barnaby zögerte, dann griff er in die Schreibtischschublade und nahm ein paar Papiere heraus. Er räusperte sich.
»Es gibt ein kleines Landgut namens Ramstone Manor, am östlichen Rand der Windmere-Ländereien gelegen, das ich geerbt habe, als der Titel auf mich überging. Unser Großonkel, der frühere Viscount, hat dem Besitzer, Mr. Benton Coulson, vor einigen Jahren eine erhebliche Summe Geld geliehen, die nie zurückgezahlt wurde. Coulson ist letzten Sommer ohne Erben verstorben, sodass das Anwesen, etwas mehr als fünfhundert Morgen Land und ein halbes Dutzend Bauernhöfe, in meinen
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