Eine begehrenswerte Lady
spielen und sich in gefährliche Situationen zu begeben. Aber von der Gefahr einmal abgesehen, war sie einfach reizend. Verführerisch und begehrenswert … und sie billigte ihn nicht … allerdings billigte er sie auch nicht unbedingt. Er wollte sie in seinem Bett haben, und trotz ihres Rufes und trotz ihrer Verwandtschaft mit Silas war er sich sicher, dass er sie bekommen würde. Dieser Kuss im Garten verriet ihm das. Nur wann und wo, das stand noch nicht fest.
Sie war kein leichtes Mädchen, das man einfach in einem Zimmer im nächsten Gasthof nehmen konnte … Er blickte sich in dem vom Licht der einzelnen Kerze schwach erhellten Raum um und verzog das Gesicht. Sie herzubringen stand außer Frage. Und die Idee, mit ihr in Silas’ Haus zu schlafen, war schlicht ausgeschlossen. Wenn es draußen wärmer wäre, könnte er ein intimes Picknick an einem abgeschiedenen Ort arrangieren … sich Gillian nackt auf einer Decke vorzustellen, die Augen benommen vor Lust und ihr üppiger Busen und ihre schmale Taille im Schatten eines Baumes, führte zu der erwarteten Reaktion bei ihm.
Mon Dieu! Er musste aufhören, sich auf diese Weise selbst zu quälen. Aber der Mangel an einem bequemen und zugleich diskreten Ort für ein Tête-à-Tête erinnerte ihn an ein weiteres Problem, das er in den letzten Tagen aufgeschoben hatte: sein Wunsch nach einem eigenen Anwesen, das Bedürfnis nach Abstand und ungestört zu sein. Morgen, beschloss er. Zwar würden ihm Barnaby, Emily, Cornelia und auch Lamb in seiner unmittelbaren Nähe fehlen, aber es war an der Zeit – schon längst über die Zeit –, dass er den sicheren Hafen verließ, den Barnaby ihm zur Verfügung gestellt hatte.
Die Aussicht auf sein eigenes Heim war neu für Luc. Obwohl er von seiner Geburt bis zu seinem zwölften Lebensjahr in dem Schloss seiner französischen Verwandten gelebt hatte und danach fast ebenso lange auf Green Hill, hatte er sich nie an einem der beiden Orte wirklich zu Hause gefühlt. Er war Barnaby für sein Angebot aufrichtig dankbar, ihm das Dower House zu überlassen, aber es war bestimmt nicht sein Zuhause. Jetzt, da er Barnaby die Summe mit Zinsen zurückgezahlt hatte, die der ihm geliehen hatte, und zudem seine Spielgewinne durch geschicktes Investieren vervielfacht hatte, war er in der Lage, sich seinen eigenen Landsitz zu kaufen.
Er lächelte. Luc Joslyn, der Spieler, wurde Landbesitzer – die Vorstellung war eigentlich absurd. Dass er in England sesshaft werden könnte, der Gedanke war ihm nie gekommen. Er hatte immer angenommen, dass er irgendwann in seinem Leben entweder nach Virginia zurückkehren oder in Frankreich Wurzeln schlagen würde. Die jüngsten Ereignisse in Frankreich hatten Letzteres unmöglich gemacht, und während die Vorstellung, nach Virginia zu gehen, um dort zu leben, vielleicht nicht auf Green Hill, aber irgendwo in der Nähe, nicht ausgeschlossen war, zweifelte er daran, ob er außer für einen Besuch nach Amerika zurückkehren würde. Dass Barnaby den Titel und Windmere geerbt hatte, hatte ihr aller Leben beeinflusst. Da Barnaby und Lamb hierbleiben würden, würde er gerne hier in der Nähe leben.
Der Tag würde kommen, an dem es Lamb leid sein würde, Barnabys Diener zu spielen, aber Luc konnte sich auch nicht vorstellen, dass Lamb weit entfernt wohnen würde. Lamb wird immer in der Nähe bleiben, um für mich und Barnaby da zu sein, dachte er, und nahm damit zum ersten Mal zur Kenntnis, dass sein Onkel, so aufreizend er auch sein mochte, immer ein wachsames Auge auf die Joslyn-Halbbrüder hatte. Zur Hölle mit ihm!
Er nippte von seinem Brandy. Um Lamb seine Aufgabe zu erleichtern, überlegte er zynisch, wäre es vermutlich am besten, wenn er nicht zu weit wegzog.
Da er wusste, dass er, bis er ein eigenes Heim gefunden hatte, nichts unternehmen konnte, um das Verlangen zu lindern, das Gillian in ihm weckte, schob er das Problem bis auf Weiteres beiseite. Er würde Barnaby von seinem Entschluss unterrichten, sich nach einem passenden Landsitz umzusehen. Das war im Übrigen auch der erste Schritt auf dem Weg, das damit zusammenhängende Problem mit Gillian zu lösen, was somit erst einmal warten musste. Daher wandte er sich mit grimmiger Miene Nolles zu … und Townsend.
Luc war überzeugt, dass der Angriff auf ihn eng mit Townsends Spielverlusten zusammenhing. Wenn, wie er vermutete, Nolles Townsends Glücksspiel unter der Hand deckte, dann hatten beide Männer guten Grund, ihm übel zu nehmen, was in der
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