Eine besondere Herzensangelegenheit
ich leicht. Allein dafür hatte sich der Aufwand doch eigentlich gelohnt. Und wenn das nicht reichte, dann war es Karins sprachlose Miene am Morgen.
»Okay«, seufzte ich und holte tief Luft. Mein Entschluss stand fest: Ich würde nicht aufgeben, zumindest noch nicht jetzt. Und da heute schon Freitag war, bedeutete dies zwangsläufig, dass ich mir ganz schnell die nächste Wochenaufgabe überlegen musste.
Kapitel 13
Ich hatte auch schon eine vage Vorstellung von der neuen Herausforderung, die ich uns beiden stellen wollte, als ich mich nach Feierabend an meinen Computer setzte. Doch zuerst berichtete ich Lily jedes Detail von dem aufregenden Abend, den sie mir beschert hatte.
Merkwürdigerweise fiel es mir ganz leicht, mich ihr anzuvertrauen. Ob das so war, obwohl ich sie nicht wirklich kannte, oder genau aus diesem Grund, war mir selbst nicht ganz klar.
Du solltest das mit Sebastian nicht so eng sehen , riet sie mir in ihrer Antwortmail. Ich an deiner Stelle würde ihn auf jeden Fall noch mal anrufen. Wenn er dich nicht wiedersehen wollte, hätte er doch wohl kaum seine Karte bei dir gelassen, oder?
Tja, bei mir selbst ist der Abend leider total in die Hose gegangen. Eigentlich hatte ich mich echt darauf gefreut, mich endlich mal wieder so richtig in Schale zu werfen und den Männern den Kopf zu verdrehen. Ohne so einen Vorwand wie unsere Wette macht das ja nur halb so viel Spaß. Jedenfalls bin ich ins Carlito gegangen, um mal wieder so richtig zu tanzen, zu feiern und natürlich zu flirten. Und rate mal, wen ich da getroffen habe! Ausgerechnet Cornelia, die größte Klatschtante meiner alten Schule. Inzwischen kann man das »groß« sogar wörtlich verstehen, denn die Gute ist ganz schön in die Breite gegangen.
Ein paar Minuten lang war es ja sogar ganz nett, ein bisschen über alte Zeiten zu quatschen, aber irgendwann wurde es mir einfach zu viel. Bloß leider hat sie sich partout nicht abwimmeln lassen, obwohl ich ihr sogar vorgeschwindelt habe, ich hätte ein geheimnisvolles Blind Date und müsste unbedingt allein sein, damit der Typ mich ansprechen kann.
»Ach was, der kommt auch so. Und wenn nicht, hat er eben Pech gehabt«, hat sie nur gemeint und weitergeredet.
Also, ich erzähle ja schon ganz schön viel, aber sie muss neben mir ausgesehen haben wie eine wiederkäuende Kuh. Ihr Mund stand nicht eine Sekunde still!
Als ich meine Stunde dann abgesessen hatte, bin ich sofort geflüchtet. Das war es dann also mit meinem Flirtabend. Aber gut, ich kann das ja später noch einmal wiederholen, und dann hoffentlich ohne Cornelia ;-)
Ach ja, hast du dir schon eine neue Aufgabe ausgedacht?
Oh nein, dachte ich. Irgendwie war bei Lily wirklich der Wurm drin. Erst wurde sie bei Ikea rausgeschmissen, dann versaute sie sich ihre Seminarnote und jetzt auch noch der verpatzte Abend im Carlito .
Anscheinend hatte ich in diesem Spiel immer die besseren Karten, während sie grundsätzlich bei der A-Karte hängen blieb. Doch das konnte sich natürlich schnell ändern, vielleicht schon bei der nächsten Aufgabe, die ich jetzt stellen musste.
Ich überlegte einen Moment, weil ich mir erst darüber klar werden musste, wie ich die Herausforderung formulieren sollte.
Nach wie vor wollte ich an meinem Plan festhalten, meine Garderobe ein bisschen aufzustocken, vor allem was die Sachen für die Arbeit anbetraf. Ich hatte keine Lust mehr, weiter durch meine Unscheinbarkeit aufzufallen.
Da ich allerdings nicht unbedingt ein Nachkomme der Rockefellers war, und mein Auto erst ein paar Wochen zuvor beinahe seinen altbetagten Geist aufgegeben hatte (sogar der Chef der Autowerkstatt hatte vor Scham fast Tränen in den Augen gehabt, als er mir die Rechnung für die »kleine« Reparatur überreicht hatte), brauchte ich natürlich Geld. Das hatte mich auf die Idee gebracht, ein paar meiner alten Sachen auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Und wenn ich das dann auch noch mit der neuen Wochenaufgabe verband, konnte ich quasi zwei Affen mit einer Klappe erschlagen.
Aber wie stellte ich die Aufgabe am besten, damit sie zu etwas Besonderem wurde?
Nachdenklich ließ ich meinen Blick schweifen – und blieb an dem Bild hängen, das schon seit einiger Zeit meinen Flur zierte.
Es war ein quadratisches Aquarellgemälde, das eine abstrahierte Ansicht von Wien zeigte, ein Souvenir von einem gemeinsamen Wochenende mit Paul. Ich hatte es bei einem Straßenkünstler entdeckt und mich sofort darin verliebt. Doch Paul hatte mich
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