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Eine besondere Herzensangelegenheit

Eine besondere Herzensangelegenheit

Titel: Eine besondere Herzensangelegenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Mayfeldt
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anderen Müll schon im großen Container hinter dem Haus entsorgt.
    Du könntest immer noch ins Grottenolm gehen , flüsterte mir eine innere Stimme zu. Er hat doch erzählt, dass er fast jeden Abend dort isst .
    Diesen Gedanken drängte ich aber schnell beiseite. So wie es jetzt war, lief es schon ganz gut, sagte ich mir. Hinterherrennen wollte ich einem Mann jedenfalls nicht.
    »Wie viel willste denn für das Bild da?«, riss mich eine kratzig klingende Stimme mit schleppender Sprechweise aus meinen Gedanken. Ein hagerer Typ mit hängenden Schultern, roten Strubbelhaaren und Ziegenbärtchen sah mich fragend an. Er strahlte den Elan eines Zweifinger-Faultiers aus.
    »Äh.« Ich zögerte völlig überrumpelt. Vielleicht wäre es ganz geschickt gewesen, wenn ich mir vorher mal Gedanken gemacht hätte, welche Preise ich mir eigentlich für die einzelnen Stücke vorstellte. »Äh, fünfzig Euro?«
    Das war meinerseits ja ein fast schon genialer Start. Dass auf Flohmärkten gehandelt wurde, war selbstverständlich, aber wenn meine eigene Antwort schon wie eine unsichere Frage klang, lud das andere geradezu ein, mich in Grund und Boden zu feilschen.
    Bei Ziegenbärtchen traf das augenscheinlich auch zu.
    »Viel zu viel!«, stöhnte er mit ungeahnter Leidenschaft.
    »Okay, fünfundvierzig«, schlug ich großzügig vor.
    Ziegenbärtchen gab eine quengelige Antwort, die ich allerdings nicht verstand, weil plötzlich jemand dicht hinter mir zu sprechen begann.
    »Du willst unser Bild verkaufen?«
    Erschreckt fuhr ich herum – und blickte direkt auf Paul, der mich mit entsetzter Miene anstierte.
    Ich hatte ihn seit unserer Trennung nicht mehr gesehen. Er hatte zwar großmütig angeboten, wir könnten doch Freunde bleiben, als er mit mir Schluss gemacht hatte, aber für mich war das nicht mehr als eine billige Floskel gewesen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich es zumindest in der ersten Zeit kaum ertragen hätte, ihm überhaupt wieder zu begegnen.
    Äußerlich hatte er sich kaum verändert. Seine langen blonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden und er trug wie meistens Jeans und ein schwarzes T-Shirt, auf dem die Tourdaten irgendeiner unbekannten Rockband aufgedruckt waren. Nur seine sonst so freundlichen graugrünen Augen starrten mich jetzt vorwurfsvoll an.
    Ich war so geschockt über seine Anwesenheit, dass ich – mal wieder – sprachlos war. Dabei hätte ich es mir ja auch gleich denken können, dass er hier herumstrich. Er hatte früher schon keinen Flohmarkt auslassen können. Oft genug hatte er mich früh morgens aus dem Bett geschmissen, um mit mir zusammen zwischen den Ständen umherzustöbern.
    Aber dass er sich jetzt einfach von hinten anschlich und mich so erschreckte, war schon ziemlich unverschämt.
    Unser Bild?, dachte ich wütend, nachdem ich mich mühsam aus meiner Erstarrung gelöst hatte.
    »Davon kann wohl kaum die Rede sein«, sagte ich kühl. »Du hast es mir geschenkt, also kann ich damit machen, was ich will.«
    »Fünfundzwanzig Euro?«, warf Ziegenbart ein.
    Mit einem vernichtenden Blick brachte ich ihn zum Schweigen.
    Paul presste derweil die Lippen zusammen. »Aber ich dachte, es gefällt dir«, gab er zurück. »Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, hast du damals in Wien Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um es zu bekommen. Und es ist doch eine Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit.«
    Er wirkte verletzt, aber ich beschloss, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich das traf.
    »Erinnerungen muss man manchmal auch loslassen können. Sonst könnte man ja nie in Ruhe weiterleben«, schnaubte ich daher verächtlich.
    »Dreißig Euro?«, bot Ziegenbärtchen ungerührt an.
    Diesmal war mir seine Einmischung nicht einmal einen Seitenblick wert, aber Paul reagierte darauf.
    »Also, mir wäre die Erinnerung wesentlich mehr wert als dreißig Euro«, sagte er in Richtung Ziegenbart, doch mir war sofort klar, dass seine Worte mir galten. »Wir hatten nämlich eine sehr schöne Zeit zusammen.«
    »Ach ja?«, fuhr ich ihn an. »Und deshalb hast du Knall auf Fall mit mir Schluss gemacht, ja? Weil du so gern mit mir zusammen warst? Erzähl das deiner Oma und ihrem Pferd. Dir war es doch scheißegal, wie es mir dabei ging, als du mir den Laufpass gegeben hast.«
    Auch Paul wurde jetzt wütend. »Meinst du etwa, mir ging es gut dabei? Du weißt, dass ich alles für dich getan hätte. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir damals längst eine gemeinsame Wohnung gehabt – und über den

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