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Eine besondere Herzensangelegenheit

Eine besondere Herzensangelegenheit

Titel: Eine besondere Herzensangelegenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Mayfeldt
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Breitformat verbringen zu müssen, waren Linas Augenaufschläge, mit denen sie Rolf bedachte, wenn sie mich nicht gerade mit Blicken zu erdolchen versuchte. Seitdem ich die Chefsekretärin kannte, hatte sie ein für mich absolut unerklärbares Faible für Männer von Rolfs Schlag.
    Während Zinkelmann seine berüchtigte, stets ausufernde Sommerfestrede hielt, hatte ich alle Hände voll zu tun, mir Lina vom Leib zu halten. Zentimeter um Zentimeter rutschte sie näher und wäre mir vermutlich auf den Schoß gekrochen, wenn ich sie nicht sanft zurückgeschoben hätte. Natürlich war nicht ich das Objekt ihrer Begierde, sondern ich wäre nur Durchgangsstation auf dem Weg zu meinem angehimmelten Sitznachbarn gewesen. Aber unsere Kollegen hätten das durchaus anders interpretieren können, vor allem, nachdem ja diverse Gerüchte über mich im Umlauf waren.
    Erst als ich Lina vorsichtig darauf aufmerksam machte, konnte ich sie stoppen.
    »Himmel, Lina, jetzt pflanz dich auf deinen Hintern und bleib auf deinem Stuhl sitzen«, zischte ich ihr zu. »Die anderen halten uns ja schon für das zukünftige Traumpaar der Firma.«
    Als wäre sie von einem unsichtbaren Magneten angezogen worden, klebte Lina plötzlich an ihrem Stuhl. Aus weit aufgerissen Augen starrte sie mich entsetzt an. »Meinst du wirklich ...«, begann sie.
    Mit einem leisen »schhh« gab ich ihr zu verstehen, still zu sein. Zinkelmanns Rede zu stören war zwar nicht ganz so schwerwiegend wie das Schwänzen des Sommerfestes, aber es kam direkt danach. Dementsprechend andächtig lauschte die gesamte Belegschaft unserem Chef.
    Ich konnte die anderen gut beobachten, als er sprach, da ich mit dem Rücken zu ihm saß und mich nicht die ganze Zeit umdrehen wollte. Nur wenige schienen zuzuhören. Die meisten bemühten sich einfach, einen interessierten Eindruck vorzugaukeln und nicht allzu auffällig zu gähnen. Lina warf Rolf weiterhin wollüstige Blicke zu, während dieser die appetitlich angerichtete Vorspeise zu hypnotisieren versuchte, damit sie ohne weiteres Zutun direkt in seinen Mund sprang.
    Ein allgemeines erleichtertes Aufatmen ging durch die Runde, als Zinkelmann endlich zum Schluss kam.
    »Zu guter Letzt möchte ich Ihnen allen noch unsere Gastgeber des heutigen Abends vorstellen. Das ist Herr Wennehoff, seines Zeichens Gründer und Eigentümer des hiesigen Weinguts. Und neben ihm steht Herr Schöller. Er ist Sommelier und kann Ihnen alle Fragen rund um den Wein beantworten.«
    Ich wunderte mich gerade, dass der Name Schöller unter Weinexperten ziemlich häufig vorzukommen schien, als mir siedend heiß und brodelnd einfiel, was Sebastian mir erzählt hatte: Neben seinem Job im Weingroßhandel half er noch ab und zu auf einem Weingut in der Pfalz aus, wenn dort größere Veranstaltungen waren – beispielsweise Firmenevents.
    Oh nein, bitte lass es nicht Sebastian sein , flehte ich still zu einer höheren Macht.
    Insgeheim hatte ich mir zwar in den letzten Tagen schon gewünscht, ihn wiederzusehen, hatte sogar überlegt, abends ins Grottenolm zu gehen, um ihm »rein zufällig« über den Weg zu laufen. Aber ich war ganz bestimmt nicht scharf auf ein Wiedersehen mit ihm, wenn ich von sämtlichen Kollegen umringt war.
    Doch die höhere Macht machte anscheinend gerade Pause, denn als ich mich – gut versteckt hinter Lina – vorsichtig umdrehte, erkannte ich Sebastian, der gerade noch ein paar Worte mit Zinkelmann wechselte.
    Sofort tauchte ich hinter meiner Kollegin ab. Panisch überlegte ich, wie ich der unangenehmen Situation entkommen konnte. Einen plötzlichen Migräneanfall vortäuschen? Mich so an meiner Vorspeise verschlucken, dass ich beinahe erstickte und ins Krankenhaus gebracht werden musste? Einfach rausrennen und nach Hause fahren?
    Ich schüttelte den Kopf. All das würde unweigerlich die Aufmerksamkeit der anderen auf mich ziehen – und natürlich auch Sebastians. Und genau das wollte ich ja gerade vermeiden.
    Also beschloss ich, ganz normal mein Menü zu essen und mich dabei möglichst angeregt mit meinen Kollegen zu unterhalten. Je weniger ich durch merkwürdiges Verhalten aus der Masse herausstach, umso geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass er mich entdeckte. In einem geeigneten Augenblick konnte ich mich dann ja unauffällig aus dem Staub machen.
    Ich nickte nachdenklich. Ja, das war ein guter Plan, fand ich. Bis mir einfiel, dass ich mit Lina mitgefahren war und hier ohne eigenes Auto festsaß.
    Als ich mich verzweifelt nach der

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