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Eine besondere Herzensangelegenheit

Eine besondere Herzensangelegenheit

Titel: Eine besondere Herzensangelegenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Mayfeldt
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raunte ich meiner Kollegin leise zu. Doch ihr entrückter Blick sagte mir, dass meine Warnung schon zu spät kam.
     

Kapitel 16
     
    In der folgenden Zeit versuchte ich, sowohl Linas und Rolf Gefummel unter dem Tisch als auch Sebastians Anwesenheit zu ignorieren.
    Zumindest Letzteres gelang mir nicht. Immer wieder trafen sich unsere Blicke. Und während ich darauf bedacht war, dem Blickkontakt jedes Mal schnell auszuweichen, blieb Sebastians Miene den ganzen Abend über unergründlich. Zum Glück wurde er ständig von Zinkelmann und mehreren meiner Kollegen umlagert, sodass er nicht dazu kam, mich noch einmal anzusprechen.
    Je später es wurde, umso mehr meiner Kollegen verabschiedeten sich. Der verbleibende Rest, der sich selbst gern als »harter Kern« bezeichnete, wurde immer betrunkener und unausstehlicher.
    Lina hatte inzwischen meinen Stuhl wieder freigemacht, indem sie noch einen Platz weitergerutscht war und jetzt wild knutschend auf Rolfs Schoß saß. Ich verdrehte die Augen, denn ich wusste genau, wie die Sache enden würde. Lina würde morgen verheult und mit einer riesigen Sonnenbrille getarnt durchs Büro laufen, während Rolf wieder über sie als die »Kuh mit dem fettesten Hintern der Firma« herziehen würde.
    Aber ich konnte ihr nicht helfen. Anscheinend war sie nun einmal nicht lernfähig.
    Um mir das Elend nicht länger ansehen zu müssen, beschloss ich, lieber ein bisschen vor die Tür zu gehen und frische Luft zu schnappen. Ich verließ das Weingut und lief ein Stück in die Weinberge hinein. Die Luft roch nach Heu und Sommer, und am liebsten hätte ich mich einfach in eine Decke gerollt und die Nacht im Freien verbracht.
    Aber sicher nicht allein , raunte mir eine innere Stimme verführerisch zu.
    »Verdammt«, murmelte ich. Es wurde Zeit, dass ich Sebastian endlich aus meinem Kopf bekam. Es schien fast so, als ob er sich ständig hineinbeamen konnte – gegen meinen Willen natürlich.
    Und vor allem wurde es Zeit, nach Hause zu fahren.
    Entschlossen stapfte ich zum Gut zurück. Auf dem Besucherparkplatz standen nur noch zwei Autos, Linas roter Fiat und ein dunkelblauer Audi.
    Okay, dachte ich verwundert, anscheinend habe ich gerade den allgemeinen Aufbruch verpasst.
    Ich beeilte mich, zurück in den Gastraum zu kommen. Lina wartete bestimmt schon ungeduldig auf mich. Wenn Rolf schon abgehauen war, hatte sie nichts mehr zu tun, und dann war sie eine der unausstehlichsten Personen, denen ich je begegnet war.
    Doch als ich die Tafel erreichte, an der wir gesessen hatten, war niemand aus unserer Firma mehr da. Nur zwei der Bedienungen waren noch damit beschäftigt, Gläser, Servietten und leere Flaschen von den Tischen zu sammeln.
    »Haben Sie gesehen, wo meine Kollegin hingegangen ist?«, fragte ich eine der Bedienungen. »Die etwas fülligere Blondine, die hier gesessen hat?« Ich deutete vage in Richtung meines Platzes.
    »Ach die«, gab die Frau gedehnt zurück. Es entging mir nicht, dass sie einen vielsagenden Blick mit ihrer Kollegin tauschte. »Die ist mit dem Mann weggefahren, mit dem sie die ganze Zeit – äh – geredet hat.«
    »Was?« Ich starrte sie entsetzt an. Das durfte doch nicht wahr sein! Ich ließ Lina nur ein paar Minuten aus den Augen, und schon dampfte sie ab, noch dazu ausgerechnet mit Rolf.
    Grundsätzlich konnte sie ja tun, was sie wollte, aber wie sollte ich jetzt nach Hause kommen? Linas Auto stand zwar noch auf dem Parkplatz, aber ohne den Schlüssel nutzte mir das herzlich wenig. Für das Kurzschließen, wie man es in Filmen immer sah, fehlte mir nicht nur die kriminelle Energie, sondern auch der notwendige Sachverstand.
    Ich überlegte einen Augenblick.
    »Könnten Sie mir vielleicht ein Taxi rufen?«, bat ich dann die Frau schweren Herzens. Die Fahrt würde mich eine ganze Stange Geld kosten, das ich eigentlich nicht auszugeben bereit war, aber was sollte ich tun? »Ich muss irgendwie nach Hause kommen.«
    »Ich kann dich mitnehmen. Wir haben doch fast den gleichen Weg«, bot Sebastian an, der unbemerkt hinter mich getreten war.
    Unwillkürlich zuckte ich zusammen. Dann drehte ich mich langsam zu ihm um. Er sah mich mit seinen schönen blauen Augen an. Aber er lächelte nicht. In diesem Moment konnte ich nicht einmal erahnen, was in ihm vorging.
    »Aber ...«, begann ich.
    Doch die Bedienung ignorierte meinen Widerspruch einfach. »Dann ist ja alles klar«, flötete sie und verschwand mit ihrem vollgestellten Tablett in den Nebenraum.
    »Mein Auto steht draußen

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