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Eine besondere Herzensangelegenheit

Eine besondere Herzensangelegenheit

Titel: Eine besondere Herzensangelegenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Mayfeldt
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das gesamte Schlossgelände unsicher. Zu jeder Mauer rannte ich hin, nur um mich hinüberzulehnen und nach unten zu sehen.
    Dass ich dabei mehr als nur einen irritierten Blick erntete, war mir völlig egal. Ich war so begeistert von mir selbst, dass ich jeden Touristen am Schloss hätte umarmen und küssen können.
     
    Nach einer Weile machte ich mich auf den Heimweg. Ich war immer noch in absoluter Hochstimmung. Lilys Herausforderung hatte ich mit Bravour gemeistert, was sollte mich da noch schocken können?
    Vielleicht der Hängekorb eines Fensterputzers, überlegte ich, als ich vor ebensolchem zum Stehen kam. Der Korb war mit starken Haken außen an der Glasfassade eines mehrstöckigen Bürogebäudes befestigt. Noch stand er unten an der Straße, aber der Fensterputzer, ein junger Typ mit südländischem Aussehen und Dreitagebart, machte sich gerade für seinen Job fertig, während er mit kräftigen Kaubewegungen einen Kaugummi malträtierte.
    Spontan sprach ich ihn an.
    »Entschuldige, darf ich dich mal was fragen?«
    Er drehte sich zu mir um. »Ja?«
    »Kannst du mir einen riesigen Gefallen tun? Es geht um eine Wette, die ich unbedingt gewinnen möchte. Würdest du mich in deinem Korb mit nach oben nehmen? Nur ganz kurz!« Ich setzte mein charmantestes Lächeln ein.
    Er sah mich an, als habe ich ihn gebeten, auf einer Kuh drei Mal um den Block zu reiten. Doch schließlich willigte er ein.
    »Meinetwegen. Aber echt nur kurz.« Dann grinste er plötzlich. »Oder du bleibst einfach ein bisschen länger und hilfst mir ein bisschen beim Putzen.«
    »Äh – nein«, gab ich zurück. »Aber trotzdem danke für das Angebot.«
    Trotz meiner Dreistigkeit hielt er mir bereitwillig die Einstiegsklappe für den Korb auf. Ich schlüpfte hinein.
    Doch während ich mich auf der Straße noch vollkommen siegessicher gefühlt hatte, schrumpfte meine Zuversicht sofort, als ich merkte, wie wackelig die Vorrichtung war.
    »Aber nicht so schnell, okay?«, bat ich kleinlaut und fügte erklärend hinzu: »Ich hatte nämlich bis heute Morgen noch Höhenangst.«
    Am Blick des Fensterputzers konnte ich deutlich erkennen, dass er mich spätestens jetzt für nicht mehr ganz zurechnungsfähig hielt, aber immerhin warf er mich nicht raus. Als er den Knopf zum Aufwärtsfahren drückte, setzte sich der Korb ruckelnd in Bewegung.
    Ich spürte, wie meine Beine zu zittern begannen. Krampfhaft hielt ich mich am Rand des Korbs fest und vermied es, den Blick auf die Straße zu richten, die sich immer weiter entfernte.
    Als wir ungefähr auf Höhe des zweiten Stockwerks ankamen, passierte es: Plötzlich sah ich es wieder vor mir, den in die Tiefe stürzenden Körper, die in der Luft wehenden Haare. Mir wurde übel.
    »Bitte, lass mich sofort runter«, japste ich atemlos. »Ich muss hier raus!«
    Doch der Fensterputzer dachte gar nicht daran, meiner Bitte nachzukommen. Er grinste mich hämisch an. »Ach was, jetzt schaffen wir’s auch bis ganz oben.« Lässig legte er seinen Arm um meine Schulter. »Ich bin ja bei dir.«
    »Lass mich sofort runter!«, schrie ich in Panik. Ich griff nach der Steuerung für den Korb, aber der Kerl hielt sie so, dass ich nicht hinkam. Dabei lachte er laut auf.
    Ich sah keinen Ausweg mehr. Ich drehte meinen Kopf zu seiner Hand, die immer noch locker über meiner Schulter hing – und biss mit aller Kraft hinein.
    Sofort stieß der Fensterputzer mich von sich weg, sodass ich gegen den hinteren Rand des Korbs prallte. Dann starrte er mich hasserfüllt an.
    »Was soll denn das? Du verdammte Schlampe!«
    Einen Moment lang befürchtete ich, er würde sich auf mich stürzen und mich verprügeln oder aber mich einfach aus dem Korb werfen. Doch er hielt sich nur wehleidig seine Hand und jammerte vor sich hin.
    Immerhin hatte ich erreicht, dass der Korb nun wieder nach unten fuhr.
    Wir waren noch nicht am Boden angekommen, als ich allen Mut zusammennahm, mich über den Rand schwang und auf die Straße sprang. Mit einem Mal fühlte ich mich leicht und gelöst. Seltsamerweise hatte sich meine Angst genau in dem Augenblick verflüchtigt, als er mich geschubst hatte.
    Nachdem ich einen Sicherheitsabstand von ein paar Metern zwischen uns gebracht hatte, drehte ich mich noch einmal zu ihm um. Sein düsterer Blick erinnerte fatal an Hassos Herrchen, als sein Hund meinen Apfelkuchen verspeist hatte.
    »Ich danke dir«, rief ich ihm zu. »Ich glaube, du hast mich endgültig kuriert.«
     

Kapitel 20
     
    LOL! , war Lilys erster Kommentar,

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