Eine besondere Herzensangelegenheit
besondere Herzensangelegenheit. Doch ich wusste nicht, ob ich auch den Mut haben würde, mein Vorhaben wirklich in die Tat umzusetzen.
»Jetzt oder nie«, feuerte ich mich selbst an.
Das habe ich , tippte ich schließlich mit einem mulmigen Gefühl. Du hast die Zügel mit der letzten Herausforderung ganz schön angezogen, aber ich setze jetzt bestimmt noch einen drauf. Und ich hoffe, dass ich weder dich noch mich selbst damit überfordere.
Die neue Aufgabe lautet: Mache einen großen Fehler aus deiner Vergangenheit wieder gut.
Ich zögerte eine Weile, während der Mauszeiger bewegungslos über dem Senden -Button schwebte. Aber dann presste ich die Lippen zusammen und schickte die Mail ab.
Auch Lilys Antwort kam deutlich später als sonst.
Oops, das ist wirklich ein harter Brocken. Du hast ja keine Ahnung, wie viele Fehler ich in meinem Leben schon gemacht habe. Ich habe also sozusagen die freie Auswahl. Aber du hast recht. Ich finde bestimmt etwas, was ich unbedingt wieder gutmachen muss.
Und eines muss ich dir noch sagen: Ich bin wirklich froh, dass wir uns kennengelernt haben, und ich freue mich schon drauf, wenn wir uns irgendwann mal persönlich treffen.
Ich auch, dachte ich, als ich Lilys Zeilen gelesen hatte.
Und ich war mir ganz sicher, dass ich das, was ich als Nächstes vorhatte, ohne sie nie gemacht hätte.
Kapitel 21
Noch am gleichen Abend machte ich mich auf den Weg nach Ladenburg. Ich wollte mein Vorhaben nicht länger aufschieben, damit mich nicht auf halbem Weg der Mut verließ.
Während ich im Auto saß, dachte ich noch einmal über die Wochenaufgabe nach.
Das ist wirklich ein harter Brocken , hatte Lily geschrieben. Ich fragte mich, ob sie auch nur eine Ahnung hatte, wie richtig sie damit lag.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, die Herausforderung anders zu formulieren. Mache deinen größten Fehler wieder gut , hatte ich eigentlich schreiben wollen. Doch mir war sehr schnell klar geworden, dass ich das nicht konnte. Meinen größten Fehler würde ich nie wieder gutmachen können, und vielleicht ging es Lily genauso.
Aber vielleicht kann ich wenigstens den zweitgrößten Fehler wieder gutmachen, ging es mir durch den Kopf, als ich vor dem kleinen Reihenhäuschen am Stadtrand hielt. Ich stellte den Motor meines Wagens aus, blieb aber noch eine Weile sitzen und starrte zu dem Haus hinüber.
Hier wohnte Mona jetzt also. Ich hatte die Adresse aus dem Telefonbuch herausgesucht. Dabei war ich nicht mal sicher gewesen, ob meine ehemals beste Freundin immer noch in der Region wohnte oder schon lange weggezogen war.
Früher einmal waren wir unzertrennlich gewesen. Wir kannten uns schon aus dem Kindergarten und waren von der ersten Klasse an gemeinsam zur Schule gegangen. Die »siamesischen Zwillinge« hatte mein Vater uns immer genannt, weil wir eigentlich nie etwas ohne den anderen unternommen hatten. Bis zu diesem schicksalhaften Abend vor zehn Jahren. Dem Abend, der alles verändert hatte.
Fest umklammerte ich das Lenkrad. »Du schaffst das«, flüsterte ich mir selbst Mut zu. Doch auch als ich aus dem Auto stieg und auf das Haus zuging, war ich mir alles andere als sicher.
Ein melodischer Dreiklang ertönte, als ich auf den Klingelknopf drückte. Ich wunderte mich noch, dass die Klingel mit zwei Namen beschriftet war, Mona Karnstein und Tobias Baumeister, wurde aber durch das Öffnen der Tür aus meinen Gedanken gerissen.
Der Mann, der mich freundlich lächelnd ansah, war groß, schlank, braun gebrannt und ausgesprochen attraktiv. Seine grünen Augen blitzten belustigt, wahrscheinlich, weil ich ihn anstarrte wie ein Alien mit drei Antennen auf dem Kopf.
»Kann ich dir irgendwie weiterhelfen?«, fragte er nach einer Weile.
»Hallo«, stammelte ich. »Ich – äh – ich wollte eigentlich zu Mona.« Auf die Idee, mich vorzustellen, kam ich in diesem Moment gar nicht.
»Klar, komm doch rein.« Der Mann, der wahrscheinlich Tobias war, machte eine einladende Geste.
»Schatz, hier ist Besuch für dich«, rief er über die Schulter. Wieder an mich gewandt sagte er: »Mona kommt gleich. Ich muss dich leider so lange allein lassen, sonst brennt mir das Essen an.«
Ich musste nicht lange warten. Schon kurz nachdem er mich in dem kleinen Hausflur allein gelassen hatte, öffnete sich die Tür wieder, die ins Innere des Hauses führte, und Mona kam hindurch. Aus ihrem Rollstuhl musste sie zu mir aufblicken. Als sie mich erkannte, erstarb ihr Lächeln sofort.
»Du?«,
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