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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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bisschen frivol. Sie waren auch nicht unbedingt hässlich, doch ihre Schleier waren richtige Schleier, die aus zwei Lagen feinen Netzes bestanden, die rundherum um die Krempe angebracht waren.
    „Wir werden in der Stadt nicht besonders schnell fahren“, erklärte Barnes, während er seine Fahrbrille aufsetzte, „aber sie könnten dafür Verwendung finden, wenn wir aufs Land hinaus fahren, Ma’am.“
    Venetia löste ihren eigenen Hut und setzten den Fahrhut auf den Kopf. Der Effekt war, wie wenn man plötzlich in ein Nebelfeld geriet – nicht die Londoner Waschküche, sondern die Sorte Nebel, die sie bei frühmorgendlichen Spaziergängen auf dem Land erlebt hatte und die an über den Boden wabernde Rauchschwaden erinnerte.
    Das geschäftige Treiben außerhalb der Grand Central Station ließ nach.
    Barnes kurbelte den Motor an, kletterte auf seinen Sitz und löste die Bremse. Wie im Traum glitten die Straßen Manhattans an Venetia in ihrem durchsichtigen Kokon vorbei, die Farben blass, die Gebäude an den Rändern unscharf, die Passanten verschwommen auf eine Weise, die moderne Künstler sicher fasziniert hätte.
    Hätte sie nur ihr gesamtes Leben derart in Watte gepackt verbracht, geschützt vor seinen Tücken und Turbulenzen.
    Sie fuhren ungefähr eine Meile, ehe das Automobil hielt. „Hier ist Ihr Hotel, Mrs Easterbrook, mit all seinen siebzehn Stockwerken“, sagte Barnes stolz. „Großartig, nicht wahr? Es hat auch Elektrizität im ganzen Gebäude – und ein Telefon in jedem Zimmer.“
    Das Hotel war in der Tat sehr hoch und ließ die nebenstehenden Gebäude wie Zwerge aussehen.
    „Sehr beein…“
    Venetia erstarrte. Genau in ihrem Blickfeld spazierte, groß, hochmütig und tadellos gekleidet, kein Geringerer als der Duke of Lexington die Straße herunter. Er warf einen flüchtigen Blick auf das Automobil und ging dann in das Hotel hinein.
    Ihr Hotel. Was machte er hier?
    Ihr erster Impuls drängte sie zur Flucht. Sie würde woanders wohnen – sie benötigte keine siebzehn Stockwerke oder einen Telefonapparat in ihrem Zimmer. Sie war nicht nach New York geflohen, um unter dem gleichen Dach zu wohnen wie ihre Nemesis.
    Stolz regte sich trotzig in ihr und hielt sie davon ab, Barnes dazu aufzufordern, sie in ein anderes Hotel zu bringen. Sie straffte die Schultern. „Sehr beeindruckend. Ich bin sicher, ich werde meinen Aufenthalt hier genießen.“
    Wenn jemand in die entgegengesetzte Richtung wegrennen sollte, dann war er es, nicht sie. Sie hatte niemanden verleumdet. Sie hatte keine niederträchtigen Gerüchte verbreitet. Sie hatte nicht geredet, ohne sich über mögliche Folgen Gedanken zu machen.
    Ein Portier erschien, um ihr aus dem Wagen zu helfen. Die Kofferträger des Hotels holten ihr Gepäck. Sie lehnte Barnes‘ Vorschlag ab, sich um ein Zimmer für sie zu kümmern, gab ihm Trinkgeld und wünschte ihm einen guten Tag.
    Erst als sie die Rotunde des Hotelfoyers aus Onyx und Marmor passierte, bemerkte sie, dass sie noch immer vollkommen verschleiert war. Das Halbdunkel im Inneren raubte ihr noch mehr die Sicht, doch sie war nicht restlos blind. Ohne ein Malheur erreichte sie die Rezeption.
    Der Hotelmitarbeiter runzelte kurz ob ihrer Erscheinung die Stirn. „Guten Tag, Ma’am. Wie kann ich Ihnen helfen?“
    Ehe sie antworten konnte, begrüßte ein weiterer Mitarbeiter ein kleines Stück entfernt ebenfalls einen Gast. „Guten Tag, Euer Gnaden.“
    Sie erstarrte erneut.
    „Gibt es Neuigkeit bezüglich meiner Überfahrt?“, erklang Lexingtons kühle Stimme.
    „In der Tat, Sir. Wir haben für Sie eine Victoria-Suite auf der Rhodesia reservieren lassen. Es gibt nur zwei solche Suiten auf dem Schiff, und Sie können sich sicher sein, dort den größten Komfort, Luxus und absolute Ungestörtheit auf Ihrer Überfahrt zu genießen.“
    „Abfahrtszeit?“
    „Morgen früh um zehn Uhr, Sir.“
    „Ausgezeichnet“, sagte Lexington.
    „Ma’am, wie kann ich Ihnen behilflich sein?“, erkundigte sich Venetias Hotelangestellter ein weiteres Mal.
    Wenn sie nicht umgehend die Rezeption verließ, musste sie antworten und an einer bestimmten Stelle auch ihren Namen nennen. Sie räusperte sich – und sprach unvermittelt ein paar Brocken Deutsch. „Ich hätte gerne Ihre besten Zimmer.“
    Sie rannte am Ende doch weg. Sie ballte die Hände zu Fäusten, während das Chaos in ihr aufloderte und zu Zorn entbrannte.
    „Entschuldigen Sie, Ma’am?“
    Sie biss die Zähne zusammen und wiederholte den Satz.
    Der

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