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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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ihr zu begegnen. Sein Fernbleiben beraubte ihn zudem der Möglichkeit, die vielen jungen Damen dort kennenzulernen. Wer sagte denn, dass er unter ihnen nicht eine finden konnte, die in der Lage war, ihn ein für alle Mal von ihr abzubringen?
    Es klopfte. Christian öffnete selbst die Tür – er hatte seinem Butler zwei Wochen frei gegeben, damit dieser seinen Bruder besuchen konnte, der nach New York ausgewandert war. Ein junger Page verbeugte sich und reichte ihm eine Nachricht von Mrs Winthrop. Sie war ebenfalls Gast des Hotels und hatte sich ihm in den vergangen drei Tagen praktisch an den Hals geworfen.
    Christian musste sich dringend ablenken, wollte jedoch in Bezug auf Affären einen gewissen Mindeststandard halten. Mrs Winthrop war unglücklicherweise nicht nur überaus eitel, sondern auch mehr als ein wenig dumm. Ihre jüngste Einladung zeigte zudem, dass sie Andeutungen nicht verstehen konnte.
    „Übermitteln Sie Mrs Winthrop mein Bedauern, zusammen mit einem Blumenstrauß“, sagte er zum Pagen.
    „Jawohl, Sir.“
    Sein Blick fiel auf die Karte des Central Park, die auf dem Konsolentisch lag. „Und bringen Sie Baronin von Seidlitz-Hardenberg ihre Karte zurück.“
    Der Page verbeugte sich und ging.
    Christian trat hinaus auf den Balkon seiner Suite und sah hinunter. Die Höhe war atemberaubend, die Luft böig und kühl. Die Passanten unten hatten die Größe von Spielfiguren, sahen aus wie kleine Gliederpuppen, die auf den Gehwegen umherliefen.
    Eine Frau kam aus dem Hotel. Die Baronin von Seidlitz-Hardenberg, wie er unschwer an ihrem albernen Hut erkennen konnte. Der Rest ihres Körpers war jedoch äußerst wohlgeformt – eine gebärfreudige Figur, die für die Fortpflanzung wie geschaffen war. Obwohl er keinerlei Absichten hatte, ein Kind mir ihr zu zeugen, war er als Produkt der Evolution durch die Vorzüge ihres Körperbaus doch in ausreichendem Maße von seinen vorherigen düsteren Gedanken abgelenkt.
    In der Enge des Aufzugs hatte er ihre gespannte Aufmerksamkeit mit jeder Faser seines Körpers spüren können.
    Er war weder zu Hause noch im Ausland unbeliebt. Dennoch war das Interesse der Baronin außergewöhnlich eindringlich, und das umso mehr, weil sie ihn nicht ein einziges Mal direkt angesehen hatte.
    Nun aber tat sie genau dies. Sechzehn Stockwerke unter ihm blickte sie über ihre Schulter hinweg zielsicher zu ihm hinauf. Ihr Blick traf ihn durch die milchigen Netze, die ihr Gesicht verhüllten. Dann überquerte sie die Straße und verschwand unter den Bäumen des Central Park.
    Venetia nahm die Bäume, Teiche, Brücken und jungen Leute auf ihren Rädern nur am Rande wahr. Die Seelöwen in der Tierschau bellten, Kinder tobten umher, um die Eisbären zu sehen, eine klagende Geige spielte die Méditation von Thaïs – doch alles, was sie hörte, war die Stimme des Herzogs, der sie nicht entrinnen konnte.
    Die Dame möchte Ihre besten Zimmer.
    Die Dame möchte in den fünfzehnten Stock.
    Ihre Karte, Madame.
    Er hatte kein Recht dazu, hilfreich und ritterlich aufzutreten, er, der sie abgeurteilt hatte, als ob er alles über sie wüsste, was es zu wissen gab. Obwohl er nichts wusste – absolut gar nichts.
    Und dennoch war sie diejenige, die sich dafür schämte, dass ihr Ehemann sie so verachtet hatte. Hätte der Herzog nur den Anstand besessen, eine private Unterhaltung für sich zu behalten, hätte sie die Angelegenheit weiterhin ruhigen Gewissens ignorieren können. Aber das hatte er nicht getan, und seine Enthüllungen würden sie nun für immer verfolgen.
    Sie wollte – musste – etwas tun, um ihn von seinem komfortablen Podest zu stoßen, ihn seiner Arroganz zu berauben. Seine Taten mussten Folgen haben. Er würde ihren guten Ruf nicht ungestraft beschmutzen können.
    Doch was konnte sie tun? Sie konnte ihn nicht wegen Verleumdung verklagen, da er nie ihren Namen genannt hatte. Sie kannte kein schmutziges Geheimnis von ihm, das sie im Gegenzug in Umlauf bringen konnte. Und selbst wenn sie jede Frau unter sechsundfünfzig vor seinem barbarischen Wesen gewarnt hätte, so konnte er sich dank seines Titels und Wohlstands dennoch jede Frau der Welt aussuchen und heiraten.
    Als sie in das Hotel zurückkehrte, war es bereits dunkel, ihre Füße schmerzten, und in ihren Schläfen hämmerte es. Der Aufzug war abgesehen vom Fahrstuhlführer leer, doch es kam ihr so vor, als sei der Herzog dennoch präsent und verspottete sie mit seiner Unverwundbarkeit.
    Der Duft von Lilien empfing sie, als sie

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