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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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die Tür ihrer Suite öffnete. Eine große, pfirsichfarbene Blumenvase, die zuvor nicht dagewesen war, stand in der Mitte des Wohnzimmertischs. Aus der Vase ragten die beeindruckend langen Stiele weißer Callas und orangefarbener Gladiolen, deren Blütenblätter im Schein des elektrischen Lichts grell leuchteten.
    Ihre Familie hätte ihr niemals weiße Callas geschickt. Als sie Tony geheiratet hatte, waren in ihrem Brautstrauß diese Blumen gewesen. Sie zupfte eine Karte aus dem Farn, der die Blumen zusammenhielt.
    Der Duke of Lexington lässt mit Bedauern mitteilen, dass er New York verlassen wird und hofft, bei einer anderen Gelegenheit das Vergnügen zu haben, Madame.
    Was für eine Frechheit. Der kostspielige Blumenstrauß war nichts anderes als die Mitteilung, die besagte, sollten sie einander jemals wiedersehen, sähe er es gerne, wenn sie bereits nackt im Bett auf ihn wartete. Er verachtete also Venetia Easterbrooks Seele, mochte aber ihre Hinterseite durchaus, solange er nicht wusste, wem sie gehörte.
    Sie riss die Karte entzwei. Dann in vier Teile. Danach in acht. Sie zerriss sie immer weiter und erstickte dabei fast an ihrer Ohnmacht.
    Ihr kamen Helenas Worte in den Sinn. Räche dich, Venetia. Mach, dass er sich in dich verliebt, und dann gib ihm einen Korb.
    Warum nicht?
    Was würde es ihm ausmachen? Es wäre lediglich eine schiefgegangene Affäre. Ihn würde ein paar wenige Wochen Liebeskummer plagen – wenn sie Glück hatte ein paar Monate. Sie aber würde den Rest ihres Lebens unter der Last seiner Enthüllungen zu leiden haben.
    Sie rief den Concierge an und verlangte ein Ticket für eine Kabine erster Klasse auf der Rhodesia , so nah an den Victoria-Suiten wie möglich. Danach setzte sie sich und schrieb Helena und Millie eine Nachricht, die ihren plötzlichen Aufbruch erklärte.
    Erst als sie den Umschlag zuklebte, begann sie über die Einzelheiten ihres Verführungsplans nachzudenken. Wie konnte sie trotz seiner scheinbar unumstößlichen Meinung über sie zu ihm durchdringen? Wenn er ihr ins Gesicht sah, das ihr normalerweise bei solchen Unterfangen den entscheidenden Vorteil verschaffte, und sich abwandte?
    Es spielte keine Rolle. Sie musste sich etwas einfallen lassen, das war alles. Wo ein Wille war, war auch ein Weg. Und sie wollte mit der geballten Willenskraft jeder Faser ihres Körpers erreichen, dass der Duke of Lexington den Tag verfluchte, an dem er sich entschlossen hatte, ihr mit gezücktem Messer in den Rücken zu fallen.

KAPITEL 4
    ***
    Lexington stand an der Reling und beobachtete das geschäftige Treiben unten auf dem Kai.
    Kutschen und schwere Karren fuhren überraschend geordnet das Dock hinauf und hinunter. Hafenarbeiter mit breiten Schultern und prallen Armmuskeln hievten Koffer und Kisten auf eine Rutsche, über die sie ins Innere des Frachtraums befördert wurden. Schlepper gaben einander Signale und machten sich bereit, den Bug des riesigen Ozeandampfers zu drehen, damit er auf die offene See auslaufen konnte.
    Die Passagiere des Schiffs kamen die Landungsbrücke herauf: kichernde junge Mädchen, die nie zuvor den Atlantik überquert hatten, gleichgültige Geschäftsmänner, für die es die dritte Überfahrt in diesem Jahr war und die daran nichts Besonderes mehr fanden, Kinder, die aufgeregt auf die Schornsteine des Schiffes zeigten, eingewanderte Arbeiter – überwiegend aus Irland –, die für einen kurzen Besuch in die alte Heimat zurückkehrten.
    Der Mann, der einen für seine restliche Kleidung zu ausgefallenen Hut trug, war wahrscheinlich ein Schwindler, der vorgab, er habe eine „absolut außergewöhnliche, nie wiederkehrende Gelegenheit“ entdeckt, sein Geld gewinnbringend anzulegen, die er seinen Mitreisenden zur Beteiligung anbot. Die schlicht gekleidete, auf den ersten Blick bescheidene Gesellschafterin, die die männlichen Passagiere der ersten Klasse allerdings habgierig musterte. Sie wollte nicht für immer Gesellschafterin bleiben – am besten keinen Tag länger. Der Jugendliche, der den Rücken seines aufgedunsenen, schwitzenden Vaters verächtlich anstarrte und bereit schien, seinen unansehnlichen Erzeuger zu verleugnen und für sich einen ganz neuen Stammbaum zu erfinden.
    Doch welchen Reim sollte er sich auf Baronin von Seidlitz-Hardenberg machen, die dort die Landungsbrücke heraufkam – oder war sie es am Ende doch nicht? Er erkannte ihren Hut, der beinahe aussah wie der eines Imkers, nur glatter und glitzernder. Am Tag zuvor war der Schleier

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