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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Sicht möglicherweise sogar schadet.“
    „Dies ist eine sehr zynische Haltung gegenüber der Schönheit.“
    „Das ist die Haltung, die die Schönheit verdient“, entgegnete der Herzog kalt.
    „Es könnte ein wenig schwerer werden, als du zunächst angenommen hast, Venetia“, bemerkte Helena sanft. „Der Herzog ist offensichtlich ein Unruhestifter.“ Einer, für den sich Venetia mehr und mehr interessierte, auf eine etwas andere Art, als es sich für eine mögliche Schwägerin vermutlich ziemte.
    Ein junger Mann sprang auf. „Sir, wenn ich Sie richtig verstehe, haben Sie damit im Grunde genommen alle schönen Frauen als nicht vertrauenswürdig bezeichnet.“
    Venetia schnalzte verächtlich mit der Zunge. Der Herzog hatte das mitnichten gesagt. Er hatte lediglich dazu geraten, eine nüchterne Haltung im Umgang mit der Schönheit einzunehmen. Schöne Frauen sollten, wie alle anderen auch, nach Eigenschaften beurteilt werden, unabhängig von bloßen körperlichen Attributen. Was konnte daran falsch sein?
    „Schöne Frauen sind nun einmal grundsätzlich nicht vertrauenswürdig“, antwortete der Herzog.
    Venetia zog die Brauen zusammen. Bitte nicht das schon wieder. Schönheit zu verteufeln war ebenso schlimm, wie sie mit Tugend gleichzusetzen. Vielleicht sogar schlimmer.
    „Eine schöne Frau wird so lange begehrt, wie ihre Schönheit besteht, man verzeiht ihr jegliche Fehltritte und erwartet nichts anderes von ihr, als schön zu sein.“
    Venetia schnaubte. Wenn das nur wahr wäre.
    „Aber, Sir, wir sind doch sicherlich nicht alle so blind“, hielt der junge Mann dagegen.
    „Erlauben Sie mir, in diesem Fall den Beweis in Form einer Anekdote zu erbringen. Anekdoten sind natürlich keine wissenschaftlich verlässlichen Quellen. Doch wo es unmöglich ist, vorurteilsfreie, reine Fakten einzuholen – und so verhält es sich mit Studien der menschlichen Psyche grundsätzlich –, werden sie genügen müssen.
    Vor einigen Jahren war ich Ende August in London unterwegs. Zu dieser Zeit verlässt der gesamte englische Adel üblicherweise die Stadt und begibt sich aufs Land. Außer mir und einem anderen Mann war niemand in meinem Club.
    Ich erkannte ihn, denn jemand hatte mich einmal darauf hingewiesen, dass er der Ehemann einer sehr schönen Frau war. Er sprach kurz von seiner Frau und warnte mich, dass ein Mann sie nicht begehren sollte, wenn er nicht so werden wollte wie er.
    Die Unterhaltung gefiel mir nicht. Ich verstand seine Warnung auch nicht, bis ich ein paar Tage später in der Zeitung seine Todesanzeige las. Ich stellte einige Nachforschungen an und erfuhr, dass er nicht nur bankrott gewesen war, sondern auch horrende Schulden bei einigen Juwelieren angehäuft hatte. Die Umstände seines Todes hätten beinahe zu einer polizeilichen Untersuchung geführt.“
    Es war, als legte sich in Venetias Verstand ein Schalter um. Die Frau, die der Herzog ganz offensichtlich beschuldigte, für den Tod ihres Mannes verantwortlich zu sein … War es tatsächlich möglich, dass er von ihr sprach?
    „Seine Witwe heiratete ein knappes Jahr später einen viel älteren, sehr wohlhabenden Mann. Es grassierten bald Gerüchte, dass sie eine Affäre mit einem guten Freund von ihm hatte. Als er schließlich auf dem Sterbebett lag, besaß sie nicht einmal den Anstand, in seinen letzten Stunden bei ihm zu sein. Er starb allein.“
    Er sprach tatsächlich von ihr, verdrehte dabei jedoch die Fakten auf abscheuliche Weise. Am liebsten hätte sie sich die Ohren zugehalten, konnte sich jedoch nicht bewegen. Sie konnte nicht einmal blinzeln, ihn nur weiter mit dem leeren Blick einer Statue anstarren.
    Die Beurteilung ihrer zweiten Ehe versetzte ihr einen Stich, doch das war nur halb so wichtig – sie hatte einige der besagten Gerüchte selbst in Umlauf gebracht. Doch was er in Bezug auf Tony andeutete, noch dazu in dessen eigenen Worten, dass er ihr unterstellte, dass er sich nur ihretwegen umgebracht hatte …
    „Außerordentlich herzlos, unsere Schöne.“
    Redete er langsamer? Jede einzelne, vernichtende Silbe hing eine Ewigkeit in der Luft, in der tausende kleine Staubpartikel in grellem, weißem Licht glitzerten wie im hellen Schein einer Laterne gefangen.
    „Man würde meinen, dass ihr das nachhängt“, fuhr der Herzog unerbittlich fort. „Aber nein, sie ist überall willkommen und wird kontinuierlich mit Heiratsanträgen überhäuft. Es scheint so, als ob sich niemand an ihre Vergangenheit erinnern könnte. Daher glaube ich

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