Eine betoerende Schoenheit
Biss in ihr Ohrläppchen, den sie bis in die Zehenspitzen spürte, „die kleinste Berührung lässt sie erbeben.“
Danach fiel kein weiteres Wort mehr. Er brachte ihre Körper so in Einklang, dass jede Berührung wie ein Feuerwerk war. Als er die Kontrolle verlor, stieß er sich wieder und wieder in sie, bis sie meinten, den Verstand zu verlieren. Sie war taub und blind vor Lust. Darin ertrinkend klammerte sie sich an ihn, ihre einzige Rettung im Sog ihrer Empfindungen.
Sie wurden langsamer. Er war fest und schwer über ihr. Sie lauschte seinen schnellen, kurzen Atemzügen und fühlte sich auf seltsam gute Weise entblößt, wie Haut, die lange von einem Verband bedeckt gewesen war und nun endlich wieder der Luft, dem Licht und Berührungen ausgesetzt wurde.
Denk nicht nach, ermahnte sie sich. Denk an gar nichts. So lange, wie du nur kannst.
KAPITEL 5
***
Das Grollen des Donners klang weiter entfernt. Der Regen prasselte nicht mehr so heftig auf das Deck. Die Rhodesia schlingerte noch leicht, neigte sich aber nicht mehr völlig unvermittelt in verschiedene Richtungen.
Christian rollte sich auf die Seite und zog die Baronin mit sich. Ihr kühles, samtweiches Haar kitzelte die Haut auf seinem Arm. Wenn sie ausatmete, streifte ihr Atem feucht und warm seine Halsbeuge. Ihr Körper war nun endlich entspannt, fast schlaff.
Er war mit sich zufrieden – vielleicht sogar zu sehr. Für einen Naturwissenschaftler gab es nichts Trivialeres als den Geschlechtsakt. Doch mit Baronin von Seidlitz-Hardenberg zu schlafen war alles andere als gewöhnlich gewesen. Im Gegenteil, es hatte ihm etwas bedeutet, war viel mehr gewesen als der Anfang einer Affäre, die eine Woche dauern würde.
Die berauschenden Ereignisse des Abends hatten ihn so gefesselt, dass er bis jetzt keinen Gedanken an einen Schwamm oder ein Kondom verschwendet hatte. Und das ihm, der er normalerweise in dieser Hinsicht so gewissenhaft war. Ebenfalls ungewohnt für ihn war, dass sie in seinem Bett lag. Er zog es gewöhnlich vor, bei seinen Liebschaften die Zügel in der Hand zu behalten, zu gehen oder zu bleiben, wie es ihm beliebte. Doch diesmal hatte er ihr die Kontrolle überlassen: Sie wollte ihre Angst überwinden, und das weckte seine Ritterlichkeit.
Er hob eine Haarsträhne von ihr an und wickelte sie sich um den Finger. „Ich bin froh, dass du dich entschlossen hast, meinen Vorschlag zu überdenken.“
An seiner Schulter machte sie einen Laut, der sich wie Hmmfft anhörte .
Er ließ von ihrem Haar ab, drehte ihren Kopf und küsste sie auf den Mund. „Was hat dich dazu gebracht, deine Meinung zu ändern?“
Ihre Antwort bestand wieder aus einem Hmmfft, doch sie verkrampfte sich wieder – er konnte es an ihren Gesichtsmuskeln spüren.
Er ahnte, warum sie nicht gern darüber sprechen wollte: Sie dachte wahrscheinlich, er habe sie willkürlich angesprochen und hatte sich noch nicht damit abgefunden, dass sie letztendlich eingewilligt hatte.
„Du bist auf eine interessante Weise widersprüchlich. Du versteckst dein Gesicht, doch dein Gang ist alles andere als schüchtern.“
Er wollte nicht nur, dass sie blieb, in dieser Nacht war sogar er derjenige, der das Gespräch suchte – eine absolute Kehrtwende für einen Mann, der danach für gewöhnlich allein sein wollte.
„Oh?“, murmelte sie an seiner Wange.
„Dein Gang hat etwas Selbstsicheres. Es ist kein Stolzieren, sondern eine irgendwie souveräne, energische Art der Fortbewegung. Eine Frau, die mit verschleiertem Gesicht durch die Gegend läuft, erregt Aufmerksamkeit, was durchaus verunsichern kann. Aber du gehst einfach so deiner Wege, als ließe dich die Aufmerksamkeit völlig kalt, als durchquertest du jeden Tag ein Meer starrender Augen.“
Sie reckte sich. „ Das interessiert dich?“
„Deine Gründe interessieren mich. Ich habe mich gefragt, ob du auf der Flucht bist, aber das kann nicht sein, der Schleier führt ja eher dazu, dass du gesehen wirst. Es besteht auch die geringe Wahrscheinlichkeit, dass du Muselmanin bist, aber keine Muselmanin, die sich die Mühe macht, ihr Gesicht vollkommen zu verschleiern, würde je allein reisen. Es gibt also noch zwei Möglichkeiten. Entweder willst du einfach niemandem dein Gesicht zeigen, oder deine Züge sind höchst unregelmäßig.“
Sie wich zurück. „Sie finden Gefallen an entstellten Frauen? Haben Sie mich aus diesem Grunde gefragt, ob ich Ihre Geliebte sein möchte?“
„Habe ich je gefragt, ob du meine Geliebte sein
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