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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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bezweifle ich nicht. Dir ist bewusst, dass wir sehr unverschämt vorgehen?“
    „Unverschämtheit ist etwas für gewöhnliche Sterbliche“, sagte er. „Der Duke of Lexington hingegen legt fest, was sich ziemt – oder definiert es, wenn nötig, neu.“
    „Wenigstens bist du amüsant.“
    Er beugte sich zu ihr hinab. „Ich verrate dir ein nicht sonderlich gut gehütetes Geheimnis: Niemand anderes sagt das, nicht einmal meine Stiefmutter.“
    Sie drehte den Kopf. Sie standen so dicht beieinander, dass ihre Nasen einander beinahe berührten – in der Tat eine wahre Unverschämtheit. „Ja, bleibe genau so. Ich möchte dich heute von deiner vornehmsten und eisigsten Seite sehen.“
    „Für dich bin ich gerne bereit, das zu tun. Falls ich jedoch elend versage – wenn ich mich nicht ausreichend herablassend verhalte, oder, Gott bewahre, nett zu jemandem bin – wisse, dass du und nur du allein die Schuld daran trägst.“
    „Welch unerwartete Wendung: Jahrhunderte ungebrochenen Hochmuts stehen auf dem Spiel.“
    Er drückte für einen kurzen Augenblick ihre Hand. „Wenigstens ist dir klar, was du angerichtet hast.“
    Ihnen wurden nebeneinander liegende Plätze zugewiesen. Rechts von Venetia saß ein junger Amerikaner und erzählte ausführlich von seiner geplanten Grand Tour in der Alten Welt. Offenbar hatte ihm jemand gesagt, dass sie der englischen Sprache nicht mächtig war, denn der junge Amerikaner, Mr Cameron, begrüßte sie auf Deutsch mit „Guten Abend, gnädige Frau.“
    Er sprach Deutsch mit mehr Courage als Können, scherte sich aber nicht um seine Fehler und unterhielt sich offenbar gern mit ihr. Sie sprachen über seine geplante Route. Statt einer Besichtigung der Relikte der Antike entgegenzufiebern, konnte Mr Cameron es kaum erwarten, den Eiffelturm zu besichtigen und dieses moderne Wunder sogar zu besteigen. Charmant und offenherzig setzte er Venetia darüber in Kenntnis, dass die Spitze des Turmes vom Wind majestätisch hin und her gebogen wurde und er, stark wie er war, genau im richtigen Moment zu erscheinen plane, um eine junge Dame aufzufangen, die vor Angst ohnmächtig wurde.
    Christian, der in eine Unterhaltung mit Mrs Vanderwoude, eine Matriarchin aus Manhattan, vertieft gewesen war, drehte sich um und sagte: „Viel Glück, Mr Cameron. Ich war zur Exposition Universelle dort, und die Spitze des Turmes war so überfüllt, dass jede bewusstlose junge Dame so lange aufrecht stehengeblieben wäre, bis sie von selbst wieder zu sich gekommen wäre.“
    Mr Cameron brach in schallendes Gelächter aus. Venetia konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln. Er konnte das natürlich nicht sehen, hatte aber einen unheimlichen Spürsinn dafür zu merken, wenn sie hinter ihrem Schleier lächelte – und erwiderte ihr Lächeln.
    Ihr wurde ganz warm ums Herz.
    „Entschuldigen Sie, Sir“, sagte eine junge Dame von der anderen Seite des Tisches aus. Man hatte sie Venetia als Miss Vanderwoude vorgestellt.
    „Sie sind nicht der Herzog, der in Harvard einen Vortrag gehalten hat?“
    Venetia erstarrte.
    „Gloria, musst du mit derart laut sprechen?“ Mrs Vanderwoude war nicht entzückt.
    „Entschuldige, Großmama“, sagte Miss Vanderwoude. Ihre Lautstärke hatte sich kein bisschen verändert. „Sind Sie es, Sir?“
    „Ja“, sagte Christian und nahm einen Schluck Wein.
    „Was für ein Zufall!“ Miss Vanderwoude klatschte beinahe in die Hände. „Mein Cousin und seine Frau, die mich letzte Woche besuchten, waren bei Ihrem Vortrag.“
    „Es freut mich zu hören, dass sie nicht vor Langeweile gestorben sind.“
    Es war eine komische Bemerkung, und Venetia wollte wieder lächeln. Doch sie konnte nicht. Es lief ihr kalt den Rücken herunter.
    „Ihr Vortrag hat ihnen sehr gut gefallen. Die Frau meines Cousins mochte vor allem Ihre Anekdote über die schöne Frau mit dem Herzen einer Lady Macbeth sehr gerne.“
    Venetias legte sich die Hand auf den Hals. Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
    „Das ginge wirklich zu weit“, sagte Christian. „Ich habe der Dame nie unterstellt, einen Mord begangen zu haben oder bei einem behilflich gewesen zu sein.“
    Das war kaum eine Verteidigung, oder doch?
    „Aber wenn sie ihren Ehemann doch frühzeitig ins Grab beförderte …“
    „Miss Vanderwoude, Begebenheiten, die in chronologischer Reihenfolge passieren, müssen nicht zwingend ursächlich miteinander zusammenhängen. Die Frau mag ihren Ehemann unglücklich gemacht haben, aber es liegt in

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