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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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der Natur der Ehe, dass die Beteiligten einander von Zeit zu Zeit gegenseitig zugrunde richten – jedenfalls hat man mir das so zu verstehen gegeben. Weder Sie noch ich wissen über die näheren Umstände dieser Ehe Bescheid. Lassen Sie uns daher davon Abstand nehmen, bösartige Spekulationen zu verbreiten.“
    Venetia atmete auf.
    „Aber wir sind doch unter Freunden, oder nicht?“, erkundigte sich das Mädchen verschwörerisch. „Was halten Sie davon, uns zu sagen, um wen es sich handelt, und wir, meine Freunde und ich, werden ganz genau herausfinden, wie viel Schuld – oder eben vielleicht auch nicht – die Dame am frühen Tod ihres Ehemanns trägt.“
    „Gloria!“, begehrte ihre Großmutter auf. „Euer Gnaden, bitte entschuldigen Sie die Unverschämtheit dieses Kindes.“
    Christian nickte und nahm die Entschuldigung damit an. Nun richtete er den Blick auf Miss Vanderwoude. Ihr verschmitztes Lächeln verschwand. Sie begann, sich nach rechts und links umzuschauen, als halte sie Ausschau nach jemandem, der seine Aufmerksamkeit von ihr ablenken konnte. Als niemand etwas sagte oder tat, versuchte sie, seinem Blick mit einem verlegenen Lächeln zu begegnen, das aber sofort wieder erstarb.
    Die Umsitzenden hielten allesamt gespannt den Atem an. Sie alle waren überzeugt davon, er werde sie deutlich und furchtbar zurechtweisen. Was aber, wenn er die Idee gar nicht von Grund auf schlecht fand, schoss es Venetias durch den Kopf. Was, wenn er stattdessen nur Miss Vanderwoudes öffentliche Ausführungen darüber missbilligte?
    „Nein“, sagte er. „Das ist keine gute Idee.“
    Venetias Herz schaffte einen schwachen Schlag. Die Umsitzenden atmeten ob der Form und Milde des Tadels erleichtert auf. Miss Vanderwoudes Lippen zitterten, ehe sie sich zu einem noch zögerlichen Lächeln formten. „Damit haben Sie sicher recht, Sir.“
    Er machte deutlich, dass es zu diesem Thema nichts mehr zu sagen gab, indem er sich zu Venetia umdrehte: „Sie scheinen Ihre Garnelen nicht angerührt zu haben, Baronin.“
    Es war ein kleiner Scherz unter ihnen beiden, denn sie aß nie etwas, wenn sie ihren Schleier trug. „Ich werde dem unverzüglich Abhilfe schaffen“, sagte sie mit zusammengepressten Lippen.
    Mrs Vanderwoude wollte seine Meinung zu irgendetwas hören.
    Venetia beugte sich zu Mr Cameron. „Miss Vanderwoude, reist sie nach London?“
    „Nein, auf den Kontinent, wie ich selbst. Wir gehen in Hamburg von Bord, reisen nach Paris und von dort aus in den Osten und Süden.“
    „Hat sie tatsächlich vor, die Identität der Dame, die sie erwähnte, herauszufinden?“
    Mr Cameron lachte sanft. „Es würde mich überraschen, wenn sie sich morgen früh überhaupt noch an die Idee erinnert. Sie ist so sprunghaft und vergesslich wie ein Grashüpfer.“
    Dennoch war Venetias Abend ruiniert. Die Realität hatte sich allzu deutlich ihren Weg zu ihr gebahnt. Wenn Miss Vanderwoude, die den Vortrag nicht selbst besucht hatte, von der empörenden Geschichte wusste, die der Herzog erzählt hatte, würde es andere geben, die davon hörten und die keinen Detektiv brauchten, um die Frau zu identifizieren, über die er geredet hatte.
    Was aber, wenn er erfuhr, dass Venetia – nicht die Baronin, sondern Mrs Easterbrook – zur selben Zeit nicht nur in Amerika, sondern gar in Cambridge, Massachusetts gewesen war, als er seinen Vortrag in Harvard gehalten hatte?
    Man konnte nur eine gewisse Zeit mit Dynamitstangen jonglieren, ehe sie eine nach der anderen explodierten.
    „Es tut mir leid, Liebling“, sagte Christian, als er und die Baronin seine Kabine erreicht hatten.
    Sie sah ihn an, und die Pailletten auf ihrem Schleier reflektierten das Licht wie eine Vielzahl winziger Spiegel. Aus ihrer Stimme war jedoch jeglicher Glanz gewichen. „Warum entschuldigst du dich?“
    „Ich habe dich verärgert.“
    Er hatte sich selbst verärgert. Miss Vanderwoudes ungehobeltes Benehmen hatte ihm schmerzlich vor Augen geführt, dass sein Fehlverhalten mehr Schaden angerichtet hatte, als er ursprünglich angenommen hatte. Das Unbehagen der Baronin war aber, wenn das überhaupt möglich war, noch größer und drängender als sein eigenes.
    Obwohl sie nach dem Vorfall die gesamte Zeit weiterhin tapfer mit Mr Cameron Scherze ausgetauscht hatte, hatte ihn das Wissen darum, dass er so weit in ihrer Gunst gesunken war, kaum einen Bissen anrühren lassen.
    Sie nahm auf der Chaiselongue Platz, ihre Haltung zeugte von Anspannung und Überdruss. Die Art, wie

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