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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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liebte.
    Und vielleicht, nur vielleicht, konnte sie ihr Aussehen als Lockmittel benutzen, ihn damit einfangen und ihn bei sich behalten, bis er erkannte, dass er sie doch gern hatte. Dass er sie eigentlich sogar durch und durch und sogar sehr leidenschaftlich gern hatte.
    Doch dann war er sich seiner selbst wieder bewusst geworden – und geflohen. Die Selbstvorwürfe standen ihm ins Gesicht geschrieben. Er fand es unverzeihlich, dass er sich selbst und die Baronin für einen winzigen Augenblick völlig vergessen hatte.
    Ihre Hoffnung, dass er langfristig Kontakt zwischen ihnen zulassen würde, war dahin. Sie fühlte sich wie ein abgeerntetes Feld, ihre Früchte waren fort, und es lag nichts als ein langer, karger Winter vor ihr.
    Langsam hob sie ihre Handtasche, die sie genau über der Plakette abgesetzt hatte, auf der geschrieben stand:
    Cetiosaurus, Geschenk von Miss Fitzhugh, Hampton House, Oxfordshire, die das Skelett 1883 in Lyme Regis, Devon, ausgegraben hat.
    Sie hatte ihm erzählt, dass es sich bei dem Dinosaurier um einen Schwäbischen Lindwurm handelte, weil der Cetiosaurus ein so typisch englisches Fossil war und sie ihm ihre englischen Wurzeln nicht hatte offenbaren wollen. Sie betrachtete das Skelett, den großen Kopf, die dicken Beine und die massive Wirbelsäule, die für immer mit dem Hochgefühl des Entdeckens und den grenzenlosen Möglichkeiten der Jugend verbunden waren.
    „Madam“, sagte ein Mann in seinen frühen Zwanzigern, den sie nie zuvor getroffen hatte, dicht an ihrer Seite. „Madam, meine Freunde und ich, wir rudern für Oxford. Und wir haben uns gefragt … wir haben uns gefragt, ob Sie vielleicht vorhaben, die Henley Regatta anzusehen?“
    Offensichtlich hatte die wunderschöne Mrs Easterbrook wieder zugeschlagen.
    „Ich wünsche Ihnen viel Glück, Sir“, antwortete sie, „doch ich werde leider nicht dort sein.“

KAPITEL 12
    ***
    Millie konnten den Blick kaum von ihrem Mann wenden.
    Sie hatten den ganzen Tag zusammen verbracht. Den Großteil des Nachmittags hatten Angelegenheiten im Zusammenhang mit Cresswell & Graves in Anspruch genommen, der Konservenfabrik, die Millie von ihrem Vater geerbt hatte. Nach dem Tee hatten sie die in diesem Jahr anstehenden Renovierungsarbeiten in Henley Park erörtert. Bis Venetias Nachricht gekommen war, in der sie sie bat, im Arbeitszimmer auf sie zu warten, hatte er ihr die Veränderungen gezeigt, die er in ihrer Abwesenheit im Stadthaus vorgenommen hatte.
    Man hätte meinen sollen, so viele Stunden am Stück wären genug gewesen. Aber je länger sie ihn ansah, desto mehr wollte sie ihn ansehen. So war das immer schon gewesen. Doch an diesem Tag war es schlimmer als sonst. Als sie aus dem Zug ausgestiegen war, hatte sie festgestellt, dass er den Vollbart abgenommen hatte, den er in den vergangenen beiden Jahren getragen hatte. Die Wirkung seiner glattrasierten Züge, der klaren Linien und Kanten, hatte ihr den Atem geraubt.
    Er war Helenas Zwillingsbruder, doch im Bezug auf Physiognomie und Farbgebung ähnelte er mit seinen dunklen Haaren und blauen Augen eher Venetia. Ein unglaublich gut aussehender Mann – sehr zu Millies Leidwesen. Auch wenn sie sich ursprünglich in ihn verliebt hatte, weil er attraktiv war, so beruhte ihre Liebe jetzt auf der Erkenntnis, dass sie sich nicht vorstellen konnte, ihr Leben mit jemand anderem zu verbringen.
    Als er ihr eine halbe Stunde zuvor die eine Neuanschaffung für das Stadthaus offenbart hatte, die nicht auf ihrer Liste stand, eine brandneue, blaulackierte Toilettenschüssel mit weißen Gänseblümchen – ein kleiner Scherz, den nur sie beide verstehen konnten –, hatten sie so gelacht, dass sie sich an die Wand lehnen mussten, um nicht umzufallen. Danach hatte er sie angelächelt, und sie hatte sich wieder gefühlt, als schwebte sie.
    Doch jetzt war sein Gesicht ernst, als er ihrem Bericht der Ereignisse bei dem Vortrag in Harvard lauschte, der wesentlich detaillierter ausfiel, als sie es in dem Telegramm, das sie ihm zuvor geschickt hatte, geschrieben hatte und in dem sie ihm geraten hatte, bei Venetias Rückkehr nicht zu viele Fragen zu stellen. Nicht, dass es nötig wäre, dass sie ihn daran erinnerte – man konnte immer darauf zählen, dass Fitz taktvoll und einfühlsam war.
    „Ich finde es seltsam, dass sie nicht wütend ist“, bemerkte er. „Ist dir aufgefallen, dass sie, seit sie wieder da ist, abwesend und melancholisch ist, aber nicht wütend?“
    Millie zögerte, dann schüttelte sie

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