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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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auf nur annähernd athletische Weise zu tun.
    Er stieg die Treppe zum Eingang hinauf und ging durch die wunderschönen romanischen Torbögen hinein ins Museum. Das zentrale Ausstellungsstück in der Eingangshalle war ein nahezu vollständiges Skelett – es fehlten lediglich drei Rückenwirbel – eines fünfzehn Meter langen Pottwals. Sie hatte es bei keinem ihrer früheren Besuche versäumt, das Skelett zu bewundern, nun aber hielt sie panisch nur nach ihm Ausschau.
    Lass ihn in den Westflügel gehen, um zwischen den Vögeln und Fischen umherzuschlendern. Oder lass ihn in den ersten Stock gehen. Aber nein, er löste sich gerade aus der Besuchermenge, die sich vor dem Walskelett versammelt hatte, und ging in den Ostflügel, der die paläontologische Sammlung beherbergte.
    Glücklicherweise befanden sich in der Galerie, die Besucher nach Betreten des Ostflügels zuerst durchschritten, nur Säugetiere: das große amerikanische Mastodon, das perfekt erhaltene Mammut, das in Essex ausgegraben worden war, das nashornähnliche Uintatherium, die Stellersche Seekuh, die so lange gejagt wurde, bis sie gegen Ende des vorigen Jahrhunderts ausgestorben war. Vielleicht waren sie es, denen er an diesem Nachmittag einen Besuch abstatten wollte. Oder die Fossilien von Menschen und Primaten, in den an der Südwand aneinandergereihten Schaukästen. Oder die ausgestorbenen Vögel im Pavillon am Ende der Galerie. Die Moas waren sehr interessant, genauso wie die Eier der Elefantenvögel, einer Vogelart, die eine halbe Tonne gewogen haben sollte.
    Er schenkte den Wundern aus aller Welt, die zusammengetragen worden waren, um ihn zu erfreuen und zu bilden, jedoch nur wenig Beachtung und bewegte sich weiter in Richtung der Galerie, die parallel zur Säugetierabteilung verlief und in der die Überreste von Reptilien aufbewahrt wurden.
    Sie hatte die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben. Mehrere Galerien voller Meereskuriositäten gingen von der Reptiliengalerie ab. Vielleicht … vielleicht …
    Oder vielleicht auch nicht. Er wurde langsamer, blieb vor dem Skelett eines Pareiasaurus aus dem Karoo-Becken in Südafrika stehen und beugte sich nach vorn, um die kleine Tafel zu lesen, auf der die Namen der Entdecker und Stifter standen.
    Ihr Herz pochte. Ihr Name stand auf einer Tafel, die kaum fünfzehn Meter von ihm entfernt war. Obwohl er die Zusammenhänge nicht auf der Stelle erkennen würde, musste er danach nur noch davon erfahren, dass sie den Atlantik ungefähr zur selben Zeit wie er überquert hatte, um zu verstehen, dass es kein Zufall sein konnte und dass Baronin von Seidlitz-Hardenberg und Mrs Easterbrook ein und dieselbe Person waren, ganz egal wie sehr er sich gegen diesen Gedanken wehren würde.
    Er wandte sich vom Pareiasaurus ab. An der Südwand der Galerie befanden sich die großen Meeresechsen: die Plesiosaurier und die Ichthyosaurier. An der Nordwand standen die Schaukästen mit den Landungeheuern.
    Wie von einem inneren Kompass geleitet, schritt er auf die Nordwand zu.
    Warum er ausgerechnet durch das herausragendste britische Naturkundemuseum stiefelte, wusste Christian nicht – soweit er sich erinnerte, wurde hier nicht einmal ein Schwäbischer Lindwurm ausgestellt. Er hätte wenn überhaupt im Berliner Museum für Naturkunde oder am Institut für Paläontologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München danach suchen sollen.
    Dennoch hatte ihn irgendetwas hierher getrieben. Sie war möglicherweise bereits in London angekommen. Und wenn es so war, hätte sie dann nicht das Bedürfnis gehabt, sich mit der besten Sammlung von Dinosauriern in ganz England zu umgeben?
    Es war ein sonniger, frischer Tag und die Galerie war nicht besonders voll: ein halbes Dutzend junger Männer, die aussahen wie Studenten, ein Paar mittleren Alters, einfallslos, aber teuer gekleidet, eine Gouvernante mit zwei Schützlingen, die sie von Zeit zu Zeit ermahnte, sich ruhig zu verhalten, wenn sie vor Aufregung zu laut wurden.
    Aus einer völlig absurden Hoffnung heraus, blickte er mehrere Male in Richtung der Gouvernante. Es war ihm in den Sinn gekommen, dass die Baronin möglicherweise eine ganz einfache Bürgerliche war, und sich daher nicht wert genug fühlte, eine Verbindung mit einem Herzog einzugehen. Das war allerdings seine geringste Sorge. Was nutzte es ihm, Herzog mit einer acht Jahrhunderte zurückreichenden Ahnenreihe zu sein, wenn er nicht die Frau heiraten konnte, die er wollte?
    Der Gouvernante, einer streng aussehenden Person

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