Eine bezaubernde Braut
darunter durchschlüpfen konnte. »Du hättest sie niemals gefunden«, versicherte sie ihr dann. »Es ist wirklich eigenartig. Deine Schwester lebt in einer sehr abgelegenen Gegend. Ich bin noch nie so weit im Norden gewesen, doch Anthony hat mir versichert, dass es ein Teil des MacPherson-Gebietes ist.«
»Hat er dir auch gesagt, wie lange es dauern wird, bis wir dort sind?«
»Ja«, antwortete sie. »Wir sollten am Nachmittag dort sein.«
Endlich fanden sie die Pferde, die Anthony für sie versteckt hatte. »Der Graue ist für dich«, entschied Bridgid, während sie zu der kastanienbraunen Stute lief und in den Sattel stieg.
Gillian warf einen Blick auf die wunderschönen Pferde und die verzierten Sättel und schüttelte ungläubig den Kopf. »Er hat Ramseys Pferde genommen?«
»Ramsey wird sie nicht vermissen.«
»Aber es sind so großartige Pferde, und wenn etwas …«
»Wirst du aufhören, dir Sorgen zu machen?«
Gillian war zu nahe daran, endlich ihre Schwester wieder zu finden, um jetzt noch ihre Meinung zu ändern.
»Denk nur mal nach. Es wird nicht mehr lange dauern, bis du wieder mit deiner lieben Schwester vereint bist.«
Gillian erfasste plötzlich helle Aufregung. Sie hängte den Bogen über ihre Schulter und schwang sich in den Sattel. Es war nicht einfach, einen bequemen Sitz zu finden. Der Sattel war aus dünnem Holz gemacht und mit breiten Lederstreifen besetzt, er war steif und gab nicht nach. Weil er für einen Mann gemacht war, setzten sowohl sie als auch Bridgid sich rittlings auf die Pferde, und nachdem sie die Röcke über die Knie drapiert hatten, nahmen sie die Zügel und ritten den sanften Abhang in das Tal hinunter.
Sie beide entdeckten Proster am Abhang, als sie die Wiese überquerten, und Gillian glaubte, dass er sie gesehen hatte. Doch Bridgid war sicher, dass er nicht in ihre Richtung geschaut hatte.
Es war ein wunderschöner Tag. Der Himmel war klar, die Sonne hell und warm, und überall duftete es nach Sommer. Sie überquerten eine Lichtung voller Butterblumen, und ein paar Minuten später ritten sie einen Hügel hinauf. Auf dem Gipfel wandte Gillian sich um. Die Aussicht war so unglaublich wunderschön, dass sie sich vorstellte, dass es so im Himmel aussehen musste.
Sie ritten schnell weiter, in ein schmales Tal hinab, dem sie folgten bis in einen dichten Wald. Je weiter sie in die Wildnis ritten, desto nervöser wurde Bridgid. Immer wieder sah sie hinter sich, um sicherzugehen, dass sie nicht verfolgt wurden. Auch Gillian begann, sich Sorgen zu machen. Sie fragte sich, warum Christen und ihr Mann so abgelegen lebten und ob sie sich absichtlich von den anderen MacPhersons fern hielten. Es ergab in ihren Augen keinen Sinn, denn jeder wusste doch, dass man in der Menge am sichersten war gegen feindliche Clans und Räuber. Nein, das alles ergab wirklich keinen Sinn.
Bridgid hatte die gleichen Gedanken gehabt. »Das gefällt mir nicht«, flüsterte sie, als würde sie sich Sorgen machen, dass jemand sie hören konnte. Sie zog die Zügel an und wartete auf Gillian. »Das gefällt mir ganz und gar nicht«, wiederholte sie.
»Wir müssen irgendwo falsch abgebogen sein«, meinte Gillian. »Das glaube ich nicht«, widersprach ihre Freundin. »Ich habe mir Anthonys Anweisungen genau eingeprägt, und ich bin sicher, dass dies der Weg ist, den wir nehmen sollten. Er war ziemlich genau mit seiner Beschreibung, aber er hat vielleicht nicht …«
»Irgendetwas stimmt nicht«, grübelte Gillian. »Das kann nicht der richtige Weg sein. Bridgid, hast du bemerkt, wie still es hier ist? Es ist beinahe so, als wären alle Vögel aus dem Wald verschwunden.«
»Es ist zu still. Ich habe auch ein ungutes Gefühl. Ich denke, es ist besser, wenn wir umkehren und zurückreiten.«
»Das finde ich auch«, stimmte Gillian ihr sofort zu. »Wir sind beinahe den ganzen Nachmittag geritten und haben Christens Haus noch immer nicht gefunden.«
»Wenn wir uns beeilen, können wir bei Sonnenuntergang wieder zu Hause sein. Bist du sehr enttäuscht? Ich weiß doch, wie sehr du dir gewünscht hast, deine Schwester wieder zu sehen.«
»Es ist schon in Ordnung. Ich will einfach weg von hier. Ich habe das Gefühl, als würde der Wald uns immer mehr einengen.«
Ihr Instinkt riet ihnen, sich zu beeilen, und beide gaben zu, dass sie vorschnell gehandelt hatten, als sie in die Wildnis geritten waren, kaum bewaffnet und ohne Begleitung.
Weil der Weg so schmal war, mussten sie noch ein Stück weiterreiten, ehe
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