Eine bezaubernde Braut
Vater.«
»Was willst du von mir?«, fragte Christen, und ein feindseliger Unterton klang aus ihrer Stimme.
Gillian hatte plötzlich den Wunsch zu weinen. »Du bist meine Schwester. Ich wollte dich wieder sehen.«
»Aber Ihr wollt noch mehr als nur das, nicht wahr?«
Ihr Mann hatte diese Frage gestellt. Christen erinnerte sich an ihre guten Manieren und stellte die beiden schnell einander vor. Sein Name war Manus.
Gillian log, als sie ihm versicherte, sie freue sich, ihn kennen zu lernen. Dann beantwortete sie seine Frage. »Ja, ich will noch mehr.«
Christen erstarrte. »Ich kann und will nicht mit dir zurück nach England gehen. Mein Leben ist hier, Gillian.«
»Ist es das, wovor du dich so sehr fürchtest? Dass ich dich zwingen werde, mit mir nach Hause zurückzukehren? Oh, Christen, so etwas würde ich niemals von dir verlangen.«
Die Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme musste zu Christen durchgedrungen sein. Sie nickte ihrem Mann zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Manus stimmte zögernd zu, und nachdem er sich verbeugt hatte, ging er ins Haus und brachte dann zwei Stühle nach draußen. Christen setzte sich und bedeutete Gillian, sich ebenfalls zu setzen. Manus ging zurück ins Haus, und sie waren plötzlich allein, zwei Schwestern, die einander fremd waren.
»Bist du glücklich?«, fragte Gillian und hoffte, dass Christen sich ein wenig entspannte, wenn sie sie dazu brachte, über ihr Leben bei den MacPhersons zu sprechen.
»Ja, ich bin sehr glücklich«, antwortete Christen. »Manus und ich sind jetzt schon fünf Jahre verheiratet, und bald werden wir unser erstes Kind bekommen.«
Gillian entschied sich, gleich zur Sache zu kommen, ehe ihre Schwester den Besuch womöglich abrupt beenden konnte. Zwei Mal hatte sie schon einen Blick zur Tür geworfen.
»Ich möchte nur mit dir reden«, sagte Gillian.
»Wie hast du mich gefunden?«
»Einer der Sinclairs hat herausgefunden, wer du bist, und hat es Baron Alford erzählt. Erinnerst du dich an ihn?«
Christen nickte. »Er hat in der Vergangenheit viele Leute hierher geschickt, um mich zu finden und mich nach England zurückzuholen. Genau wie der König. Wie hat dieser Soldat es herausgefunden?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Gillian.
»Es ist so eigenartig, darüber zu sprechen. Meine Eltern haben mich gedrängt, das alles zu vergessen.«
»Für mich ist es aber nötig, dass du dich erinnerst.«
»Warum?«
»Das Leben unseres Onkels Morgan steht auf dem Spiel. Erinnerst du dich an ihn?«
»Nein.«
»Christen, ich schwöre dir, wenn ich nach England zurückkehre, werde ich den Baron und den König davon überzeugen, dass du tot bist. Ich gebe dir mein Wort darauf. Sie werden dich nicht länger verfolgen.«
Christens Augen weiteten sich. »Wie willst du sie denn dazu bringen, dir zu glauben?«
»Ich werde schon einen Weg finden«, versicherte sie ihr. »Aber jetzt musst du dich unbedingt an die Nacht erinnern, in der unser Vater gestorben ist.«
»Wieso glaubst du, dass ich mich an das erinnern kann, was geschehen ist? Ich war noch sehr jung.«
»Du bist drei Jahre älter als ich«, erklärte ihr Gillian. »Sogar ich erinnere mich daran, dass ich entsetzliche Angst hatte.«
»Ich möchte über diese Nacht nicht mehr sprechen. Ich habe Jahre gebraucht, sie zu vergessen.«
Gillian versuchte alles, was sie konnte, um ihre Schwester davon zu überzeugen, ihr zu helfen. Sie bettelte und flehte, doch es nützte nichts, denn Christen weigerte sich standhaft. Als Manus aus dem Haus kam und erklärte, dass seine Frau sich ausruhen müsse und dass es für Gillian Zeit sei, wieder zu gehen, sah Christen so erleichtert aus, als hätte man ihr gerade eine Gnadenfrist vor der Exekution erteilt, und das brach Gillians Herz.
Überwältigt von der Enttäuschung stand sie auf und ging langsam den Weg entlang. Tränen rannen über ihr Gesicht, als sie an ihren Onkel dachte. Was war sie doch für ein Dummkopf gewesen, daran zu glauben, dass sie ihn retten konnte.
Das Benehmen ihrer Schwester erfüllte sie plötzlich mit solch einer Wut, dass sie herumwirbelte und schrie: »Christen, seit wann bist du ein solcher Feigling geworden? Du machst unserem Vater Schande, und ich danke Gott, dass er nicht mehr lebt, um zu sehen, was aus dir geworden ist.«
Gillians Verachtung traf Christen wie ein Messer. Sie brach in Tränen aus. »Warte. Geh nicht«, rief sie. Sie löste sich aus dem Arm ihres Mannes und lief hinter Gillian her. »Bitte, verzeih mir«,
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