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Eine bezaubernde Braut

Eine bezaubernde Braut

Titel: Eine bezaubernde Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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geschehen ist, nachdem Vater dir den Schatz gegeben hat.«
    »Ich habe ihn fallen lassen«, sagte Christen. »Ich hatte solche Angst, dass ich ihn zerbrochen hatte und dass man mich dafür ausschimpfen würde. Lieses Mann hat ihn aufgehoben. Vater hat ihn eingewickelt und hat ihn mir dann gegeben. Dann ist er gegangen.«
    »Ector war auch dabei?«
    »Ja, so hieß er. Er war da, doch nur für eine Minute oder zwei. Er muss in dieser Nacht auch in dem Kampf umgekommen sein.« Gillian schüttelte den Kopf. »Nein, das ist er nicht, aber er hat den Verstand verloren. Er hat mir Angst gemacht«, fügte sie hinzu. »Ich habe in all den Jahren viele Geschichten über ihn gehört. Er hat wie ein Tier gelebt, in einer Ecke der alten Ställe, und er hat immer einen alten Tornister mit sich herumgetragen, gefüllt mit Schmutz. Liese hat mir erzählt, es sei seine Feigheit gewesen, die ihm den Verstand geraubt hat, und sie hat überhaupt nicht geweint, als sie gehört hat, dass er gestorben ist.«
    »Und Liese? Was ist mit ihr geschehen?«
    »Sie hat mit mir und Onkel Morgan gelebt, und ich glaube, sie war sehr glücklich. Sie ist im Schlaf gestorben«, berichtete Gillian weiter. »Sie hat nicht gelitten. Sie kannte damals die geheime Tür zwischen unseren Zimmern, doch sie hat es nie verraten.«
    »Aber wir sind in dieser Nacht nicht durch diese Tür gegangen. Wir waren in Vaters Zimmer, nicht wahr?«
    »Ja, und die Soldaten haben Fackeln angezündet, um uns aus dem Schloss zu bringen. Wir sind die Treppe hinuntergefallen«, erinnerte sich Gillian. »Sie war sehr steil. Ich habe jahrelang Albträume gehabt, und ich kann es sogar jetzt noch nicht ertragen, aus großer Höhe hinunterzublicken.«
    »Aber wir sind die Treppe nicht von selbst hinuntergefallen. Wir sind gestoßen worden. Ich erinnere mich ganz deutlich daran«, sagte Christen, und ihre Stimme zitterte vor unterdrückten Gefühlen. »Du warst hinter mir, und du hast versucht, mir die Schatulle abzunehmen. Ich habe mich umgedreht, um dir zu sagen, du solltest damit aufhören, und da habe ich ihn gesehen. Es war ein Mann. Er ist plötzlich aus dem Schatten gesprungen und hat sich auf uns geworfen. Ich denke, er hat uns die Schatulle abgenommen. Die Soldaten haben den Halt verloren und sind die Treppe hinuntergefallen. Es gab ein schreckliches Geschrei, und dann habe ich meinen Kopf an den Steinen gestoßen, und als ich aufwachte, lag ich in Lawrence’ Armen auf seinem Pferd, und wir waren schon ein ganzes Stück weg vom Schloss.«
    Gillians Albträume kehrten mit neuer Deutlichkeit und neuem Verständnis zurück. »In meinen Träumen waren es Monster, die von der Wand sprangen und uns verfolgten. Ich muss ihn auch gesehen haben.«
    »Aber ich habe sein Gesicht nicht gesehen«, meinte Christen. »Wer auch immer es gewesen ist, er muss den Schatz erwischt haben.«
    »Dann muss der Schatz also noch immer da sein … irgendwo im Schloss … es sei denn, derjenige, der den Schatz an sich gebracht hat, ist entkommen, ehe der Baron den Besitz abgeriegelt hat. O Gott, ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Bleib hier«, drängte Christen sie. »Geh nicht nach England zurück. Du hast einen Laird geheiratet, und dein Leben ist jetzt hier.«
    »Christen, könntest du der Familie, die du lieben gelernt hast, den Rücken zukehren?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Onkel Morgans Leben hängt davon ab, dass ich zurückkehre.«
    »Er würde wollen, dass du glücklich bist.«
    »Er hat mich großgezogen«, rief Gillian aus. »Und er war liebevoll und freundlich und großzügig. Ich würde für ihn sterben. Ich muss zurückgehen.«
    »Ich wünschte, ich könnte dir helfen, aber ich weiß nicht, wie. Wenn ich jedoch ganz stark versuche, mich noch einmal an diese Nacht zu erinnern, fällt mir vielleicht irgendetwas ein, was ich vergessen habe. Ich werde es versuchen«, versprach Christen ihr.
    Sie saßen noch lange zusammen und sprachen über die Vergangenheit, bis Gillian bemerkte, wie erschöpft ihre Schwester war. Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange und versprach, sie bald wieder besuchen zu kommen.
    »Wenn es mir gelingt, wieder aus England zurückzukehren, dann würde ich dich gern besser kennen lernen. Ich werde nichts mehr von dir verlangen, Christen, das verspreche ich dir. Aber jetzt, wo ich dich wieder gefunden habe, möchte ich dich nicht wieder verlieren.«
    Christen stand mühsam auf. Sie konnte Gillian nicht so recht in die Augen sehen, als sie ihr sagte, was sie über

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