Eine bezaubernde Braut
ihren Gunsten standen.
Brodick ahnte, was für einen Plan sie hatten. Seine Stimme klang leise und voller Verachtung, als er sagte: »Euer König ist unbewaffnet.«
John, der noch immer kniete, sah auf, als die Soldaten ihre Schwerter zogen. Seine Augen weiteten sich ungläubig, und einen Moment glaubte er, dass der Highlander ihn auf irgendeine Art bedrohte. Doch dann sah er, dass Brodicks Hände unbeweglich waren und sein Schwert noch in der Scheide steckte. Wo lauerte dann die Bedrohung, die die Soldaten ihre Schwerter ziehen ließ?
Einen Augenblick lang vergaß John den Schatz. Er stand auf. »Wo ist die Gefahr?«, wollte er wissen.
Die Soldaten schwiegen.
»Gillian, sag deinem König, dass seine Soldaten vorhaben, ihn umzubringen«, sagte Brodick.
Der Anführer der Soldaten lächelte satanisch. »Und wir werden für unsere Tat geehrt werden. Aye, wir haben vor, Euch umzubringen, John, und auch den Highlander und seine Frau.« Er nickte Brodick zu. »Natürlich wird man Euch dafür verantwortlich machen.«
John griff nach seinem Schwert. Doch erst jetzt begriff er, dass er schutzlos war.
»Ein Ruf von mir, und meine Männer werden kommen.«
Horace kicherte. »Ihr werdet tot sein, ehe sie hier sind.«
Brodick schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht zulassen, dass Ihr Euren König umbringt, denn meine Frau würde sich darüber aufregen, und ganz sicher werdet Ihr nicht in ihre Nähe kommen. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
Sie kamen alle auf einmal auf ihn zu, und dieser Irrtum gab Brodick einen zusätzlichen Vorteil. In ihrer Eile, ihn zu erwischen, rempelte einer gegen den anderen.
Brodick bewegte sich mit der Geschwindigkeit eines Raubtieres. Für die Männer, die versuchten, ihn zu töten, war er nicht mehr als ein Schatten. Sie sahen nur das silberne Aufblitzen seines Schwertes und hörten das sirrende Geräusch, als der Krieger es niedersausen ließ. Die Klinge traf zwei Soldaten gleichzeitig, während er zusätzlich mit dem Fuß zustieß und den Arm eines der Soldaten brach und ihn zu Boden warf. Dann bog er seinen Körper zurück und wich der Klinge des letzten Soldaten aus, er drehte sich, schlug dem Mann den Ellbogen ins Gesicht und zerschmetterte ihm den Kiefer.
Gillian hatte den König am Arm gepackt und versucht, ihn aus der Gefahrenzone zu ziehen, doch John wollte sich, in einem Anfall von Edelmut, nicht zurückziehen. Er schob sie hinter sich und beschützte sie.
Noch ehe sie einen Schrei ausstoßen konnte, lagen zwei Soldaten tot vor Brodicks Füßen, und die beiden anderen krümmten sich vor Schmerzen. Brodick war nicht einmal außer Atem. Er wischte seine Klinge lässig an einem der Toten ab, um sie vom verräterischen englischen Blut zu säubern. Dann schob er die Waffe in die Scheide zurück und wandte sich um. Er konnte seine Überraschung nicht verbergen, als er sah, dass der König seine Frau beschützte.
John war benommen. Er starrte auf die Angreifer und sah dann zu Brodick. »Vier gegen einen«, flüsterte er heiser. »Sehr eindrucksvoll, Laird.«
Brodick zuckte mit den Schultern. »Etwas wirklich Eindrucksvolles habt Ihr dann noch nicht gesehen.«
Ein Funken der Fackel, die der Soldat fallen gelassen hatte, entzündete den Schutt etwas weiter hinter ihnen, während der König noch einmal auf die Knie sank und den Schatz mit beiden Händen hochhob. Vorsichtig drückte er nacheinander auf die versteckten Federn, und die Schachtel sprang auf. Lange starrte er schweigend auf das, was darin verborgen war.
Und dann entwich ein leiser Ton aus seinem Mund, ein Ton, der zu einem gequälten lauten Aufschrei wurde.
Der Schmerzensschrei um das, was verloren war, wurde zu einem rasenden Zornesgebrüll.
Die Wucht dieses Schreis lähmte Gillian, es wurde für sie alles zu viel, der Kummer, der Verrat, der Betrug, die Angst. Sie konnte die Schreie und auch die Erinnerungen nicht länger von sich fern halten. Und plötzlich stand sie wieder auf den glitschigen Stufen in dem finsteren Gang. Der Drache löste sich von der Wand, mit seinem langen Schwanz schlug er nach ihr, während sie und Christen hinunter in den schwarzen Abgrund geworfen wurden. Sie hörte die verängstigten Schreie um sich herum und sah wieder ihren Vater, der sie mit einem solch großen Kummer und Bedauern in seinen Augen anblickte. Er konnte sie nicht retten. Sie streckte die Hand aus … Und mit einem Mal war Brodick da, er stand vor ihr und sprach sie an.
»Gillian, sieh mich an.«
Die Zärtlichkeit in
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