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Eine bezaubernde Braut

Eine bezaubernde Braut

Titel: Eine bezaubernde Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Freundin bin. Immerhin habe ich dir die Tür aufgeschlossen, nicht wahr? Wenn du mir nur vertraut hättest …«
    »Ich darf Engländern nicht vertrauen. Das weiß doch jeder.«
    »Hat dein Onkel Ennis dir das gesagt?«
    »Nein, mein Onkel Brodick hat das gesagt«, erklärte er. »Aber das wusste ich sowieso schon.«
    »Vertraust du mir?«
    »Vielleicht«, antwortete er. »Ich wollte Euch nicht mit dem Messer verletzen. Tut es sehr weh?«
    Es schmerzte wie der Teufel, doch das würde sie ihm gegenüber nicht zugeben, denn sie sah die Furcht in seinen Augen. Der kleine Junge hatte genug Sorgen, sie wollte ihn nicht noch mehr belasten.
    »Es wird schon wieder gut werden«, beruhigte sie ihn. »Ich denke, ich sollte allerdings etwas gegen die Blutung tun.«
    Während er zusah, riss sie einen Streifen von ihrem Unterrock ab und wickelte ihn um ihren Arm. Der Junge machte an ihrem Handgelenk einen Knoten hinein. Dann zog sie den zerrissenen, blutigen Ärmel ihres Kleides über den Verband.
    »Siehst du, jetzt ist alles wieder gut.«
    »Wisst Ihr was?«
    Sie seufzte auf. »Nein, was denn?«
    »Ich habe mir an den Fingern wehgetan.« Es klang, als sei das eine unglaubliche Heldentat. Er lächelte stolz, als er die Hand hob, um es ihr zu zeigen. »Jetzt kann ich nichts tun, um uns zu helfen, denn meine Finger brennen.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen.«
    Sein Gesicht strahlte. Er war ein entzückender kleiner Junge, mit dunklen Locken und ausdrucksvollen grauen Augen. Auf seiner Nase und seinen Wangen leuchteten unzählige Sommersprossen.
    Er krabbelte ein Stück von ihr weg und zog seine Tunika hoch, damit sie seine Brust und seinen Bauch sehen konnte. »Ich werde Narben bekommen.«
    »Nein, das glaube ich nicht«, begann sie zu widersprechen, doch dann sah sie seinen enttäuschten Blick. »Aber wenn ich recht darüber nachdenke, wirst du wahrscheinlich wirklich Narben bekommen. Du möchtest das gern, nicht wahr?«
    Er nickte. »Ja.«
    »Und warum?«
    »Alle Krieger haben Narben. Das sind die Zeichen von Tapferkeit.«
    Er machte ein so ernstes Gesicht, dass sie es nicht wagte zu lachen. »Weißt du denn, was Tapferkeit ist?«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber ich weiß, dass es etwas Gutes ist.«
    »Ja«, stimmte sie ihm zu. »Tapferkeit ist Mut, und das ist wirklich sehr gut. Ich kann mir vorstellen, dass diese Wunden wehtun«, meinte sie, als sie sich vorbeugte und die Tunika wieder über seinen Bauch zog. »Wenn man uns zurück ins Schloss bringt, werde ich eine der Dienerinnen bitten, dir etwas Salbe auf deine Finger, deine Brust und deinen Bauch zu reiben, dann wirst du dich gleich viel besser fühlen. Einige der älteren Frauen erinnern sich noch an mich«, fügte sie hinzu. »Sie werden uns helfen.«
    »Aber wir können nicht zurück«, rief er.
    Die Veränderung in ihm war so offensichtlich, dass es sie erstaunte. »Versuche doch zu verstehen«, meinte sie. »Wir sind hier gefangen. Dieser Felsvorsprung führt nirgendwo hin.«
    »Ich könnte bis ans Ende kriechen und sehen, ob …«
    »Nein«, unterbrach sie ihn. »Der Felsen ist vielleicht nicht stark genug, um dein Gewicht zu tragen. Kannst du denn nicht sehen, dass er an der Ecke dort hinten ganz dünn wird?«
    »Aber ich könnte …«
    »Ich kann nicht zulassen, dass du ein solches Risiko eingehst.« Tränen traten in seine Augen. »Ich möchte nicht zurück. Ich will nach Hause.«
    Sie nickte voller Mitleid. »Das weiß ich, und ich möchte dir helfen, nach Hause zu kommen. Ich werde einen Weg finden«, versprach sie ihm. »Darauf gebe ich dir mein Wort.« Er schien nicht überzeugt. Er lehnte sich an sie und gähnte. »Weißt du, was mein Onkel Ennis sagt? Wenn ein Engländer dir sein Wort gibt, dann stehst du am Ende mit gar nichts da.«
    »Ich muss diesen Onkel unbedingt einmal kennen lernen und ihm ein paar Dinge deutlich machen.«
    Er schnaufte unwillig. »Er würde sowieso nicht mit dir reden«, meinte er. »Wenigstens glaube ich das. Gillian?«, fragte er dann. »Ich weiß, dass ich im Stall auf dich warten sollte, doch dann kam dieser Mann in den Stall, und ich bekam Angst und bin davongelaufen.«
    »Willst du damit sagen, der Baron kam in den Stall?«
    »Der hässliche Mann mit dem roten Bart.«
    »Das ist der Baron«, sagte sie. »Hat er dich gesehen?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Als ich mich in den Bäumen versteckt habe, habe ich gesehen, wie er mit zwei anderen Männern weggegangen ist. Vielleicht werden sie ja nicht wieder

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