Eine bezaubernde Braut
denn jedes Kind, das in unserem Clan geboren wird, bekommt einen Beschützer. Er muss sich das ganze Leben lang um den Jungen oder das Mädchen kümmern, um sicherzugehen, dass ihm nichts Schlimmes zustößt. Angus war mein Beschützer, aber dann ist er gestorben.«
»Es tut mir Leid, das zu hören«, sagte sie. »Ich bin sicher, Angus war ein guter Beschützer.«
Sie wurde müde, und es fiel ihr schwer, dem Geplapper des Jungen zuzuhören. Ihr Arm schmerzte, er fühlte sich an, als hätte sie ihn über eine brennende Fackel gehalten. Doch auch wenn sie erschöpft war von der langen Reise zurück nach Dunhanshire, so hatte sie trotzdem die Absicht, den Jungen so lange zu beschäftigen, bis er zu müde wurde, sich Sorgen zu machen.
»Ich habe gerade erst einen neuen Wächter bekommen«, erzählte er ihr. »Papa musste sehr lange darüber nachdenken, denn er wollte sichergehen, dass er den richtigen Beschützer für mich ausgesucht hatte. Er sagte mir, dass er für mich einen Beschützer haben wollte, der genauso stark und wild ist wie der von Graham.«
»Wer ist Graham?«, fragte sie.
»Mein Bruder«, antwortete er.
»Und wen hat dein Vater für dich ausgesucht?«
»Seinen Freund«, antwortete er. »Er ist ein wilder Krieger, und er ist auch ein wichtiger Laird, und weißt du was?«
Sie lächelte. »Was denn?«
»Er ist schrecklich bösartig. Das ist das Beste daran. Papa sagt, er wird ein guter Wächter sein.«
»Weil er bösartig ist?«
»Und weil er stark ist«, erklärte er. »Er kann einen Baum in zwei Hälften spalten, wenn er ihn nur anschaut. Das hat Onkel Ennis mir gesagt. Er ist nur bösartig, wenn er es sein muss.«
»Dein Wächter ist nicht dein Onkel Ennis, nicht wahr?«
»Nein«, antwortete er. »Onkel Ennis war nicht gut genug. Er ist zu nett.«
Sie lachte. »Und es wäre nicht genug, lediglich einen netten Beschützer zu haben?« Sie sah sofort, dass sie eine dumme Frage gestellt hatte.
»Nein, man muss bösartig sein zu seinen Feinden, nicht nett. Deshalb hat Papa auch Onkel Brodick gebeten, mein Beschützer zu sein. Er ist mein neuer Wächter, und er ist niemals nett. Weißt du was?«
Diese drei Worte begannen sie zur Verzweiflung zu treiben. »Nein, was denn?«, fragte sie.
»Brodick spuckt wahrscheinlich jetzt Feuer, weil er Papa gesagt hat, dass er mich nicht zu dem Fest gehen lassen soll, aber Mama wollte, dass ich gehe, und Papa hat nachgegeben.«
»Hat denn dein Onkel Brodick auch an dem Fest teilgenommen?«
»Nein, er würde niemals zu einem Fest gehen, denn dort sind viel zu viele Engländer. Ich wette, dass er nicht glaubt, dass ich tot bin. Er ist der neue Laird über alle Buchanans, und jeder weiß, wie störrisch die Buchanans sind. Jetzt, wo er mein Beschützer ist, nenne ich ihn Onkel. Vielleicht wird er ja hierher kommen und mich finden, ehe mein Papa mich findet.«
»Vielleicht wird er das«, stimmte sie ihm zu, um ihn zu beruhigen. »Warum legst du nicht den Kopf in meinen Schoß und schließt die Augen? Ruh dich ein wenig aus.«
»Und du wirst nicht weggehen, während ich schlafe, nicht wahr?«
»Wohin sollte ich denn gehen?«
Er lächelte, als er begriff, wie nutzlos seine Sorge war. »Ich würde mich nämlich fürchten, wenn du weggehst. Ich habe gehört, wie der Baron seinen Freunden gesagt hat, dass du deine Schwester holen sollst. Er wird schrecklich wütend sein, wenn er herausfindet, dass du sie verloren hast.«
»Warum hast du mir das denn nicht schon vorher gesagt?«
»Ich habe es vergessen.«
»Was hat er sonst noch so gesagt?«, drang sie in ihn. »Ich muss alles wissen.«
»Ich erinnere mich daran, dass er gesagt hat, dass der König auch nach der Schachtel sucht, doch dass er sie zuerst finden muss. Ich weiß nicht, warum. Ich erinnere mich an sonst nichts mehr«, jammerte er. »Ich will, dass mein Papa kommt und mich jetzt holt.«
»Bitte weine nicht«, bat sie. Sie drückte ihn fest an sich. »Ein Junge, der drei Beschützer hat, sollte lächeln und nicht weinen.«
»Ich habe keine drei Beschützer. Ich habe nur einen.«
»Ja, natürlich hast du drei. Dein Vater ist der erste, Brodick ist der zweite und ich bin dein dritter Beschützer. Ich werde dein Wächter sein bis zu dem Tag, an dem du sicher wieder zu Hause bist.«
»Aber Ladys können keine Wächter sein.«
»Natürlich können sie das.«
Er dachte lange über diese Möglichkeit nach, dann nickte er. »Also gut«, stimmte er ihr zu. »Aber dann musst du mir etwas
Weitere Kostenlose Bücher