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Eine bezaubernde Braut

Eine bezaubernde Braut

Titel: Eine bezaubernde Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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ihm. »Ich habe gelernt, Gälisch zu sprechen, weil meine Schwester Christen in den Highlands lebt und ich …«
    Er unterbrach sie. »Wo in den Highlands?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher …«
    »Aber …«
    Unbeirrt sprach sie weiter. »Wenn ich herausfinde, wo genau sie lebt, dann werde ich sie besuchen, und dann möchte ich mich in Gälisch mit ihr unterhalten können.«
    »Aber wie kommt es, dass sie einen Clan hat und in den Highlands lebt und du nicht?«
    »Weil man mich gefangen hat«, antwortete sie. »Vor langer Zeit, als ich noch ein kleines Mädchen war, hat der Baron mit seinen Soldaten Dunhanshire überfallen. Mein Vater hat versucht, meine Schwester und mich in Sicherheit zu bringen, doch in dem ganzen Durcheinander sind Christen und ich getrennt worden.«
    »Ist deine Schwester dann verloren gegangen?«
    »Nein. Sie wurde von einem der treuen Männer meines Vaters in die Lowlands gebracht. Mein Onkel Morgan hat sich sehr bemüht herauszufinden, wo sie ist, doch sie scheint von den Highlands verschluckt zu sein. Ich bin nicht sicher, wo sie jetzt ist, doch ich hoffe, dass ich sie eines Tages finden werde.«
    »Vermisst du sie?«
    »Ja, das tue ich. Ich habe Christen schon seit sehr langer Zeit nicht mehr gesehen. Ich glaube, ich würde sie nicht einmal mehr wieder erkennen. Onkel Morgan hat mir erzählt, dass die Familie, die sie aufgenommen hat, wahrscheinlich ihren Namen geändert hat, damit sie in Sicherheit ist.«
    »Vor dem Baron?«
    »Ja«, antwortete sie. »Aber sie wird sich bestimmt noch an mich erinnern.«
    »Und was ist, wenn sie das nicht tut?«
    »Sie wird sich erinnern«, versicherte Gillian.
    Eine lange Zeit verging, ehe er wieder sprach. »Weißt du was?«
    »Was denn?«
    »Ich kann deine Sprache sehr gut sprechen, denn meine Mama hat mir beigebracht, wie man Englisch spricht, obwohl mein Papa es nicht wollte und mein Papa nur Gälisch mit mir spricht. Ich erinnere mich gar nicht, wie ich es gelernt habe. Ich kann es einfach.«
    »Du bist ein sehr kluger Junge.«
    »Das sagt meine Mama auch immer. Einige gälische Worte sind sehr schwer«, plapperte er weiter. »Weil jeder Clan seine eigene Art hat, die Dinge auszusprechen, und es lange dauert, bis man all die verschiedenen Worte behält. Wenn Onkel Brodick mit mir spricht, muss er in meinem Gälisch mit mir reden, denn sonst würde ich ihn nicht verstehen. Aber es wäre ganz gleich, ob du verstehen kannst, was sie sagen, denn weißt du was? Sie würden gar nicht mit dir reden, wenn mein Onkel es ihnen nicht sagt.«
    »Warum würden sie denn nicht mit mir reden?«
    Er warf ihr einen Blick zu, der ihr sagte, dass sie wirklich ziemlich dumm war. Er war ein so liebenswerter kleiner Junge, dass sie dem Wunsch widerstehen musste, ihn an sich zu drücken.
    »Weil du Engländerin bist«, erklärte er ungeduldig. »Es wird bald dunkel«, sprach er schließlich seine Ängste laut aus. »Hast du genauso viel Angst vor der Dunkelheit wie davor, in den Abgrund zu sehen?«
    »Nein, ich habe keine Angst vor der Dunkelheit.«
    Er versuchte sie dazu zu bringen, ihren Arm um seine Schultern zu legen, doch sie begriff das nicht, und in seiner Verzweiflung packte er ihre Hand und legte ihren Arm um seine Schultern.
    »Du riechst wie meine Mama.«
    »Und wie riecht die?«
    »Gut.«
    Seine Stimme klang rau bei diesem Wort, und sie nahm an, dass ihn wieder das Heimweh übermannt hatte.
    »Vielleicht wird der Baron uns gar nicht finden.«
    »Seine Soldaten werden das Seil entdecken, das du um den Felsen gebunden hast«, rief sie ihm ins Gedächtnis.
    »Ich möchte wieder zurück.«
    Er brach in Tränen aus. Sie beugte sich zu ihm, strich ihm die Locken aus den Augen und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. »Psst, es wird alles wieder gut. Das verspreche ich dir. Ich werde schon einen Weg finden, dich wieder nach Hause zu bringen.«
    »Aber du bist doch nur eine Lady«, jammerte er.
    Sie versuchte, ihn mit etwas anderem abzulenken und ihm ein wenig Hoffnung zu geben. Sein Schluchzen brach ihr schier das Herz, und in ihrer Ohnmacht sagte sie das Erste, was ihr in den Sinn kam: »Du weißt doch, was ein Beschützer ist, nicht wahr?«
    Er bekam einen leichten Schluckauf, als er ihr antwortete. »Das ist so was wie ein Wächter.« Er setzte sich aufrecht und wischte sich mit den Fäusten die Tränen von den Wangen. »Ich hatte einen Beschützer, und dann habe ich einen anderen bekommen. An dem Tag, an dem ich geboren wurde, habe ich einen Beschützer bekommen,

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