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Eine bezaubernde Erbin

Eine bezaubernde Erbin

Titel: Eine bezaubernde Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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steht hingegen nicht fest.“
    „Kannst du schwimmen?“
    „Nein.“
    „Also hast du diesem verrückten Abenteuer dein Leben anvertraut.“
    Sie atmete aus. „Ich vertraue darauf, dass ich mit dir an meiner Seite hinreichend sicher bin.“
    Einen Augenblick lang sah es so aus, als wüsste er nicht, was er sagen sollte, dann lächelte er. „Nun, ich habe einen Kompass an meiner Uhr. Sollten wir ins Wasser fallen, dann weiß ich zumindest, in welche Richtung wir die Gondel steuern müssen.“
    Der Nebel. Sie hatte den Nebel völlig vergessen.
    Über ihnen spannte sich ein blauer Himmel, unter ihnen lag Frankreich, die Landschaft gesprenkelt mit Schafen, Kühen und Weilern. Kinder zeigten auf sie und winkten, Millie winkte zurück. Zwei Jungen warfen mit Steinen, die aber nicht hoch genug flogen. Fitz lachte und rief ihnen etwas zu, das nach Französisch klang, aber kein Wort enthielt, das Millie je zuvor gehört hatte.
    Das Luftschiff stieg immer höher. Das Vieh unter ihnen war nicht größer als Stecknadelköpfe, das Land ein Parkettboden aus Parzellen in verschiedenen Grün- und Brauntönen.
    „Wie hoch sind wir?“, fragte Fitz.
    Monsieur Duval blickte auf einen der Höhenmesser. „Die Barometersäule ist um fünf Zentimeter gesunken, wir sind also etwa fünfhundert Meter über dem Boden– anderthalb Mal so hoch wie der Eiffelturm –, aber wir steigen noch höher.“
    Nach einer Weile beschattete Fitz seine Augen mit seiner Hand. „Jetzt kann ich den Nebel sehen. Nähern wir uns der Küste?“
    „ Oui, monsieur le comte. “
    Der Nebel über dem Wasser war der eindrucksvollste Anblick, der sich Millie je geboten hatte, ein Meer aus Wolken, auf das das Luftschiff seinen länglichen Schatten warf. Die dicken Nebelschwaden waberten und wälzten sich unter den Strömungen ihres ganz eigenen Klimas. Und als sich die Sonne dem westlichen Horizont zuneigte, färbten sich die Klippen und Höhen des Wolkengebirges golden, als führte man es durch eine himmlische Schatzkammer.
    Fitz legte ihr seinen Mantel um die Schultern. „Überwältigend, nicht wahr?“
    Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. „Ja“, sagte sie, „in jeder Hinsicht.“
    „Früher habe ich immer gehofft, meine Ehe würde ein Abenteuer – und genau das ist sie jetzt auch.“ Während er den Nebel betrachtete, legte er ihr einen Arm um die Schultern. „Wenn uns heute etwas zustoßen sollte, dann will ich, dass du weißt, wie froh ich bin, dass von allen Erbinnen, die ich vor vier Jahre hätte heiraten können, du meine Frau geworden bist.“
    Manchmal fragte sie sich, wie unterschiedlich ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn sie in der Angelegenheit ihrer Ehe eine Wahl gehabt hätte. Jetzt wusste sie es: Es hätte keinen Unterschied gemacht, denn sie hätte diesen Weg gewählt, der sie zu diesem Augenblick geführt hatte. Sie sammelte ihren ganzen Mut zusammen und legte einen Arm um seine Mitte.
    „Mir geht es genauso“, sagte sie. „Ich bin froh, dass du es bist.“
    Es war gerade noch genügend Licht, dass Monsieur Duval das Luftschiff auf einem leeren Feld landen konnte, was in mehreren Dörfern in Sussex für Aufregung sorgte. Millie und Fitz erreichten um Mitternacht London.
    Millie verbrachte die folgende Woche am Bett ihrer Mutter. Zunächst schien es so, als würde Mrs Graves sich wieder erholen, aber Millies Hoffnung fand ein jähes Ende, als ihr Zustand sich dann doch weiter verschlechterte.
    Hin und wieder kam Mrs Graves zu Bewusstsein und war manchmal lange genug wach, um etwas Essen zu sich zu nehmen und ein oder zwei Worte mit Millie zu wechseln, manchmal schlief sie aber auch wieder ein, bevor sie überhaupt wusste, wo sie war.
    Mrs Graves‘ Schwestern und Cousinen saßen tagsüber manchmal bei Millie. Fitz war jede Nacht da und leistete ihr Gesellschaft. Sie sprachen nicht viel in diesen langen Nächten, jeder döste auf einem Sessel, aber seine Anwesenheit war ein unermesslicher Trost.
    Eines Morgens, als er gerade frühstücken gegangen war, wurde Mrs Graves wach.
    Millie sprang auf. „Mutter.“
    Sie eilte zu dem Glas Wasser, das sie auf das Nachttischchen gestellt hatte, und träufelte ihrer Mutter ein paar Löffel davon in den Mund.
    „Millie“, murmelte Mrs Graves schwach.
    Millie hatte sich zusammenreißen wollen, doch jetzt brach sie in Tränen aus. „Es tut mir leid. Bitte vergib mir.“
    „Vergib mir , dass ich dich so viel früher verlassen muss, als ich es wünsche.“
    Millie hätte es bestreiten

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