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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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überirdischer Zuversicht. »Aber ich bin sicher, dass Sie das Richtige tun werden, John. Alles, was Giacomo Fontanelli in seiner Vision gesehen hat, ist Wirklichkeit geworden – also wird sich auch das bewahrheiten.«
     
    Abends saßen sie wieder auf der Terrasse, genau wie in den ersten Tagen, als John in Italien angekommen war, und der Tisch bog sich wieder unter Schüsseln und Töpfen, aus denen es nach Fleisch und Knoblauch und gutem Olivenöl duftete. Alberto schenkte schweren roten Wein in dickbauchige Gläser und wollte wissen, was er denn so mache im fernen Portec­to.
    »Neulich war ich in London«, erzählte John kauend.
    »Verstehe – die Garderobe aufstocken!«, nickte Alberto, und Gregorio erwiderte säuerlich: »Es gibt wunderbare, weltberühmte Schneider auch in Italien, wenn ich das bei dieser Gelegenheit einmal erwähnen darf.«
    »Ich hatte eine Unterredung mit dem Inhaber einer Investmentfirma«, fuhr John fort.
    »Kann ich etwas von der Soße haben?«, bat der Padrone , auf das dunkelbraune Kännchen am anderen Ende des Tisches deutend. Eduardo reichte sie ihm und meinte: »Man sollte meinen, er hätte genug Geld, oder?«
    »Sein Name«, sagte John, »ist Malcolm McCaine.«
    Ponk! machte es, als das Soßenkännchen auf den Tisch geknallt wurde.
    Donk! machte es, als die Weinflasche abrupt abgesetzt wurde.
    Einen Herzschlag lang war es so still, als halte die ganze Welt den Atem an.
    Dann schrien alle durcheinander.
    »Dieser Schwindler! Sie haben ihm hoffentlich kein Wort geglaubt? Ich warne Sie, diesem Mann dürfen Sie nicht über den Weg…!«
    »Ich wusste, dass er eines Tages wieder auftauchen würde! Ich habe es euch von Anfang an gesagt, mit dem Mann haben wir nichts als…!«
    »John, um Himmels willen, wie kommen Sie dazu? Was ist nur in Sie gefahren, dass Sie einem solchen…?«
    Im ersten Moment dachte John, sie würden alle vier über ihn herfallen und ihn verprügeln. Er schrumpfte förmlich in sich zusammen, während die Vacchis auf ihn einschrien, starrte die vier Gesichter an, die schier außer sich waren vor Empörung, und brachte kein Wort heraus.
    Aber niemand kann endlos lange außer sich sein. Und sei es nur, weil ihm irgendwann die Puste ausgeht.
    »Nehmen Sie sich in Acht vor McCaine, John!«, rief Alberto. »Das ist der abgefeimteste Lügner, den ich je getroffen habe in meinem ganzen Leben!« Damit hielt er inne und rang nach Luft.
    »McCaine hat schon damals, als er den Computer aufstellte und von dem Vermögen erfuhr, versucht, es an sich zu bringen!«, erregte sich Gregorio. »Er wollte uns überreden, das Gelübde zu brechen und das Geld selber auszugeben!« Voller Ingrimm rammte er seine Gabel in ein wehrloses Fleischstück und schob es in den Mund, um es zu zerkauen.
    »Ich muss Sie warnen vor diesem Mann«, meinte auch der Padrone und wiegte das weißhaarige Haupt in Bedenken. »Egal, welchen Eindruck er auf Sie gemacht hat, glauben Sie mir – McCaine ist ein Psychopath. Ein Besessener. Ein wirklich gefährlicher Mann.«
    »John, du kannst jeden Finanzberater der Welt engagieren, selbst einen Nobelpreisträger, wenn du willst«, meinte Eduardo beschwörend. »Aber nicht ausgerechnet McCaine!«
    John war kurz versucht, nachzugeben, ihnen zuzustimmen, McCaine zu vergessen und alles gut sein zu lassen. Zweifellos war der Engländer nicht mit normalen Maßstäben zu messen, aber das waren die Vacchis schließlich allesamt auch nicht. Und wenn es etwas gab, was er noch weniger ertragen konnte als Streit mit seinen Gönnern und Förderern, dann war es, zurückzukehren in den Zustand der Unentschlossenheit und Ratlosigkeit der letzten Wochen. Deshalb legte er Messer und Gabel behutsam neben den Teller und meinte ebenso behutsam: »Zum ersten Mal, seit ich von der Prophezeiung meines Urahns gehört habe, hat mir jemand einen Weg aufgezeigt, wie sie erfüllt werden könnte. Ich verstehe, dass Sie mit McCaine offenbar unangenehme Erfahrungen gemacht haben, aber das ist fünfundzwanzig Jahre her, und ich muss Ihnen sagen, mich hat er beeindruckt.«
    Er erblickte Ablehnung in vier Augenpaaren.
    »McCaine kann sehr überzeugend auftreten, daran erinnere ich mich«, sagte Cristoforo kühl. »Aber er ist ein durch und durch amoralischer Mensch. Ich würde so weit gehen zu sagen, dass ich ihm jede Schlechtigkeit zutraue.«
    »Okay, ich war noch ein Baby, als er hier zugange war«, meinte Eduardo kopfschüttelnd. »Ich kenne nur seine Programme, aber die waren teilweise verdammt

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