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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sah unentschlossen auf die Weltkarte hinab. »Welcher Ort wäre denn am besten geeignet?«
    »Jeder. Sie sind John Salvatore Fontanelli, der reichste Mann aller Zeiten. Wo Sie sind, wird immer oben sein.«
    »Hmm.« Es widerstrebte ihm, diese Entscheidung hier und jetzt zu treffen, gewissermaßen aus einer Laune heraus. Aber offenbar erwartete McCaine genau das von ihm. Entscheidungsfreude, das hatte er einmal gelesen, war eine wichtige Eigenschaft einer Führungspersönlichkeit. »Wie wäre es mit Florenz?«
    McCaine nickte, wenn auch zögerlich. »Florenz. Schön, das ist so gut wie jeder andere Platz.«
    »Im Grunde ist es mir egal«, beeilte sich John hinzuzufügen.
    »Darf ich dann vielleicht London vorschlagen? Nicht, weil ich dort wohne oder weil meine alte Mutter bei mir im Haus lebt – das ließe sich alles regeln, und ich richte mich selbstverständlich nach Ihrer Entscheidung. Aber London ist ein wichtiger Finanzplatz. Ein Finanzplatz mit Tradition. Wenn wir den Sitz in der City of London aufschlagen, hätte das einen bedeutenden symbolischen Wert.«
    John zuckte die Schultern. »Schön. London ist mir auch recht.«
    »Wunderbar.« McCaine rollte die Weltkarte wieder zusammen. »Dann gründen wir die Fontanelli Enterprises mit Sitz in London.« Er sah sich flüchtig um, als sei ihm erst jetzt eingefallen, dass er in einem fremden Haus war und nicht in seinem Büro. »Es wird auch nicht schwer sein, dort in der Nähe einen standesgemäßen Wohnsitz für Sie zu finden.«
    »Was ist an dem hier auszusetzen?«, wunderte sich John.
    McCaine hob hastig die Hände. »Nichts, überhaupt nichts. Das Haus ist in Ordnung. Nicht dass Sie mich falsch verstehen…« Er schien zu überlegen, wie er sagen sollte, was zu sagen war. »Die Vacchis haben Sie auf ihren eigenen Level gebracht, das ist nicht zu übersehen. Aber sie haben wenig Fantasie darüber hinaus entwickelt. So schön das Haus ist, es ist der Wohnsitz eines gewöhnlichen Millionärs, nicht der des reichsten Mannes aller Zeiten. Aus der Sicht selbst eines Milliardärs vom Ende der Forbes -Liste hausen Sie wie ein armer Schlucker.«
    »Das ist mir egal«, sagte John. »Ich fühle mich wohl hier.«
    »Darum geht es nicht. Für jemanden wie Sie ist Wohlfühlen kein Ziel, sondern eine Selbstverständlichkeit. Die Grundvoraussetzung sozusagen.« McCaine saß auf dem Sofa, und John stand auf der anderen Seite des Couchtisches, aber irgendwie brachte der Engländer es trotzdem fertig, ihn auf eine Weise anzusehen, als sei er ein strenger Lehrer, der sich mit unnachsichtigem Wohlwollen zu einem Erstklässler hinabbeugt. »Hier gelten andere Regeln, John. Wo wir hingehen, geht es nicht mehr um Reichtum, sondern um Macht. Und in der Welt der Macht muss man nach den Regeln der Macht spielen, und ob Ihnen oder mir das gefällt oder nicht, zu diesen Regeln gehört Imponiergehabe. Sie müssen die anderen beeindrucken und in ihre Schranken weisen. Sie müssen der stärkste Gorilla in der Herde werden, das Alpha-Tier, dem alle folgen.« Er versuchte ein Lächeln, aber der ernste Ausdruck verschwand nicht aus seinen Augen. Der Blick eines Generals, der seine Truppen in eine schwere Schlacht führen muss. »Und das werden Sie. Vertrauen Sie mir.«
    Eine Sekunde lang hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Dann kreischte hoch in der Luft eine Möwe und brach den Bann. John nickte, obwohl er nicht hätte behaupten können, ihm wirklich zu vertrauen. Aber er hatte diesen Weg gewählt, und er würde ihn gehen.
    »Außerdem spricht nichts dagegen, dass Sie dieses Häuschen hier behalten«, meinte McCaine schulterzuckend. Er kam ruckartig wieder in Bewegung, klappte den Koffer erneut auf, holte Papiere heraus, einen dicken Kalender und ein Mobiltelefon. »Also los!«, sagte er, und es klang wie ein Schlachtruf. John setzte sich auf die Armlehne eines Sessels und hörte zu, wie McCaine einen Londoner Notar anrief und so lange bearbeitete, bis der sich bereit erklärte, sie noch heute Abend zwecks Gründung einer Kapitalgesellschaft zu empfangen.
    »Lassen Sie ein paar Sachen packen«, meinte McCaine. »Ich organisiere solange alles weitere.«
    John war froh, dem Magnetfeld dieses Mannes für einige Augenblicke zu entkommen. An das Tempo, das McCaine vorlegte, würde er sich erst noch gewöhnen müssen. Er rief Jeremy und bat ihn, eine Reisetasche zu packen.
    »Für wie lange, Sir?«, wollte der Butler wissen.
    John zuckte die Schultern. »Ein paar Tage. Ich weiß es

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