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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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stehen und überlegte, die Hand auf dem Lauf, ob er Lust hatte, seinem Gast über den Weg zu laufen. Nein, eigentlich nicht. Aber dies war die Zeit, verschiedene Dinge in seinem Leben neu zu ordnen, und vielleicht war es keine schlechte Idee, bei Marvin damit anzufangen. Er gab sich einen Ruck und öffnete die aluminiumfarbene Schiebetür zur Küche.
    Marvin saß am oberen Ende des großen Tischs. Er hatte Sofia dazu gebracht, ihm original amerikanische Pfannkuchen zum Frühstück zu machen, und die ertränkte er gerade in Ahornsirup. Sofia war dabei, ihm Kaffee nachzugießen, mit einem geradezu mörderischen Gesichtsausdruck.
    »Guten Morgen, Herr Sekretär«, sagte John und trat hinter die Lehne des Stuhls am anderen Tischende. »Lange nicht gesehen.«
    Marvin sah hoch, mit vollen Backen kauend. »Hi, großer Meister«, brachte er heraus, wobei ihm ein paar Bröckchen aus dem Mund fielen, die er nicht bemerkte. Er wies einladend auf die anderen Stühle am Tisch. »Setz dich doch.«
    John dachte nicht daran, sich in seinem eigenen Haus Platz anbieten zu lassen. »Darf man fragen, wo du die letzten Tage gewesen bist?«
    Marvin schluckte, fuchtelte mit der Hand herum. »Mal hier, mal da… Constantina ist ein Teufelsweib, sag ich dir. Geradezu unersättlich. War dringend nötig, dass ich mich mal in Ruhe stärke, du verstehst?«
    »Jeremy sagte, dass sie hier angerufen hat und dich sprechen wollte. Also kannst du wohl kaum die ganze Zeit mit ihr zusammen gewesen sein.«
    »Hey, sie ist nicht die einzige Frau in Italien, okay?« Er lehnte sich zurück, legte einen Arm lässig über die Stuhllehne und grinste. »Mann, wenn ich gewusst hätte, wie die Musiker einen hier bewundern, nur weil man aus New York kommt, dann hätte ich den Sprung über den Teich schon viel früher gemacht. Das ist echt abgefahren, weißt du das? Ich hab mir ‘nen Bass gekauft vom ersten Gehalt – diesen Steinberger, das endgültige Gerät, sag ich dir – und ein bisschen in der Gegend rumgejammt. Echt genial. Eine Tussi hatte einen Typ, der sah original aus wie der italienische Cousin von Jon Bon Jovi, und den hat sie stehen lassen, nur weil sie total auf meinen New-Yorker Akzent abgefahren ist, kannst du dir das vorstellen?«
    John verzichtete darauf, sich irgendetwas vorzustellen. »Beim Stichwort ›erstes Gehalt‹«, stellte er betont kühl fest, »fällt mir ein, dass die Bibliothek immer noch voller unausgepackter Bücherkisten steht und von einem Regal weit und breit nichts zu sehen ist.«
    Marvin warf ihm einen abschätzigen Blick zu, langte nach der Flasche mit dem Ahornsirup und goss einen weiteren goldgelben Schwall davon über seinen Pfannkuchen. »Ehrlich gesagt habe ich mir das nicht so vorgestellt, dass es in Schufterei ausartet. Ich dachte, das ist ein Agreement unter Kumpels, von denen einer Glück gehabt hat und den anderen ein bisschen dran teilhaben lässt.«
    »So ähnlich habe ich am Anfang auch gedacht, aber das war ein Fehler. Ich kann dich nicht fürs Nichtstun bezahlen, weil ich damit alle Leute bestrafe, die tatsächlich für mich arbeiten.«
    Etwas Lauerndes trat in Marvins Blick. »Hey, Mann, ich hab dich unterkriechen lassen, als Sarah dich an die Luft gesetzt hat, hab Joint und Bier mit dir geteilt. Gerät ziemlich schnell in Vergessenheit, so was, finde ich.«
    Er weiß immer noch, welche Knöpfe bei mir funktionieren, dachte John und spürte Ärger in sich aufwallen. Er hatte sich das einfacher vorgestellt. In den Ärger mischte sich Mutlosigkeit; wenn er nicht einmal dieses Problem lösen konnte, wie wollte er dann jemals die Probleme der Welt bewältigen?
    »Ich habe das nicht vergessen«, erwiderte er. »Aber wir müssen eine andere Lösung finden. Ich kann dich nicht als Angestellten behalten.«
    Marvin stopfte sich Pfannkuchen in den Mund, als befürchte er, sie würden ihm weggenommen, und betrachtete ihn dann kauend. Betrachtete ihn einfach. Es war zum Wahnsinnigwerden.
    »Ich könnte dir eine Starthilfe geben«, schlug John schließlich vor, als er es nicht mehr ertrug. »Ein einmaliger Betrag, dass du dir eine Existenz aufbauen kannst.«
    Marvin wiegte den Kopf. John presste die Lippen zusammen. Er würde kein weiteres Wort sagen.
    »Okay«, meinte Marvin schließlich. »Eine Million Dollar.«
    John schüttelte den Kopf, mit zusammengepressten Kinnbacken. »Ausgeschlossen. Maximal hunderttausend.«
    »Ganz schön knickrig, was? Wird man so, wenn man reich wird?«
    »Hunderttausend, und du musst

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