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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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nicht. Kann auch etwas länger dauern.«
    »Soll ich die Leibwächter verständigen? Wann geht es los?«
    »Heute. Nachher. Ja, sagen Sie Marco Bescheid.«
    Der Butler nickte mit steinernem Gesicht und entschwand nach oben. John blieb im Flur stehen und lauschte dem Echo von McCaines Stimme – wie er drängte, überredete, bestimmte, anordnete, unterschwellig drohte. Der Mann war ein Bulldozer. Mit einer Billion Dollar hinter sich würde er alles plattmachen, was ihnen im Weg stand.
    »Kontoauszüge!«, rief McCaine vom Wohnzimmer aus.
    »Wie bitte?«, rief John zurück, unsicher, ob er überhaupt gemeint war.
    Aber da kam der Engländer schon höchstselbst herangeprescht. »Sie sollten aktuelle Auszüge Ihrer Konten ausdrucken und mitnehmen. Ich nehme doch an, der Computer steht hier im Keller, oder?«
    »Ja, aber ich habe keine Ahnung, wie man damit irgendetwas ausdruckt.«
    »Das kann ich Ihnen zeigen.«
    Also ging es im Marschschritt hinunter in den Keller, den eine Tresorbaufirma nach dem neuesten Stand der Technik gepanzert und gesichert hatte. McCaine drehte sich höflich beiseite, während John den Zugangscode eintippte, und nickte anerkennend, als er den PC und das neue Programm darauf sah. »Nicht schlecht«, meinte er. »Wer hat das gemacht? Der junge Vacchi, nehme ich an. Wie heißt er doch gleich? Eduardo?«
    John nickte. Die Summe in der untersten Zeile raste wie eh und je, inzwischen waren es eine Billion und dreißig Milliarden Dollar.
    »Schön, schön. Darf ich?« Er nahm auf dem Stuhl vor dem Computer Platz, klickte mit der Maus umher. »Wie ich mir dachte, er hat auf mein Programm aufgesetzt. Aber gut gelungen, muss ich sagen. Ja, dann wollen wir mal sehen, was wir da ausdrucken…«
    »Wird das nicht eine Unmenge Papier?«, fiel es John ein.
    »Bei einer Summenzeile pro Konto ungefähr Zwölftausend Seiten«, nickte McCaine. »Dreißig Aktenordner voll. Das ist natürlich zu viel; wir drucken eine Übersicht nach Ländern und Anlageformen. Das sind nur etwa vierzig Blatt.« Der Drucker begann summend, Papier auszuspucken. »Da fällt mir ein, den Computer in der Kanzlei der Vacchis gibt es immer noch, oder? Den müssen wir abgeschaltet kriegen. Nicht dass ich den Vacchis misstraue, die sind ja von geradezu übermenschlicher Redlichkeit, aber der Gedanke, dass ein Guckloch in unsere Finanzen existiert, gefällt mir nicht, verstehen Sie?«
    »Mmh«, machte John. Er fühlte sich etwas unbehaglich dabei, McCaine von unseren Finanzen sprechen zu hören. Aber sicher war das nur eine unbedeutende Gedankenlosigkeit.
     
    Die Prozedur der Gründung der Fontanelli Enterprises Limited ging womöglich noch unspektakulärer vor sich als die Übertragung des Vermögens. Über London dunkelte es, als sie das Büro des Notars betraten, dunkel getäfelte, hohe Räume, in denen noch der Geist des Britischen Empire wehte. Der Notar, ein distinguierter grauhaariger Mann mit der Statur eines Polospielers, sah aus und benahm sich, als sei er ein Blutsverwandter der Königin selbst. Er setzte John den Inhalt des Gründungsdokuments in dem präzise artikulierten Upper-class-Englisch auseinander, das sich anhört, als habe der Sprecher eine heiße Kartoffel im Mund, und lediglich als ihm zu Bewusstsein kam, dass er gerade dabei war, eine Gesellschaft mit einem liquiden Eigenkapital von einer Billion Dollar zu gründen, verlor er für einen Moment leicht die Fassung. Nicht, ohne sie unverzüglich wiederzugewinnen und weiterzumachen, als sei nichts gewesen. John würde, so erklärte er, alleiniger Anteilseigner der Gesellschaft sein und Malcolm McCaine sein Geschäftsführer. Es ging seitenlang weiter mit Paragrafen, und schließlich wollte er noch den Anstellungsvertrag des Geschäftsführers sehen.
    »Das ist doch jetzt unwichtig«, entfuhr es einem merklich ungehaltenen McCaine. »Wir schließen einen ganz gewöhnlichen Anstellungsvertrag. Das können wir auch alleine.«
    »Wie Sie meinen«, erwiderte der Notar und neigte den Kopf leicht zur Seite, was wohl ein gewisses Missfallen zum Ausdruck bringen sollte.
    McCaine warf John einen raschen Blick zu. »Er wollte bloß zusätzliche Gebühren herausschinden«, raunte er ihm auf Italienisch zu.
    Wieder Stempel, Unterschriften, Löschpapier. Kein Sekt, keine Gratulationen. Eine schmale, blasse Frau wartete in der Tür, um die zur Hinterlegung bestimmten Dokumente entgegenzunehmen, dann reichte der Notar John seine Ausfertigung, schüttelte ihm und McCaine kurz die Hand,

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