Eine Billion Dollar
hervorragenden Überblick über die verschiedenen Erzeugnisse der Yellow Press hat. Von daher kennt Sie Ihr Schloss womöglich besser als Sie selber.«
»Ah«, machte John. »Das ist nicht so schwer, glaube ich.« Ein paar der einschlägigen Zeitschriften lagen auf dem Tisch neben ihr. Ein flüchtiger Blick ließ John erleichtert feststellen, dass zumindest Lady Diana ihren Stammplatz auf den Titelseiten nach wie vor innehatte.
Es war eigenartig, McCaine zum ersten Mal sozusagen von seiner privaten Seite zu erleben. Im Büro ein auf Hochtouren laufender Dynamo, ständig in Bewegung, vor Anspannung Funken sprühend und zielgerichtet bis zur Rücksichtslosigkeit, wirkte er an diesem Abend, in seinen eigenen vier Wänden und im Umgang mit seiner betagten Mutter gelassen, völlig entspannt, richtiggehend gut gelaunt.
Das Haus, ein würdevoller weißer Bau der Jahrhundertwende, lag in einer ruhigen Straße eines ruhigen Vororts von London und wirkte zwischen all den anderen, weitaus prachtvolleren Villen beinahe unauffällig. Für McCaines Mutter, die sich nur noch mühsam fortbewegen konnte, war ein moderner gläserner Aufzug eingebaut worden, der die architektonische Harmonie der Eingangshalle zerstörte, doch abgesehen davon hätte man darin einen Film drehen können, der in der Vorkriegszeit spielte, ohne viel an der Einrichtung ändern zu müssen.
Das Essen war wohlschmeckend, aber unaufwändig, beinahe familiär. Serviert wurde es von einer beleibten Haushälterin, der einzigen Angestellten in McCaines Haushalt, wie John erfuhr, abgesehen von einer Pflegerin, die zweimal am Tag für ein bis zwei Stunden kam, um nach Mrs McCaine zu sehen.
Als McCaine einmal kurz den Tisch verließ, deutete seine Mutter auf ein großes, in schlichtem Edelstahl gerahmtes Aquarell über dem Kamin. »Erkennen Sie das?«
John musterte das Bild. »Könnte Florenz sein«, überlegte er. »Eine der Brücken über den Arno.«
»Die Ponte Vecchio, ja.« In verschwörerischem Ton setzte sie hinzu: »Malcolm hat es gemalt.«
»Tatsächlich?« Nie im Leben wäre er auf den Gedanken gekommen, McCaine könnte je einen Pinsel in der Hand gehabt haben.
»Er hat als junger Mann eine Zeit lang viel gemalt«, erzählte Mrs McCaine. »Mein verstorbener Mann wurde oft versetzt, wissen Sie, und so sind wir viel herumgekommen. Damals lebten wir in Italien, Malcolm ging zu dieser Computerfirma, und kurz darauf hat er aufgehört zu malen.« Ihre Augen funkelten. »Verraten Sie ihm nicht, dass ich es Ihnen erzählt habe.«
John starrte das Bild an und wusste nicht, was er denken sollte. Es war Blödsinn, das für ein Zeichen Gottes zu halten, oder? Aber er konnte nicht anders. Sie hatten beide einmal gemalt und es dann wieder aufgegeben. Ein bedeutungsloses Detail. Ein Zeichen, dass es ihre Bestimmung gewesen war, einander zu treffen.
»Da gibt es noch eine Sache, die wir die ganze Zeit vor uns hergeschoben haben«, meinte McCaine, einen Tag, ehe sie zu den Gesprächen mit dem Exxon-Vorstand nach Irving, Texas, USA fliegen sollten. »Mein Anstellungsvertrag. Das sollten wir klären, ehe ich das erste Mal offiziell als Ihr Geschäftsführer auftrete.«
»Ach so«, sagte John und griff nach einem Kugelschreiber. »Klar. Daran habe ich überhaupt nicht mehr gedacht.«
»Nun, es gab ja auch genug zu tun«, meinte McCaine und zog ein mehrseitiges Vertragsdokument in drei Ausfertigungen aus seiner ledernen Mappe. »Aber Sie verstehen, ich muss ab und zu auch an mich denken. Angenommen, wir werden uns jetzt über meinen Vertrag nicht einig, dann habe ich monatelang umsonst für Sie gearbeitet. Und stehe auf der Straße, ohne dass Sie mir einen müden Shilling schulden.«
Seine Besorgnis wunderte John. Wirkte er so wankelmütig auf den Briten? »Na, vielleicht einigen wir uns ja«, versuchte er zu scherzen und streckte die Hand aus. »Geben Sie her.«
McCaine reichte ihm die vorbereiteten Vertragsexemplare und meinte: »Lesen Sie alles genau durch, ehe Sie unterschreiben.« Er setzte sich, schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme, wie jemand, der sich auf eine lange Wartezeit einrichtete.
John musste sich zwingen, jede Seite ganz zu lesen, ehe er weiterblätterte. Er verstand ohnehin nur andeutungsweise, was mit dem ganzen juristischen Kauderwelsch gemeint war.
Erst als der Paragraf kam, in dem es um das Gehalt ging, änderte sich das. Was da stand, war unmissverständlich. John fiel förmlich die Kinnlade herab.
McCaine
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