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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Schönheitsreparaturen jedes Jahr und so weiter –, denn Ihre Alternative ist inzwischen nicht mehr – wie es vor dem Einzug gewesen wäre –, das Gespräch zu beenden und nach einer anderen Wohnung Ausschau zu halten. Ihre Alternative ist ein teurer, aufwändiger Auszug. Verstehen Sie? Sie haben zugelassen, dass Tatsachen geschaffen wurden, und dadurch Ihre Verhandlungsposition geschwächt.«
    »Das heißt, wir hätten schon bei unserem ersten Treffen über Ihr Gehalt reden müssen?«
    »Idealerweise ja«, nickte McCaine. »Damals war Ihre Position optimal. Ich war ein Mann, der sein Leben einer Idee geweiht hatte, die er nur mit Ihrer Zustimmung verwirklichen konnte. Sie waren der reichste Mann der Welt und ziemlich desinteressiert. Teufel, Sie hätten es bloß zu verlangen brauchen, und ich hätte mich bereit erklärt, umsonst für Sie zu arbeiten.«
    John dachte an den Tag zurück, an dem er mit Marco zusammen nach London gekommen war, zum ersten Mal ohne Wissen der Vacchis. »Ich bin wohl nicht sehr geschickt in solchen Dingen, was?«
    »Das ist keine Fähigkeit, mit der man auf die Welt kommt. Das muss man lernen. Der Kurs hat gerade begonnen.«
    »Sie haben harte Unterrichtsmethoden.«
    »Es ist auch ein hartes Fach«, meinte McCaine. »Nicht wahr, Sie haben vorhin gedacht, ›Was tue ich, wenn er mich mit all dem alleine lässt?‹«
    John nickte widerwillig. »Hat man mir das angesehen?«
    »Nein. Ich wusste, dass Sie das denken würden. Aber haben Sie auch bemerkt, dass ich nicht gedroht habe? Das wäre Erpressung gewesen. Wenn ich etwas gesagt hätte wie ›Entweder Sie unterschreiben, oder ich gehe!‹, hätten Sie Widerstand entwickelt. Meine Macht bestand darin, dass ich wusste, dass Sie sich über meine Möglichkeiten und Ihre Situation im Klaren waren. Beides nicht zu erwähnen hat diese Position verstärkt. Sie wussten nicht, was ich tun würde, aber Sie wussten, was ich tun konnte. Die Argumente, die ich vorgebracht habe, waren zwar sachlich richtig, aber nicht entscheidend. Entscheidend war das momentane Machtverhältnis zwischen uns.« McCaine machte eine ausholende Geste in Richtung Fensterfront. »Wir werden in den nächsten Monaten viel unterwegs sein und in vielen Verhandlungen sitzen. Es ist wichtig, dass Sie verstehen, was dabei passiert. Wirklich passiert, meine ich.«
    John sah ihn an, versuchte zu begreifen. Irgendwie war es schwer vorstellbar, dass das die Spielregeln sein sollten, nach denen die Welt funktionierte.
    »Wer von uns beiden ist denn nun von wem abhängig?«, fragte er. »Wirklich, meine ich.«
    McCaine zuckte die Schultern. »Wie ich das sehe, ist die Abhängigkeit wechselseitig. Sie können den Plan nicht ohne mich, meine Erfahrung, meine ganzen Vorarbeiten durchführen, und ich nicht ohne Sie. Symbiose nennt man das wohl.«
    John nahm sein Exemplar des Anstellungsvertrages und hielt es hoch. »Heißt das, wir zerreißen das jetzt wieder?«
    McCaine faltete die Verträge der Länge nach zusammen und steckte sie in die Innentasche seines Jacketts. »Wo denken Sie hin?« Er lächelte spöttisch. »Verbuchen Sie es als Kursgebühr.«
     
    Sie flogen nach Texas, schüttelten allen Mitgliedern des Vorstandes von Exxon freundlich lächelnd die Hände, und als sie saßen, verlas McCaine die Namen derer, die mit sofortiger Wirkung entlassen waren.
    Es war wie eine Exekution. Sicherheitsleute, die McCaine eigens mitgebracht hatte, begleiteten die Geschassten hinaus und zu ihren Schreibtischen, passten auf, dass sie nur persönliche Gegenstände einpackten und mit niemandem sprachen, und wichen ihnen bis zum Parkplatz hinunter nicht von der Seite. Computerfachleute sorgten dafür, dass ihre Passwörter und Zugangscodes gelöscht wurden. John saß dabei, ohne ein Wort zu sagen, und verfolgte das Geschehen mit undurchdringlicher Miene.
    Die Medien flippten aus, erst recht, weil immer noch kein Interview, keine offizielle Stellungnahme zu bekommen war. »Was will Fontanelli?«, titelte ein Kommentar der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
    McCaine war höchst zufrieden; ein paar der Schlagzeilen ließ er mehrere Tage lang aufgeschlagen auf dem Tisch in seiner Besprechungsecke liegen. John fragte ihn, ob er nicht befürchte, dass ihnen derartige Meldungen schaden könnten.
    »Ach was«, meinte der nur. »In einer Woche ist das sowieso wieder Schnee von gestern.«
    Und so war es. Mitte Januar kam ein sechstägiges Geiseldrama in Tschetschenien zu einem blutigen Ende, als russische

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