Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
dafür vorgesehene Linie, wiederholte die Prozedur rasch bei den anderen beiden Exemplaren, legte eines in seine Mappe und reichte McCaine die übrigen zurück, der sie ohne sichtbare Gefühlsregung entgegennahm.
    Einen Moment herrschte peinliches Schweigen.
    »Okay«, rief John mit vorgetäuschter Lockerheit, lehnte sich zurück und klatschte in die Hände, »wann geht es los? Was haben wir vor mit den Texanern?«
    McCaine erhob sich aus dem Sessel. »Wir werden«, sagte er, »mit dem Vorstand reden, allen freundlich die Hände schütteln und dann die Hälfte von ihnen entlassen.«
    »Was? Wieso das denn?« John blinzelte. Im Raum schien es plötzlich ein paar Grad kühler geworden zu sein. »Muss das denn sein? Ich meine, sie haben doch offensichtlich einen guten Job gemacht, wenn Exxon derart profitabel ist?«
    »Sicher. Aber das ist nicht der Grund. Der Grund ist, dass wir ihnen unmissverständlich zeigen müssen, dass wir jetzt das Sagen haben.«
    »Wie bitte?«
    »Wir werden ein paar von unseren Leuten einsetzen.«
    John hob die Hand. »Warten Sie mal. Das gefällt mir nicht. Mit solchen absurden Machtspielchen will ich nichts zu tun haben.«
    McCaine sah kalt auf ihn herab. »John, Sie beherbergen in Ihrem Geist noch eine Vorstellung, die Sie schleunigst loswerden sollten. Die Vorstellung nämlich, wir könnten tun, was wir uns vorgenommen haben, und dabei nette, beliebte Jungs bleiben.« Er schüttelte den Kopf. »Vergessen Sie das. Was wir den Menschen zumuten werden, wird kein Spaziergang und ganz bestimmt nicht angenehm. Man wird uns hassen dafür. Unsere Namen werden hundert Jahre lang Schimpfworte sein, vielleicht für immer. Churchill hat uns seinerzeit Blut, Schweiß und Tränen versprochen, aber diese Metapher ist aufgebraucht; noch einmal kann man den Menschen damit nicht kommen. Wir können niemanden um Erlaubnis fragen, wir müssen einfach durchsetzen, was durchgesetzt werden muss, und das ist eine Frage von Macht, jawohl. Über Macht, John, müssen Sie noch viel lernen. Ich sehe es als Teil meiner Aufgabe an, Ihnen alles beizubringen, was ich darüber weiß.« Er hob die beiden Exemplare seines Anstellungsvertrages in die Höhe. »Das war die erste Lektion. Was haben Sie daraus gelernt?«
    John furchte die Stirn. »Was meinen Sie damit?«
    »Ich habe Ihnen einen Vertrag hingelegt mit einer exorbitanten Gehaltsforderung, und Sie haben unterschrieben, obwohl Sie sie entschieden zu hoch fanden. Warum?«
    »Weil mich Ihre Argumente nach einigem Nachdenken überzeugt haben.«
    McCaine lächelte dünn. »Das ist gelogen.«
    »Wieso? Ich muss doch wahrhaftig keinen Aufstand machen wegen ein paar Millionen…«
    »Jetzt rechtfertigen Sie es vor sich selbst. Die Wahrheit ist: Sie fanden mein Gehalt zu hoch, aber Sie haben gedacht, dass Ihnen keine Wahl bleibt, als zu akzeptieren. Mit anderen Worten, ich war in der mächtigeren Position, obwohl Sie der reichste Mann der Welt sind und ich ein Habenichts.« McCaine wandte sich um, ging ein paar Schritte, blieb stehen. »Wollen Sie wissen, wie ich das gemacht habe?«
    John fiel der Unterkiefer herab, und einen Moment lang hatte er Schwierigkeiten, den Mund wieder zu schließen. Nicht genug, dass McCaine ihn irgendwie über den Tisch gezogen hatte und ein Salär einstreichen würde, das zweihundertmal höher war als das des amerikanischen Präsidenten, nun brüstete er sich auch noch damit und wollte ihm haarklein erklären, wie er ihn drangekriegt hatte?
    »Ich bin«, krächzte er, »gespannt.«
    »Sie haben zunächst einen schweren Fehler gemacht, den Sie so nie wieder machen dürfen. Eine elementare Regel, was Verträge anbelangt. Sie haben zugelassen, dass wir die Abfassung des Vertrages hinausgezögert haben. So wurden vollendete Tatsachen geschaffen, und über vollendete Tatsachen kann man nicht mehr verhandeln. Ich konnte in Ruhe abwarten, bis Sie in einer Situation waren, aus der heraus es Ihnen so gut wie unmöglich war, einfach aufzustehen und zu gehen. Wenn Sie aber eine Verhandlung beginnen ohne diese Möglichkeit – einfach wieder aufstehen und ohne Übereinkunft gehen zu können –, dann sitzen Sie automatisch am kürzeren Hebel.« Jetzt wirkte McCaine wie ein Professor, der über einen elementaren Lehrsatz seines Fachgebiets doziert. »Angenommen, Sie ziehen in eine neue Wohnung, ohne sich über einen Mietvertrag geeinigt zu haben. Wenn Sie erst einmal eingezogen sind, kann der Vermieter alles Mögliche zusätzlich verlangen – mehr Miete,

Weitere Kostenlose Bücher