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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Truppen das Dorf Perwomaiskoje dem Erdboden gleichmachten. Anfang Februar stürzte eine Boeing 757 der türkischen Fluglinie Birgen Air vor der Küste der Dominikanischen Republik ab. Die IRA zündete nach siebzehn Monaten Pause wieder Sprengsätze in London, die drei Menschen töteten und über hundert verletzten. Mitte Februar lief der unter liberianischer Flagge fahrende Öltanker Sea Empress vor Milford Haven in Wales auf einen Felsen auf und verseuchte die Inseln Skokholm und Skomer, Brutgebiete Zehntausender Seevögel, sowie den unter Naturschutz stehenden Küstenabschnitt Pembrokeshire. Experten stuften dieses Unglück in dieselbe Größenordnung ein wie die Havarie der Exxon Valdez 1989.
    »Wir sollten dafür sorgen, dass unseren Tankern so etwas nicht mehr passieren kann«, schlug John vor, und ein Teil von ihm war verblüfft darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit er schon von unseren Tankern sprechen konnte.
    »Das sollten wir wirklich, gute Idee«, meinte McCaine nach kurzem Nachdenken. »Und dann sollten wir eine entsprechende Information an die Presse geben.«
    Kurz darauf kam die Meldung, Fontanelli Enterprises habe verfügt, Rohöl nur noch in Tankern zu transportieren, die den strengen Kontrollen eines eigens geschaffenen Sicherheitsteams standhielten, und dass der Bau eines doppelwandigen Tankers in Auftrag gegeben sei. Die einzige Reaktion war ein Einbruch des Kurses der Exxon-Aktie.
    Am 20. März musste die britische Regierung einräumen, dass man einen Zusammenhang zwischen der Rinderseuche BSE und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit bei Menschen nicht mehr ausschließen könne, worauf die EU ein weltweit geltendes Ausfuhrverbot verhängte und die Zwangsschlachtung von viereinhalb Millionen Rindern angeordnet wurde. Dass BSE auf nicht artgerechte Fütterung der Rinder zurückzuführen war, galt mittlerweile als unstrittig.
    »Höchste Zeit, dass wir diese Politiker stoppen«, kommentierte McCaine grimmig, knüllte die Zeitung zusammen und pfefferte sie in den Papierkorb, aus sieben Metern Entfernung und zielsicher, wie John beeindruckt registrierte.
    Unter dem Eindruck ständig neuer Hiobsbotschaften hatte das Interesse der Öffentlichkeit an den Aktivitäten und Beweggründen der Fontanelli Enterprises nachgelassen. Den meisten Menschen entging, dass die Einkaufstour gerade erst begonnen hatte.
    McCaine folgte nun weitgehend den Empfehlungen der Analysten, und John folgte McCaine. Sie kauften große Firmen, kleine Firmen, Firmen der Nahrungsmittelbranche und der chemischen Industrie, Transportfirmen, Fluglinien, Telefonnetze, Hersteller elektronischer Bauteile und Hersteller von Metallhalbfertigwaren, Maschinenbauunternehmen und Papierproduzenten, Bergwerke, Stahlwerke, Kernkraftwerke, Softwarebüros, Supermarktketten, Versicherungen und Pharma-Firmen. McCaine schien überhaupt nicht mehr zu schlafen, dafür aber zeitweise über vier Arme zu verfügen, mit denen er acht Telefone gleichzeitig benutzte. Eine Besprechung jagte die nächste, früh am Morgen und bis nach Mitternacht und in unglaublichem Tempo. Mit der Steuerung des Videokonferenzsystems konnte John bald besser umgehen als mit der Fernbedienung seines Fernsehers. An manchen Tagen war der Empfangsbereich von einem Dutzend Delegationen gleichzeitig bevölkert, die, bewirtet und umsorgt von einer Schar junger Hostessen, darauf warteten, dass sich die große Doppeltür des Konferenzraums für sie öffnete. Ihre Gesprächspartner nahmen Flüge von zwölf, vierzehn, zwanzig Stunden auf sich, um nach einem halbstündigen Gespräch wieder verabschiedet zu werden. Sie gründeten Holdinggesellschaften, die ihrerseits Firmen kauften, um sie neu zu strukturieren, zu zerlegen und anders wieder zusammenzusetzen. Mit Firmen, die in Privatbesitz oder aus sonst einem Grund nicht zu kaufen waren, schlossen sie Kooperationsverträge. Sie erwarben Rechte, Patente, Lizenzen und Konzessionen. Sie kauften Ländereien, Grundstücke, Farmen und Plantagen. Ein junger Designer entwickelte nach der Vorlage von Giacomo Fontanellis Unterschrift unter dem Testament ein elegantes Firmenlogo, das im Wesentlichen aus einem geschwungenen, tiefroten kleinen f auf weißem Grund bestand, und dieses königlich schlichte Logo schickte sich an, die Weltkarte zu erobern.
    Was auf den ersten Blick wie ein Gemischtwarenladen aussah, hätte sich bei näherer Betrachtung als kompliziertes Geflecht strategischer Abhängigkeiten entpuppt, wenn es jemanden gegeben hätte, der es

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