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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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die der Professor mitgebracht hatte, und überließ McCaine das Reden.
    »Was heißt das genau?«, hakte der nach. »Haben Sie nicht genug Computer?«
    Collins machte eine wegwerfende Handbewegung. »Computer sind kein Problem. Jeder PC aus dem Kaufhaus leistet heute mehr, als Forrester und Meadows damals an Rechenleistung zur Verfügung hatten. Nein, was uns fehlt, ist Geld für kompetente Hilfskräfte. Wir müssen Daten beschaffen, sichten, jede einzelne Zahl auf Plausibilität prüfen. Man kann kein sensibles Modell entwickeln, wenn man auf ungenauen Daten aufbauen muss. Eigentlich logisch, aber ich verbringe den größten Teil meiner Zeit damit, umherzureisen und möglichen Geldgebern diese Binsenweisheit vorzubeten.«
    »Ab jetzt nicht mehr«, sagte McCaine. Er lehnte sich zurück. »Wenn wir uns einig werden, heißt das. Sie werden an Ihr Institut zurückfahren und Ihre eigentliche Arbeit tun. Und was immer Sie an Geld benötigen, erhalten Sie von uns.«
    Der Professor riss die Augen auf. »Das nenne ich allerdings ein Angebot. Was muss ich dafür tun? Mit meinem Blut unterschreiben?«
    McCaine gab ein Schnauben von sich. »Sie haben vielleicht schon einmal gehört, dass wir hier versuchen, eine Prophezeiung zu erfüllen. Wir sollen der Menschheit die verloren gegangene Zukunft zurückgeben. Die Vorsehung hat uns dafür eine Billion Dollar zur Verfügung gestellt.«
    »Ich liebe Aufträge mit einem großzügigen Budget«, nickte der Wissenschaftler. »Ja, ich habe davon gehört.«
    »Schön. Was sagen Sie zu der Grundannahme, dass wir unsere Zukunft verloren haben?«
    »Grundsätzlich weiß ich zu viel über Zukunftsforschung, als dass ich mich zu solchen Aussagen versteigen würde.«
    »Sie erstaunen mich.« McCaine zog einen der bereitstehenden Laptopcomputer heran, startete ein Programm und deutete auf das Bild, das ein großer Videoprojektor auf eine Leinwand von Kinoqualität warf. »Ich nehme an, diese Kurve kennen Sie.«
    Der Professor blinzelte. »Ja, sicher. Das ist der Standardlauf von WORLD3.«
    »Leicht modifiziert. Sehen Sie die roten Linien, die im Jahr 1996 enden? WORLD3 wurde 1971 entwickelt, um die Zukunft vorherzusagen. Ich habe die tatsächlichen Entwicklungen seither in das Programm eingefügt. Bis jetzt stimmen Prognose und Realität bestürzend genau überein, finden Sie nicht?«
    Professor Collins konnte sich ein geduldiges Lächeln nicht verbeißen. »Nun ja. Das kann man so und so sehen. Es ist Ihnen natürlich klar, dass WORLD 2 und WORLD 3 längst nicht mehr Stand der Technik sind.«
    »Wie bitte?« McCaine war sichtlich verdutzt.
    »Beide Modelle fassen die Staaten der Erde in eine einzige operative Einheit zusammen, ohne jede Berücksichtigung regionaler Unterschiede. Ich erinnere mich, dass man an der Universität von Sussex die Modelle kritisch auf ihr Verhalten hin untersuchte und fand, dass sie äußerst empfindlich auf Eingabeparameter reagieren, die einen breiten Fehlerbereich enthalten. Auf der anderen Seite zeigen sie ihr normales Verhalten – die berühmten Grenzen des Wachstums eben – nahezu unabhängig von den Ausgangsdaten. Mit anderen Worten, das Verhalten scheint eher dem kybernetischen Zusammenhang zu entstammen als den Daten, mit denen man startet.«
    »Scheint?«, wiederholte McCaine. »Das klingt nicht nach einer gründlichen Untersuchung.«
    »Ich denke, Aurelio Peccei und den anderen Mitgliedern des Club of Rome war vor allem daran gelegen, rasch eine weltweite Diskussion auszulösen. Dafür eigneten sich WORLD3 und seine Vorhersagen natürlich hervorragend.«
    McCaine sprang auf und tigerte an der Fensterfront vor dem gewaltigen Lichterpanorama des nächtlichen London auf und ab. »Was ist mit dem Modell von Mesarovic und Pestel? Das berücksichtigt regionale Unterschiede.«
    »Das World Integrated Model , ja. Sie scheinen sich tatsächlich intensiv mit der Materie befasst zu haben, wenn Sie sich daran noch erinnern. Sie wissen dann vermutlich auch, dass das WIM die Umwelt weitaus weniger stark einbezieht als die WORLD-Modelle. Das ist häufig kritisiert worden, und damals hat man es mit der ohnehin enormen Komplexität des Modells begründet.«
    »Aber muss ein präzises Modell nicht notwendigerweise komplex sein?«
    »Sicher. Vor allem aber muss es plausibel sein. Man muss nachvollziehen können, was es tut. Sonst könnte man genauso gut aus dem Kaffeesatz lesen.«
    McCaine zog einen dicken Wälzer aus einer Schublade und warf ihn auf den Tisch. »Was die

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