Eine Billion Dollar
Fontanelli Enterprises das erste Mitglied des IWF wird, das keine Nation ist.«
John musste unwillkürlich Luft holen. »Das nenne ich allerdings kühn.«
»So kühn ist das auch wieder nicht. Momentan verfügt der IWF über Einzahlungen im Gesamtwert von vielleicht 190 Milliarden Dollar, von denen zudem die Hälfte in nicht konvertiblen Währungen, also in zu nichts verwendbarem Geld geleistet sind. Für uns wäre es ein Klacks, mehr einzuzahlen als selbst die USA.«
Einen Moment lang spürte John wieder jenes Gefühl von Unbesiegbarkeit in sich aufsteigen, das ihn den ganzen Sommer hindurch getragen hatte, das besser gewesen war als Sex. Aber in welchem Behältnis auch immer solche Gefühle aufbewahrt wurden, seines schien ein Leck zu haben, denn die Unbesiegbarkeit verrann und ließ nur vages Unbehagen zurück. »Ich glaube nicht, dass sie uns akzeptieren werden.«
McCaine sah aus dem Fenster. »Das ist nur eine Frage der Zeit«, sagte er. »Die Ära der Nationen ist vorbei. Eine Zeit lang werden die Menschen noch daran festhalten, wie an Großmutters Teeservice, das man nie benutzt, weil es nicht spülmaschinenfest ist, aber eine der nächsten Generationen wird nicht mehr verstehen, wozu eine Nation gut sein soll.« Er deutete hinaus, auf das Schaufenster einer Buchhandlung, in dem Bildbände über die unlängst zu Ende gegangenen Olympischen Spiele von Atlanta ausgestellt waren. »Sie werden es noch erleben, glauben Sie mir. Eines Tages werden bei Olympischen Spielen die Athleten nicht mehr im Namen einer Nation, sondern im Namen eines Konzerns antreten.«
»Könnten wir nicht einen Preis ins Leben rufen?«, überlegte John eines Abends, hoch über dem Pazifik. »So etwas wie den Nobelpreis, nur für Umweltschutz?«
McCaine, der wie immer während ihrer Flüge unentwegt Akten studierte, Memoranden und Vertragsentwürfe mit Anmerkungen versah oder Briefe diktierte, sah von seinem Notizblock auf. »Einen Fontanelli-Preis?«
»Nicht unbedingt. Aber ich stelle mir einen jährlichen Preis vor für Leute, die etwas im Sinne der Prophezeiung vollbracht haben. Ich meine, das könnte doch ein Ansporn sein. Das Umdenken fördern. Und es täte unserem Image gut.«
McCaine klopfte sich mit dem Ende seines Kugelschreibers gegen das Kinn. » Wollen Sie einen solchen Preis stiften?«, fragte er.
Die Betonung der Frage kam John eigenartig vor. »Ja«, sagte er.
»Dann tun Sie ‘s doch.«
»Ich?« John sah ihn zweifelnd an. »Ich habe keine Ahnung, wie so etwas macht.«
McCaine legte seinen Stift bedächtig vor sich auf den Block. »Sie brauchen keine Ahnung zu haben, wie etwas gemacht wird. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen bei unserem ersten Gespräch gesagt habe? Geld schlägt alles, Geld ersetzt alles, Geld kann alles. Sie brauchen nur zu wissen, was Sie wollen. Über das Wie sollen andere sich Gedanken machen.«
»Und wer zum Beispiel?«
»Sie rufen die Organisationsabteilung an, zitieren jemanden zu sich ins Büro und sagen ihm, was Sie wollen. Ganz einfach. Und das macht der dann, dafür kriegt er schließlich sein Gehalt.« McCaine lächelte. »Übrigens halte ich das für eine hervorragende Idee.«
Eines ihrer Rationalisierungsprojekte, die Firma HUGEMOVER, einst Weltmarktführer für Baumaschinen, zeitigte unerwartete Resultate: Die Gewerkschaft beschloss zu streiken.
»Hallo, Jim«, sagte McCaine, als die Videokonferenz geschaltet war. »Wir hören hier Dinge, die wir kaum glauben wollen.«
John saß etwas abseits, außerhalb des Erfassungsbereichs der Kamera. McCaine hatte ihm dazu geraten. »Das wird wahrscheinlich hässlich«, hatte er gemeint.
Jim Straus, der Vorstandsvorsitzende von HUGEMOVER, war ein sanft dreinblickender Mann mit der rosigen Haut eines frisch gebadeten Babys. Der Blick, mit dem er aus dem Bildschirm sah, hatte etwas Trotziges. Donald Rash, sein Stellvertreter, saß neben ihm und schien ausprobieren zu wollen, ob er seinen Kugelschreiber mit bloßen Händen zerbrechen konnte.
» Well , ich müsste lügen, wenn ich behaupten sollte, dass ich die Jungs nicht verstehe«, erklärte Straus. »Die Löhne um zwanzig Prozent kürzen, die Arbeitszeiten um zwei Stunden verlängern, und das alles auf einen Schlag und ohne Verhandlungen auch nur anzubieten? Sie würden auch streiken, Malcolm.«
»Was ich tun oder nicht tun würde, steht nicht zur Debatte. Die Frage ist, was Sie tun werden, Jim.«
» Well , ich schätze, wir werden verhandeln.«
»Das eben wollte ich nicht
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