Eine Billion Dollar
Worte gewechselt, und ich habe mich bemüht, nicht auf ihren Busen zu starren, das war alles.« John hielt inne und hatte plötzlich ein ausgesprochen mulmiges Gefühl.
McCaine nickte langsam und bedächtig. »Aber es wäre das perfekte Ablenkungsmanöver, denken Sie nicht? Sie und Patricia deBeers und immer wieder ein Fotograf, dem ein Schnappschuss glückt, wie Sie Händchen halten… Die Medien wären auf Wochen hinaus im Fieber.«
»Sie haben doch etwas vor.« John studierte McCaines betont ausdrucksloses Gesicht. »Sagen Sie mir, dass es nicht das ist, was ich gerade anfange zu vermuten.«
McCaine drehte die Zeitung in seiner Hand zu einer Rolle und knetete sie hingebungsvoll. »Ich habe mir erlaubt, Ihre Jacht in Marsch zu setzen. Sie war ohnehin zur Inspektion des Radarsystems in Hongkong. Heute oder morgen sollte sie in Manila einlaufen. Ich habe ferner Miss deBeers engagiert, um…«
»Wie bitte? Engagiert?«
»Ich habe eine Schweigeklausel in den Vertrag hineinschreiben lassen und die Agentur dann so lange heruntergehandelt, bis man mich gebeten hat, meinerseits Stillschweigen über das niedrige Honorar zu bewahren. War interessant.«
»Engagiert? Wozu das denn?«
»Sie beide werden das liebende Paar geben, für die Augen der Weltöffentlichkeit zumindest – was Sie privat tun, ist Ihre Sache. Sie schippern ein bisschen durch die paradiesische Inselwelt der Philippinen, lassen sich von Reportern aufspüren, gehen ab und zu zum Shoppen an Land, medienwirksam Arm in Arm bitte…« »Das ist nicht Ihr Ernst!«
»Wenn die Welt auf die Philippinen schaut, soll man Sie beide sehen, nicht die Börsenkurse und/oder die Leitzinsen. Das ist es, was ich brauche.«
»Es ist Ihr Ernst.« John legte die Hand auf die Stirn, als spüre er Fieber. »Wirklich und wahrhaftig… Sie wollen eine Schmierenkomödie aufführen.«
»Kommen Sie, John.« McCaine warf die Zeitung oder das, was davon übrig war, in den Papierkorb. »Ich hätte mir weiß Gott Schlimmeres ausdenken können, als Sie ein paar Wochen mit einer der schönsten Frauen dieses Planeten auf Kreuzfahrt zu schicken, oder? Wer weiß, am Ende finden Sie einander sympathisch …«
»Nein. Das reicht jetzt.«
»… und aus Illusion wird Realität?« McCaine grinste, als hätte er einen zotigen Witz erzählt. »Gut, ich halte mich raus. Wie Sie meinen. Ich will nur noch einmal daran erinnern, dass Sie allmählich an die Gründung einer Dynastie –«
»Bestimmt nicht mit einem bezahlten Fotomodell«, versetzte John. Er konnte es immer noch nicht fassen. Nein, das war jetzt eine Spur zu heftig. Er würde sich weigern. Er würde einfach Nein sagen, ganz einfach…
McCaine war übergangslos wieder ernst. »Es wäre eine große Hilfe«, sagte er. »Es wird auch so schwierig genug. Wir müssen die Regierungen von einem halben Dutzend Ländern in die Knie zwingen und eine übernationale Organisation dazu, und das, während die Konkurrenz auf den geringsten Fehler von uns lauert. Es wäre wirklich eine große Hilfe.«
John schloss ergeben die Augen. Er seufzte. »Also gut. Wann soll es losgehen?«
»Sobald Sie können. Miss deBeers ist schon unterwegs. Sie wird Sie in Manila auf der Jacht erwarten.«
»Oh. Ich kann es kaum erwarten.« Er stand auf, fühlte sich grenzenlos müde. »Dann werde ich mal packen gehen.«
McCaine grinste anzüglich. Wenn man es recht bedachte, grinste er in letzter Zeit ziemlich oft anzüglich. »Gute Reise«, sagte er. »Genießen Sie es.«
»Oh, vielen Dank.« Im Hinausgehen betrachtete John sich in dem schmalen Spiegel, den McCaine neben seiner Zimmertür hängen hatte, und murmelte, an niemand Bestimmten gerichtet: »Habe ich das nötig?«
Ursula fühlte sich wohl. Sie hatte geduscht und war wohlig müde von der langen Zugfahrt, und nun saß sie mit dem Padrone und den beiden anderen älteren Vacchis – nur Eduardo fehlte – an diesem wunderbar gedeckten Tisch im unteren Speisesaal, der nach Majoran und Tomaten und Oregano roch. Was immer es war, das Giovanna servierte, es sah wunderbar aus auf dem edlen Geschirr.
Beim Essen wurde beraten, was sie entdeckt hatte und was der Familie Vacchi anscheinend seit langem bekannt war.
»Wenn Sie sich vergegenwärtigen, dass das Vermögen der Familie Medici, der mächtigsten Familie ihrer Zeit, selbst in Glanzzeiten den Betrag von vierhunderttausend Florin nicht nennenswert überstiegen hat«, sagte Cristoforo Vacchi, während er sich bedächtig die Lippen mit einer dicken,
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