Eine Billion Dollar
dass er sich allmählich Sorgen um seine Strahlenbelastung machen musste. Es würde gut sein, ein paar Wochen auszuspannen, und zur Hölle mit den Reportern!
Während der Fahrt sah er nur flüchtig hinaus. Die Klimaanlage arbeitete auf Hochtouren, und vom Fond eines Luxuswagens aus sah auch Manila nur aus wie alle Großstädte: Hochhäuser, breite Straßen, viel zu viele Leute unterwegs, grelle Reklametafeln, wie sie in Los Angeles hätten stehen können. Baustellen. Männer, die in der flirrenden Hitze eines tropischen Augusttages mit heißem Asphalt hantierten oder mit Presslufthämmern.
»Der Hafen«, sagte Marco, als sie schaukelnd von einer Hauptstraße abbogen auf eine breite, weniger befahrene Straße mit Schlaglöchern.
Wider Erwarten erfüllte es John mit Begeisterung, seine Jacht wiederzusehen. Stolz und prachtvoll lag sie da, ein Traum in Weiß, riesig, der reine Luxus. Zwei Jahre lang hatte er sie nicht betreten, hatte sie nur in der Welt umhergeschickt, damit sie in Schuss blieb und die Mannschaft in Bewegung, während er tagein, tagaus in seinem Büro gehockt und so getan hatte, als verstünde er etwas von Geschäften. Was für eine Verschwendung!
Kapitän Broussard stand an der Reling des Brückendecks und winkte herab. John winkte zurück. In dem Moment, in dem er seinen Fuß auf Deck setzen wollte, tauchte aus einem Aufgang etwas Buntes, Wirbelndes auf, schoss auf ihn zu, und ehe er reagieren konnte, hielt ihn eine schlanke, luftig gekleidete Frau umarmt und küsste ihn leidenschaftlich.
Und lange. John, zuerst steif und voller Abwehr, begann es angenehm zu finden, durchaus. Er umfing sie ebenfalls, fühlte weiche, durchglühte Haut unter duftigem Stoff, roch verlockendes Haar, spürte eindeutige Reaktionen seines Körpers…
Patricia deBeers ließ ihn wieder los und trat einen Schritt zurück, wie um ihn sich nach langer Trennung genauer anzusehen. Sie sah gut aus, weitaus besser, als er sie in Erinnerung hatte. Eine vollkommene Figur, ein ebenmäßiges Gesicht, die Verkörperung weiblicher Schönheit, und die tropische Sonne brachte all das erst richtig zur Geltung. Diese Reise versprach angenehmer zu werden, als er gedacht hatte.
Sie fasste seine Hand und sagte: »Komm!« Sie zog ihn hinter sich her zum Achterdeck, ausgelassen lachend wie ein frisch verliebtes Schulmädchen, und dort durch die Glastür in den Salon.
Drinnen ließ sie ihn los, schloss die Tür und blieb stehen, auf drei Schritte Abstand, die Arme vor der Brust verschränkt. »Das war der Job, wie ich ihn verstanden habe. Sind Sie zufrieden?«
»Wie?«, machte John. Etwas war in ihrer Stimme, das dieselbe Wirkung hatte wie ein Eimer Eiswasser, der einem unvermutet über den Kopf geschüttet wird, und er begriff. »Oh, ja. Doch. Absolut, ähm, überzeugend gespielt. Absolut.« Alles Show, na klar. Wie abgemacht. Womöglich gab es irgendwo ein Drehbuch für alles, was sie in den nächsten Wochen zu tun hatten.
»Großartig. Ich liebe es, wenn Kunden zufrieden sind.« Es klang nicht, als meine sie es so. Es sah auch nicht so aus. Sie stand da, das Gesicht verkniffen, jedes Nackenhaar aufgestellt, am ganzen Körper bebend wegen irgendwas.
John machte eine Handbewegung, hätte gern irgendetwas getan, um sie zu beruhigen. »Grandios«, sagte er behutsam. »Wie gesagt.«
Sie drehte sich weg, sah hinaus auf das leuchtend blaue Meer, die Phalanx der Segelmasten, die Weite. Eine Weile stand sie so und sagte nichts, sah nur aus wie ein lebendiges Kalenderfoto.
»Wissen Sie, wie ich mir vorkomme, Mister Fontanelli?«, fragte sie schließlich, voller Verachtung in der Anrede. »Können Sie sich das vorstellen?«
Es hatte mit der Art und Weise zu tun, wie sie engagiert worden war. Er wusste es, ohne dass sie ein weiteres Wort hätte sagen müssen.
»Hören Sie –«
»Nein, Sie hören mir jetzt zu. Sie sind der reichste Mann auf Gottes Erdboden, von mir aus. Aber das gibt Ihnen nicht das Recht, mich wie Dreck zu behandeln. Ich habe Modell gestanden für Ihren Gäa -Preis, schön. Zufällig ist es mein Beruf, Modell zu stehen, für alles Mögliche. Aber das macht mich nicht zu einer Hure, verstehen Sie? Sie können meine Zeit mieten, können mein Aussehen für Ihre Zwecke kaufen – das ist der Deal. Das haben Sie gemacht, und ich werde mitspielen. Ich bin Profi. Aber Sie können nicht meine Zuneigung kaufen, Mister John Fontanelli, Mister Eine-Billion-Dollar. Ich bin ein Model, aber in erster Linie bin ich eine Frau, verstehen
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