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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Lautsprecher.
    »Marco, bitte kommen Sie mit dem Motorboot«, rief John in das ähnlich versiegelte Mikrofon, hoffend, dass er sich einfach und unmissverständlich genug ausdrückte. »Wir sind in der Bucht. Und beeilen Sie sich.«
    Die Antwort war ein schlichtweg unverständliches Mchrchr-krchr.
    »Mit dem Boot«, wiederholte er. »Boot. Kommen. Schnell.«
    »Imchrchr krchchr techrchr.«
    John sah die rote Leuchtdiode an, die plötzlich aussah wie ein höhnisch funkelndes Auge. »Also, ich habe jedenfalls getan, was ich konnte«, meinte er, schaltete das Gerät wieder aus und stopfte es zurück in die Tasche. »Kommen Sie. Wir wollten Benigno nicht allein lassen.«
    Sie streiften die Atemgeräte ab und schwammen ihm nach, über Wasser und ohne Chance, ihn einzuholen. Offenbar verdankte er das breite Schwimmerkreuz nicht nur seinen Genen. Und während sie auf das Fischerboot zuhielten, trieben rings um sie herum winzige tote Fische an die Oberfläche, mehr und mehr, je näher sie dem Boot kamen, die Opfer der beiden unterseeischen Explosionen.
    Die beiden Fischer waren auf der ihnen abgewandten Seite des Bootes mit dem Einsammeln ihrer Beute beschäftigt und bemerkten sie nicht. Als Benigno urplötzlich vor ihnen aus dem Wasser auftauchte, erschraken sie fast zu Tode.
    Der eine ließ beinahe seinen Käscher fallen, der andere fing an zu schreien. Benigno schrie dagegen, in einer Sprache, die Johns Ohren nach nur aus Variationen der Worte malang-malang und alala zu bestehen schien, und dann schrien alle durcheinander.
    Da entdeckte der am Paddel, dass John und Patricia ebenfalls auf das Boot zugeschwommen kamen. Er sprang auf, hob das Paddel wie eine Schlagwaffe in die Höhe, schreiend und gestikulierend, offensichtlich dicht davor, auszurasten. Der andere redete auf ihn ein, versuchte ihn zu beruhigen, aber offenbar hatte er nicht besonders viel Einfluss auf seinen Begleiter.
    »Mein Gott«, schrie Patricia, bekam Wasser zu schlucken, spuckte es aus, »er wird Benigno den Schädel einschlagen!«
    John gab keine Antwort, vor allem, weil ihn das schnelle Schwimmen völlig aus der Puste gebracht hatte. Er hielt inne und streckte die Hand aus, um Patricia daran zu hindern, noch näher an das Boot heranzuschwimmen, das unter dem tobenden Ruderer wild hin und her schwankte und zweifellos umgekippt wäre ohne seine beiden Ausleger. Das war jetzt kein Spiel mehr.
    »Er hat Angst um sein Boot«, keuchte Patricia wassertretend. »Es wird konfisziert, wenn man ihn beim Dynamitfischen erwischt. Früher stand sogar die Todesstrafe darauf.«
    John warf ihr einen erstaunten Blick zu. »Woher wissen Sie denn das?«
    »Stand alles in dem Reiseführer.«
    Das machte die Aufregung des Mannes verständlich. Ein Fischer ohne Fischerboot, das bedeutete zweifellos seinen Ruin. Menschen hatten schon aus geringeren Anlässen gemordet.
    Doch anstatt um sich zu schlagen, erstarrte der Mann mit dem Paddel plötzlich, stand da wie ein Standbild und starrte über sie hinweg den Horizont an. Sie wandten unwillkürlich die Köpfe, um zu sehen, was dort sein mochte, und siehe da: Das Motorboot der PROPHECY kam weiß und elegant über die Wellen gebrettert, direkt auf sie zu. Jetzt, da das Geschrei verstummt war, hörte man auch das dumpfe Knattern des Außenborders.
    Die gedrungene Gestalt des Fischers sackte in sich zusammen. Er ließ das Ruder fallen, setzte sich und barg das Gesicht in den Händen, weinte. Der andere sah ihn betreten an, mit der Hand in den paar Fischlein in seinem Köcher wühlend, und so ergaben sie sich in ihr Schicksal.
    Das Motorboot ging mächtig längsseits. Marco saß am Steuer, neben ihm ein junger, drahtiger Mann mit Sonnenbrille, der, soweit John sich erinnerte, Chris hieß, ein rotgeschopfter Ire, dem die Tropensonne sichtlich zu schaffen machte. »Alles in Ordnung?«, fragte Marco besorgt und ließ die Leiter herunter, sodass sie an Bord steigen konnten.
    Was John am meisten erschütterte, war, wie mager die Beute der Fischer ausgefallen war. In einem uralten senfgelben Plastikeimer hatten sie kaum den Boden bedeckt mit Fischen, von denen keiner mehr als eine Handspanne maß. Zusammen mit den Tieren, die noch auf dem Wasser trieben, kamen gerade vielleicht zwei Mahlzeiten zusammen, wenn man Flossen und Gräten mitaß. »Das verstehe ich nicht«, sagte er zu Benigno. »Wie kann sich das rechnen? Ich meine, das Dynamit bekommen sie doch nicht umsonst.«
    Benigno war nicht in der Stimmung für betriebswirtschaftliche

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