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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Fischaufkäufer, sich zu setzen, und erklärte ihm, was sie über die Praktiken des Dynamitfischens vor Panglawan wussten und über die Praktiken der Kredite an die Fischer. Während John redete, wurde Joseph Balabagan immer stiller, und als die Sprache auf Dynamit kam, warf er ängstliche Blicke umher.
    »Hören Sie«, sagte er leise, »was wollen Sie von mir? Ich versuche nur, meine Familie durchzubringen. Ich muss acht Pesos zurückverlangen für fünf, die ich ausleihe, weil die meisten ihre Schulden sowieso nie zurückzahlen. Was soll ich denn machen? Ich kann mein Geld doch nicht verschenken. Und mehr zahlen für den Fisch kann ich nicht, weil ich sonst nichts verdiene. Oh, ich kaufe ihnen so oft auch die Fische ab, die nicht mehr frisch sind; ich lege sie ins Eis und hoffe, dass die Fischfabrik nichts merkt. Aber sie merkt es oft, und ich bekomme Geld abgezogen, und wer ersetzt mir das? Niemand. Sie sehen doch, dass ich nicht reich bin. Hätte ich ein Moped, das nicht funktioniert, wenn ich reich wäre? Hätte ich Sie um Geld bitten müssen für das Krankenhaus?«
    »Und woher kommt das Dynamit?«, fragte Benigno Tatad.
    Balabagan zuckte mit den Schultern. »Ich bekomme es von einem Polizisten. Ich muss ihn bezahlen und seinen Chef auch noch, da bleibt nicht viel. Ich verkaufe es an die Fischer, die es verlangen. Sie verlangen es, weil sie mehr fangen wollen; so ist das. Das will doch jeder – mehr Geld verdienen.«
    »Wissen Sie, was das Dynamit in den Korallenriffen anrichtet?«, zischte der Regierungsbeauftragte. »Und dass es die Fischgründe zerstört?«
    »Korallenriffe kann man nicht essen«, erwiderte Balabagan und hob ratlos die Hände. »Wenn ich ihnen das Dynamit nicht verkaufe, tut es ein anderer.«
    »Diese Fischfabrik«, mischte sich John wieder ein, »wo ist die?«
    »In San Carlos. Sie zahlen immer noch so viel wie vor zehn Jahren, dabei ist alles teurer geworden. Aber wem soll ich die Fische sonst verkaufen? Wenn ich einen lapu-lapu bekomme, den kann ich an ein Restaurant hier in Lomiao verkaufen, aber all das andere Zeug wollen die auch nicht haben. Ich kann nichts machen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich muss auch zusehen, wie ich meine eigenen Raten zahle. Mir schenkt auch niemand was, die Bank am allerwenigsten.«
    John stutzte. »Die Bank? Welche Bank?«
    »Die hier in Lomiao. Die haben nicht so viel Geduld, wie ich sie mit den Fischern habe, das können Sie mir glauben.«
    »Und was für Raten zahlen Sie da?«
    Der Fischaufkäufer musterte ihn unwillig. »Raten eben«, sagte er zögerlich.
    »Für Kredite?«
    »Sicher. Wofür sonst zahlt man einer Bank Raten?«
    »Und was sind das für Kredite?«
    Einen Moment sah der Mann aus, als wolle er aufstehen und gehen. Selbst Benigno atmete hörbar ein. Filipinos mochten derart direkte Fragen nicht, das hatte John inzwischen schon verstanden, aber er war nicht gewillt, von seiner Fährte abzulassen. Er sah den Fischaufkäufer unverwandt an, und schließlich gab der seinen Widerstand auf.
    »Es ist ja immer irgendetwas«, sagte er leise. »Als ich die Eismaschine abgezahlt hatte, ging sie kaputt, und ich hatte kein Geld für die Reparatur. Dann musste ich einen Benzintank kaufen für die Zapfanlage… Und so weiter.« Er verzog das Gesicht. »Zurzeit komme ich kaum nach mit dem Zahlen. Nun schulde ich sogar Ihnen Geld.«
    John breitete die Hände aus. »Das schenke ich Ihnen. Und Ihrer Frau.« Die Fischfabrik beschäftigte ihn. Möglicherweise war das die nächste Stufe der Ausbeutung. Wahrscheinlich taten sie das Gleiche wie Balabagan: nutzten ihr Monopol aus, nutzten es aus, dass die Fischhändler an niemand anderen verkaufen konnten, boten niedrigstmögliche Preise und scheffelten auf diese Weise…
    »Wissen Sie«, sagte Balabagan, »ich finde 27 Prozent auch ganz schön hoch.«
    »Wie bitte?«, fragte John, in Gedanken woanders. »27 Prozent?«
    »Na, weil Sie doch sagten, wenn ich fünf Pesos ausleihe und acht zurück will, sind das 60 Prozent. Aber meine Bank verlangt 27 Prozent, und Sicherheiten außerdem… Ich meine, das ist schon viel, oder?«
    John sah ihn ungläubig an. »27 Prozent?«, vergewisserte er sich. »Die Bank hier verlangt siebenundzwanzig Prozent Kreditzinsen?«
    »Ja.«
    Er rief sich die entsprechenden Formeln ins Gedächtnis zurück, die er vor kleinen Ewigkeiten in seinem Büro zu verstehen gelernt hatte. 27 Prozent, das hieß, dass sich der zurückzahlbare Betrag alle zweieinhalb Jahre verdoppelte, ungefähr. »Wie

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