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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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schraubten, hoben grüßend die Hand.
    »Wenn Sie an der Kreuzung dort vorn rechts abbiegen, kürzen wir den Weg ab«, schrie Eduardo.
    »Und wenn ich geradeaus fahre?«
    »Brauchen wir zwanzig Minuten länger.«
    »Dann fahren wir geradeaus«, sagte John, gab Gas und genoss es, in die harten Ledersitze gepresst zu werden, als der rote Ferrari mit unnachahmlichem, geradezu göttlichem Röhren beschleunigte und über die weithin leere Kreuzung schoss wie ein von einem Bogen geschnellter Pfeil.
    Besser als Sex, wirklich. John hatte es sich toll vorgestellt, einen Ferrari zu fahren, aber die Wirklichkeit war noch weitaus erregender, als er es sich ausgemalt hatte. Man war umgeben von einer kraftvollen Maschine, spürte das Donnern des Motors, als wäre es das Geräusch des eigenen Herzens, und das Auto wurde eins mit dem eigenen Körper – man schoss dahin, unaufhaltsam, mit unbändiger Geschwindigkeit und unbändiger Kraft, jagte über Straßen und durch Kurven, dass das Blut in den Adern kochte, und es war, als gehöre einem die Welt.
    »Disqualifiziert mich das jetzt in Ihren Augen?«, fragte John, als sie über eine Brücke donnerten, die über einen schmalen, fast eingetrockneten Bach führte.
    »Inwiefern?«
    »Na ja«, meinte John mit einer weiten Geste, die ungefähr den Wagen umfasste, in dem sie saßen, »da finden Sie den Erben des Fontanelli-Vermögens, den Erfüller der Prophezeiung, der seit einem halben Jahrtausend dazu ausersehen ist, der Menschheit ihre Zukunft zurückzugeben… und das Erste, was er tut, ist, sich so etwas Sinnloses und absolut Überflüssiges zu kaufen wie einen sündteuren Sportwagen!«
    Eduardo lachte. »Da kennen Sie meinen Großvater schlecht. Der hat Sie ins Herz geschlossen, und das ist für immer. Jetzt können Sie anstellen, was Sie wollen.«
    John hob überrascht die Augenbrauen. »Oh.« Das berührte ihn irgendwie.
    »Abgesehen davon«, fuhr Eduardo fort, »entsprechen Sie genau einer Theorie, die er entwickelt hat.«
    »Einer Theorie?«
    »Er hat jahrzehntelang die Schicksale von Leuten verfolgt, die plötzlich und unerwartet zu sehr viel Geld gekommen sind. Was man eben aus Zeitungen so erfährt. Er sagt, diejenigen, die sofort anfangen zu sparen, verlieren ihr neues Vermögen bald wieder. Diejenigen dagegen, die sich als Erstes einen total verrückten Wunschtraum erfüllen, lernen später meistens, mit ihrem Geld richtig umzugehen.«
    »Dann besteht ja noch Hoffnung.«
    »Genau.«
    Er hatte es einfach tun müssen. Als er das Schaufenster mit den roten Boliden darin gesehen hatte, mit albern aufgetakelten Schaufensterpuppen und dem unverkennbaren schwarzen Pferd auf gelbem Grund, war es wie Hunger in ihm aufgestiegen: So ein Auto wollte er haben, wollte es fahren, und zwar sofort.
    In Filmen ging so etwas immer einfach. Auf dieser Seite der Leinwand aber musste ein Auto zugelassen werden, versichert, man musste erst auf tausend Ämtern gewesen sein, ehe man damit losfahren konnte.
    Eduardo war ihm mit hilfreichen Worten beigestanden, und schließlich hatte jemand genickt: Man werde alles für ihn erledigen, was zu erledigen war, und es hatte alles bis später Zeit. Er würde sofort losfahren können. Alles, was er zu tun hatte, war, einen Kreditkartenbeleg über einen unglaublichen Riesenbetrag in Lire zu unterschreiben – was John tat, ohne sich die Mühe zu machen, ihn in Dollar umzurechnen –, und dann kam der magische Moment: Der Chef der Niederlassung, ein vorzüglich gekleideter Mann mit ölig glänzendem Haar, drückte ihm den Schlüssel in die Hand, Eduardo und er stiegen in den Wagen, die Schaufensterscheibe vor ihnen wurde beiseitegekurbelt, und begleitet von einem begeisterten Hupkonzert auf der Straße fuhren sie hinaus und davon.
    Dabei war John eigentlich nie Ferrari-Fan gewesen. In der Fernsehserie »Magnum« hatte er es ziemlich affig gefunden, dass Tom Selleck darin mit einem Ferrari durch die Gegend fuhr, der in seinen Augen ein überteuertes und unpraktisches Fahrzeug war. Von irgendeinem tollen Auto als Symbol dafür, es geschafft zu haben, hatte er natürlich immer geträumt, wie jeder gesunde Amerikaner, aber sich darunter vielleicht einen Cadillac vorgestellt oder einen Porsche. Bestimmt keinen Ferrari.
    Doch wenn er zurückdachte an den Moment, als er aus dem Fonds des Rolls-Royce das Schaufenster der Ferrari-Niederlassung gesehen hatte, war es ihm da im Grunde darum gegangen zu testen, was die ganzen Worte wirklich wert waren. Ob er, der jetzt

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