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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Adrenalinstoß gewesen, wie ein starker Kaffee, hellwach und ekstatisch, wie er durch die Landschaft geschossen war… er konnte jetzt nicht schlafen, auch wenn ihm vielleicht danach war. Er würde kein Auge zutun. Aber sich ein bisschen aufs Bett legen, ein wenig ausruhen, das konnte er doch. Das schadete nicht…
    Als er wieder erwachte, hochfuhr und sich umsah und erst langsam begriff, wo er war und was geschehen war, war es immer noch hell – oder vielleicht auch wieder hell –, aber das Licht hatte sich verändert. Er setzte sich auf, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und schüttelte benommen den Kopf. In den Kleidern einzuschlafen, von einer Sekunde auf die andere…
    Er stemmte sich mühsam hoch. Wo war das Badezimmer gewesen? Egal. Wie von selbst zog es ihn zu den Balkontüren, hinaus auf den Balkon. Die frische, nach Salz und Weite riechende Luft klärte ihm den Kopf. Die Sonne stand tief am Horizont vor ihm, das musste Westen sein – also war es später Nachmittag. Er hatte mindestens fünf Stunden verschlafen.
    Jetzt sah er erst, wie das Haus der Vacchis gebaut war. Es gab ein Haupthaus, von dem zwei Flügel abgingen, die jeweils rechtwinklig umknickten, dem Meer entgegen, und in einer großzügigen Terrasse endeten. Eine davon war die, auf der er jetzt stand. Auf der anderen Terrasse, dem Gegenstück zu seiner am entgegengesetzten Ende des Gebäudes, waren blaue Sonnensegel gespannt, unter denen gerade ein großer Tisch gedeckt wurde. Wilder Wein rankte sich über die Brüstung, auf der große Töpfe mit roten, blauen und violetten Blumen standen. Jemand winkte ihm zu, herüberzukommen. »Abendessen!«, verstand er und erkannte Alberto Vacchi. Der andere, der da saß, konnte sein Bruder Gregorio sein, und dann waren da noch eine Frau, die er nicht kannte, und Giovanna zusammen mit einem jungen Mädchen in einer formellen Hausmädchenkleidung, die Teller und Gläser auf den Tisch stellten.
    John winkte zurück, blieb aber noch eine Weile stehen und schaute über das weite Meer, das im Sonnenlicht funkelte wie eine Kitschpostkarte. Eine große, schneeweiße Jacht zog quer über das Wasser, und ihr Anblick rief jenen leisen Neid in John wach, den wohl jeder spürt, der am Ufer steht und zu einem solchen unerreichbar schönen Schiff hinübersehen muss – Jachten scheinen geradezu dafür gebaut zu sein, solche Gefühle bei Beobachtern hervorzurufen.
    Dann fiel ihm ein, dass er ja reich war, unvorstellbar reich. Er konnte sich so eine Jacht kaufen, wenn er wollte. Er konnte sich ein Dutzend solcher Jachten kaufen. Wenn ihm danach war, konnte er sich einen privaten Jumbo-Jet zulegen, eine ganze Flotte davon. Und selbst das würde das stetige Wachstum seines monströsen Vermögens nicht merkbar verzögern. Mit jedem Atemzug, hatte Eduardo gesagt, sind Sie um viertausend Dollar reicher. Das hieß, das Vermögen wuchs schneller, als er es hätte zählen können, selbst wenn man ihm Tausend-Dollar-Scheine geben würde.
    Dieser Gedanke ließ jäh seine Knie weich werden, ohne dass er hätte sagen können, warum eigentlich. Plötzlich war das alles zu viel, machte ihm Angst, rollte heran und drohte ihn unter sich zu zermalmen und zu begraben wie eine abgehende Lawine. Er wandte sich dem Haus zu, tastete an den Glastüren entlang zu der, die offen stand, und ließ sich, als er endlich im Zimmer war, auf den Teppichboden sinken. So blieb er liegen, bis die dunklen Nebel vor seinen Augen wieder wichen.
    Hoffentlich sah ihn niemand so. Er setzte sich langsam auf, blieb sitzen, wartete. Schließlich stand er auf, fand das Badezimmer und hielt sein Gesicht unter den Wasserhahn, und als er wieder herauskam, roch er plötzlich unglaublich verlockende Bratendüfte, die von der anderen Terrasse herübergeweht kamen und sich in seinem Zimmer verfingen. Er hätte gern geduscht und etwas anderes angezogen, aber er wusste nicht, wann und wo seine Sachen ankommen würden, und er wollte jetzt, Telefon hin oder her, niemanden deswegen in Aufruhr versetzen. Außerdem lockte das Abendessen, und er beschloss, dass die Dusche Zeit hatte.
    Er fand den Weg hinüber auf eigene Faust. Das war nicht so schwer, das Haus war symmetrisch gebaut. Das, was auf seiner Seite sein Zimmer war, war hier ein prachtvoll ausgestatteter Salon, und als er auf die Terrasse trat, wurde er freundlich willkommen geheißen.
    »Diese Transatlantikflüge haben es in sich«, meinte Alberto und winkte ihn auf den freien Platz neben sich. »Vor allem die in

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