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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Bemerkungen.
    Benito, der Chauffeur, war wirklich nicht mehr der Jüngste. Neben ihm wirkte Eduardos Großvater beinahe jugendlich. Worüber auch immer sie sich unterhielten, sie schienen sich glänzend zu verstehen.
    »Benito müsste eigentlich seit zehn Jahren in Rente sein, und im Grunde ist er das auch«, erklärte Alberto, der Johns Blicke gesehen und entsprechend gedeutet hatte. »Aber er hat sein Leben lang als Chauffeur für uns gearbeitet. Er würde eingehen, wenn er keinen Rolls-Royce mehr fahren dürfte, und deshalb fährt er ihn, solange er will.«
    Nachdem die Koffer untergebracht waren, stiegen sie ein, fuhren los und standen gleich darauf im Stau wie alle anderen Autos ringsumher auch.
    »Wir fahren hinaus auf unseren Landsitz«, erklärte Cristoforo, an John gewandt. »Sie sind selbstverständlich unser Gast, bis alle Formalitäten erledigt sind und Sie Ihren künftigen Wohnsitz gewählt haben.«
    John, den die ruppige Fahrweise der anderen Autos, das unentwegte Hupen und das Gestikulieren der Fahrer irritierte, sah auf. »Von welchen Formalitäten sprechen wir konkret?«
    »Das Vermögen muss offiziell in Ihren Besitz übergehen. Was wir dabei vermeiden müssen – und vermeiden werden, keine Sorge – ist, dass Erbschaftssteuer anfällt.«
    »Wie viel wäre das denn?«
    »Viel. Die Hälfte.«
    Verblüffenderweise spürte John bei dieser Information einen heißen, wütenden Impuls aus seinem Bauch aufsteigen; ein Gefühl, das er gleich darauf als Aggression identifizierte. Verrückt, dachte er. Vor zwei Tagen hatte er sich noch gewünscht, das Erbe hätte sich auf überschaubare vier Millionen Dollar beschränkt, anstatt so überwältigende Dimensionen anzunehmen. Und nun, gerade so, als hätte er jede einzelne der tausend Milliarden im Schweiße seines Angesichts und mit seiner eigenen Hände Arbeit verdient, ließ ihm die Vorstellung, irgendein Finanzamt könne ihm einfach die Hälfte davon wegnehmen, den Kamm schwellen vor Wut.
    »Aber wie wollen Sie das anstellen?«
    Das war Gregorios Gebiet. »Wir haben eine Art gentlemen’s agreement mit dem italienischen Finanzminister getroffen. Er begnügt sich mit einer symbolischen Erbschaftssteuer von ein paar Millionen, und Sie versprechen ihm dafür, mindestens ein Jahr lang Ihre Kapitaleinkünfte in Italien zu versteuern. Das bringt ihm zwanzig Milliarden Dollar in die Kasse, die er im Augenblick gut brauchen kann.«
    »Jeder Finanzminister könnte das, oder?«
    »Ja«, stimmte der Anwalt ihm zu. »Aber Italien möchte unbedingt der Europäischen Währungsunion beitreten, die 1999 beginnen soll, und im Augenblick ist sehr fraglich, ob man die erforderlichen Finanzkriterien bis dahin erfüllen kann. Ihre zwanzig Milliarden könnten das Zünglein an der Waage sein. Deshalb ist der Minister, sagen wir… außergewöhnlich kompromissbereit .«
    John nickte verstehend, aber mit einem komischen Gefühl im Magen. An diese Sicht der Dinge musste er sich erst noch gewöhnen. Dass alles, was er sagte oder tat, bemerkt werden würde und, mehr noch, dass es massive Auswirkungen auf das Leben unzähliger anderer Menschen haben konnte.
    Irgendwie konnte er das alles noch nicht wirklich glauben.
    Eines der Geschäfte entlang der Straße, in der sie sich unwesentlich schneller als ein Fußgänger vorwärts bewegten, zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
    »Sie haben gesagt, dass mir das Geld wirklich gehört«, sagte er, an Gregorio gerichtet. »Stimmt das jetzt, in diesem Moment, auch schon?«
    »Sicher.«
    »Ich könnte also nach Belieben etwas davon ausgeben?«
    »Jederzeit.« Er wandte sich an seinen Sohn. »Eduardo, du hast ihm doch seine Kreditkarte gegeben, oder?« Der nickte.
    »Okay«, sagte John. »Lassen Sie mich aussteigen.«
     
    In einem anderen Leben hatte John einmal einen Artikel gelesen, in dem der Autor eine Fahrt in einem Ferrari mit den Worten beschrieben hatte, es sei besser als Sex.
    Der Mann hatte Recht.
    Seit sie von der Autobahn abgefahren waren, die sie an Städten mit klangvollen Namen wie Prato, Pistòria oder Montecatini vorbeigeführt hatte, waren die Straßen schmal und wanden sich in engen Kurven durch trockene Hügel. Entlang der Felder waren Steine zu Haufen aufgeschichtet, und immer wieder kamen sie an uralt und verlassen aussehenden Bauernhäusern vorbei. Wenn sie durch ein Dorf fuhren, liefen schmuddelige Kinder zusammen, schrien und winkten ihnen zu, und auch die Männer, die in offenen Türen standen oder an ihren Traktoren

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