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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ahnen, dass ihm nicht mehr viele solcher friedlichen Momente vergönnt sein würden. Dies war die Ruhe vor dem Sturm.
    Und es würde ein Eine-Billion-Dollar-Sturm werden.
     
    Das Erwachen am Morgen dauerte lange. Es war hell um ihn, ein ungewohntes Licht, und er lag in ungewohnt wohlriechenden Laken auf einer Matratze, die seinem Körper gut tat, weder zu hart noch zu weich war, und da fiel ihm alles wieder ein. Das Erbe. Der Flug. Der Ferrari. Oh, und er hatte wirklich einiges getrunken gestern Abend.
    Aber seltsamerweise keinen wattigen Kopf. Er stemmte sich hoch, setzte die nackten Fußsohlen auf schmeichelweichen Teppichboden und schaute sich blinzelnd um in dem riesigen Zimmer. Die Balkontüren standen offen, man hörte von Ferne das Meer rauschen, und man konnte sich einbilden, es zu riechen. Die Möbel waren nicht ganz sein Geschmack, zu zierlich alles, zu viel Glas und Schnickschnack, aber solide sahen sie aus, und sicher waren sie teuer gewesen.
    Er fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar, gähnte endlos, versuchte sich zu dehnen. Er erinnerte sich an alles nur wie an einen Traum. Weiß der Himmel, wie er hierher gekommen war, aber das hier war jedenfalls wirklich. Er saß wirklich in einem Pyjama aus Seide auf diesem Bettrand, gähnend, leicht angematscht, aber eindeutig Nicht-Traum.
    Und jetzt? Eine Tasse Kaffee würde gut tun. Eine große Tasse, heiß und stark. Vorher eine Dusche.
    Und auch ein Billionär musste morgens als Erstes aufs Klo. Für das Frühstück war auch wieder auf der Terrasse gedeckt, auf der sich anscheinend mehr oder weniger das gesamte Familienleben der Vacchis abzuspielen schien. Jemand hatte das blaue Sonnensegel umgespannt, sodass es die Vormittagssonne abhielt, und in dieser Stellung gewährte es einen Blick über das Meer.
    Diesmal saß nur der Padrone da, und der Rest der Familie fehlte. Er lud John mit einer zerbrechlich wirkenden Handbewegung ein, neben ihm Platz zu nehmen. »Was möchten Sie frühstücken? Wir hier in Italien nehmen morgens selten mehr als einen Cappuccino zu uns, aber Giovanna ist in ihrer Küche auf alle Wünsche eingerichtet. Sogar eine Auswahl original amerikanischer Frühstücksflocken kann sie Ihnen bieten, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Ein Kaffee wäre schon mal ein guter Anfang«, meinte John.
    Sie schien ihn gehört zu haben, denn sie kam mit einer großen Tasse Cappuccino an, die sie ihm hinstellte. Sie wirkte auch noch ziemlich verkatert.
    »Die anderen schlafen alle noch«, fuhr der alte Mann gut gelaunt fort, als er bemerkte, wie John die Reihen der Fenster musterte. »Kein Wunder. Ein Flug über den Atlantik, dann eine lange Autofahrt, und zum Schluss ein Gelage… So jung sind meine Söhne auch nicht mehr, bloß wollen sie das nicht wahrhaben. Alberto hat Ihnen sicher allerlei grauslige Geschichten über meinen Gesundheitszustand erzählt, was? In Wirklichkeit bin ich dem Abendessen absichtlich ferngeblieben. Wissen Sie, ich habe viele Biografien studiert von Leuten, die sehr alt geworden sind, und festgestellt, dass die Schlafgewohnheiten eine wesentliche Rolle spielen. Nicht die einzige, aber doch eine wichtige. Man kann uralt werden, auch ohne ein Wunder an Kondition und Widerstandskraft zu sein, wenn man nur sorgfältig darauf achtet, genug Schlaf zu haben. – Eduardo könnte aber trotzdem allmählich auftauchen, er ist schließlich in Ihrem Alter.«
    John nippte an seiner Tasse, und das bittere, heiße Elixier, das er unter dem süßen Schaum hervorschlürfte, rann wohltuend und belebend seine Kehle hinab. In einem chromglänzenden Drahtkorb lagen kleine Gebäckstücke, und er nahm sich eines. »Soweit ich mich erinnere, ging ich ins Bett, er aber in den Keller, um noch Wein zu holen.«
    Cristoforo Vacchi lachte und schüttelte den Kopf. »Dann werden wir den Morgen für uns haben, schätze ich.«
    »Ist das gut oder schlecht?«
    »Das hängt davon ab, was wir daraus machen. Haben Sie schon irgendwelche Pläne?«
    John hatte in das Gebäck gebissen. Es schmeckte leicht salzig, aber sehr angenehm. Er schüttelte kauend den Kopf.
    »Das hätte mich auch gewundert«, meinte der alte Vacchi. »Es muss Ihnen alles ohnehin vorkommen wie ein Traum. Wir haben Sie aus Ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen, über den halben Erdball verschleppt, halten Sie hier versteckt… Eine ziemliche Zumutung.«
    »Ziemlich.«
    Cristoforo Vacchi sah ihn an, mit einem ernsten, wohlwollenden Blick. »Wie fühlen Sie sich, John?«
    John wich dem Blick

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