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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sich ein Haus wie dieses kaufen, beschloss John. Mit einer Terrasse, von der aus man das Meer sehen konnte. In einer Gegend, in der Grillen zirpten. Eine Terrasse aus Natursteinen, die die Hitze des Tages speicherten und abends wohlig warm abstrahlten.
    Ein bisschen habe ich mich schon an den Gedanken gewöhnt, Geld zu haben, kam es John zu Bewusstsein. Von einer Vorstellung von der Menge des Geldes war er zwar noch weit entfernt, aber er fühlte sich nicht länger arm.
    Die Stimme Cristoforo Vacchis drang in seine Gedanken. »Ist das in Ihrem Sinne, John?«
    »Ja«, sagte John.

5
    Marvin Copeland las selten Zeitung. Erstens kosteten Zeitungen Geld, und davon hatte er selten genug und wenn, dann wusste er anderes damit anzufangen. Zweitens interessierten ihn Zeitungen nicht. Berichte über Verbrechen, Baseballspiele, die hohe Politik – was ging ihn das an? Und drittens führte er ein so erfülltes Leben zwischen verschiedenen Jobs, verschiedenen Freundinnen und seiner Musik, dass er gar nicht die Zeit dafür übrig gehabt hätte. Zeitung lesen und Fernsehen war nach Marvins Auffassung etwas für Leute, deren Leben leer, langweilig und sinnlos war.
    So war Marvin an diesem Morgen absolut ahnungslos. Seit Stunden kannten alle Zeitungen und Nachrichtensendungen nur ein Thema, doch Marvin schlenderte, als sei es ein Tag wie jeder andere, die Straße hinab zu Konstantinos, um einzukaufen. Konstantinos war Gemüsehändler, führte aber auch sonst alles, was man zum Leben brauchte, löslichen Kaffee, Kondensmilch, drei Sorten Frühstückszerealien, Nudeln, Süßigkeiten, Schuhkrem, Zigaretten und so weiter. Wenn in den engen Regalen auch noch Alkohol zu finden gewesen wäre, wäre es der vollkommene Laden gewesen, aber nichts ist vollkommen auf dieser Welt.
    Die Sonne brannte ordentlich herab. Marvin wurde den Verdacht nicht los, dass er womöglich einen Probentermin bei einer neuen Band verpennt hatte. Nein, das war morgen gewesen, oder? Er hatte einen Zettel gehabt mit dem Datum, aber der war irgendwie verschwunden. Gut möglich, dass Petes Neue ihn weggeworfen hatte, als sie durch die Wohnung gefegt war. »Wo bin ich hier?«, hatte sie die ganze Zeit gesagt. »In einer Wohnung, oder in einem Affenkäfig?« Immerhin war es nun direkt vorzeigbar. Vielleicht sollte er seine Eltern einladen, die Gelegenheit würde nie wieder so günstig sein.
    Er klimperte mit den Münzen in seiner Tasche. Am Abend vorher hatten sie Joints geraucht und Karten um Quarterdollars gespielt, und er hatte eine Menge gewonnen. Eine erfreuliche Wendung der Dinge, nachdem er peinlicherweise die drei Monatsmieten von John in den Nächten davor restlos verzockt hatte. Er würde etwas von seinen Schulden bei Konstantinos abtragen können. Außerdem war er gestern durchs Haus gegangen, hatte aus allen Briefkästen die Werbeblätter geklaut und nach zwanzig Minuten Arbeit mit der Schere einen ordentlichen Vorrat an Kupons in der Tasche, die Buy One, Get One Free! versprachen oder Fifty Percent Off! Man musste mal sehen, was sich damit ergattern ließ, im Kühlschrank herrschte jedenfalls bedenkliche Leere. Und die Reihe war an ihm, eine neue Flasche Spülmittel zu besorgen, die alte musste nach mehrmaligem Ausschwenken mit warmen Wasser als endgültig leer betrachtet werden.
    Konstantinos war nicht da, seine ewig griesgrämige Frau stand an der Kasse. Das war normalerweise schlecht, weil sie immer nur widerstrebend anschrieb und wenn, dann nicht ohne ein Mordsgezeter, das schon fast peinlich war. Aber Marvin konnte seine Tasche voll Quarters bei ihr abladen, was sie zwar nicht zum Lächeln brachte – niemand brachte sie jemals zum Lächeln –, aber sie murrte wenigstens nicht, als er seine Einkäufe aus den Regalen klaubte und vor ihr aufbaute, sondern packte alles ohne Widerspruch in eine große braune Papiertüte.
    Gleich darauf zeterte sie allerdings umso lauter. Im Hinausgehen war Marvins Blick auf die Zeitungen gefallen, die neben dem Türrahmen in einem uralten Ständer aus Draht lagen, und die Schlagzeilen darauf waren so groß, dass selbst er sie nicht überlesen konnte. Und ein großes Bild war auch abgedruckt. Das Bild war wahrscheinlich der Hauptgrund, dass die Tüte Marvins Händen entglitt, ohne dass er es hätte verhindern können.
     
    »Wie konnte das passieren?«, rief Gregorio Vacchi aus und warf die aktuelle Ausgabe des Corriere della Sera zu den anderen Zeitungen auf den Tisch. »Und woher wissen die das? Das ist mir

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