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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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unerklärlich.«
    Es war eigenartig, den eigenen Namen in der Zeitung zu lesen. Auf der Titelseite zumal, in großen fetten schwarzen Lettern. Das machte die ganze Angelegenheit viel realer als alle Dokumente und Stempel und Beglaubigungen der Welt.
    »Sie schreiben alle nur über das Geld«, stellte Alberto fest, der die Repubblica durchsah. »Über Geld und über Zinseszins. Ich würde sagen, von dem Vermächtnis wissen sie gar nichts.«
    Giovanna hatte im Salon im Erdgeschoss eine prachtvolle Tafel gedeckt, der Bedeutung des Tages angemessen, mit gewürfelter Honigmelone und echtem Parmaschinken und Champagner, weißem Leinen und Kristallgläsern, die im Sonnenlicht funkelten. Ein warmer, nach Lavendel duftender Windhauch hatte die Vorhänge vor den hohen Fenstern gebläht, und vom Hof draußen hatte man Schritte auf Kies gehört: Benito, der den Rolls-Royce mit einem weichen Tuch auf Hochglanz polierte. Dann war Alessandro gekommen, ein kräftiger junger Bursche, der in der Küche und im Keller aushalf, um die aktuellen Tageszeitungen zu bringen, und seither war der Teufel los.
    Den Padrone schien das Ganze zu amüsieren. Er rührte mit stillem Schmunzeln in seiner Cappucinotasse und wirkte in seiner Ruhe wie das sprichwörtliche Auge des Hurrikans. »Es war doch klar, dass das so kommen musste. Jetzt sind sie eben früher dahinter gekommen, als wir dachten.« Er schaute hoch und warf John einen spitzbübischen Blick zu. »Wahrscheinlich schlagen Sie in den nächsten Tagen sogar Lady Di, was die Wirkung auf die Presse anbelangt.«
    »Großartig«, sagte John. Das konnte ja heiter werden.
    Eduardo, der, das Mobiltelefon am Ohr, bis jetzt abseits gestanden und telefoniert hatte, klappte es mit einem lauten » Ciao!« zu und trat näher. »Keine Chance«, erklärte er. »Sie belagern das Notariat.«
    »Das Notariat!«, erregte sich sein Vater. »Wie um alles in der Welt können sie wissen, wo und wann…?«
    »Sie müssen alle Notariate durchtelefoniert haben. Und Nuncio ist ihnen auf den Leim gegangen.«
    » Porco cane! Wie kommt er dazu, irgendeinem Anrufer unseren Termin… ?«
    »Laut Nuncio hat vor einer halben Stunde ein Mann angerufen und behauptet, im Auftrag der Familie Vacchi anzufragen, ob man den Termin eine halbe Stunde verschieben könne. Die kannten unseren Namen!«
    »Was? Das ist ja…« Gregorios dünne Augenbrauen hoben sich. »Das heißt ja, dass jeden Moment eine ganze Meute von… O nein. Das Tor! Alessandro! Giuseppe! Schnell, wir müssen das Tor schließen und verriegeln!« Er eilte hinaus in die Eingangshalle, das heftige Klatschen seiner Hände schien durch das ganze Haus zu hallen. »Giuseppe! Lass alles stehen und liegen, presto !«
     
    Susan Winter las natürlich jeden Tag Zeitungen, das gehörte zu ihrem Beruf. Die erste – die Washington Post – las sie beim Frühstück am Klapptisch in ihrer kleinen Küche, die zweite – die New York Times – in der U-Bahn auf dem Weg zum Büro, und dort dann drei bis vier weitere Zeitungen, meist internationale Ausgaben, je nachdem, woran sie gerade arbeitete.
    Und je nachdem, welchen Lotterien sie ihr Geld anvertraut hatte. Die letzten Tage waren ernüchternd gewesen. Das ganze Geld, das sie von dem Unbekannten erhalten hatte – weg. Verspielt.
    Als sie an diesem Morgen ihre Zeitung hereinholte und ihr Blick auf die Schlagzeile und auf das Foto daneben fiel, durchrieselte es sie kalt. Das also steckte dahinter!
    Sie ärgerte sich nicht einmal darüber, nicht von selbst darauf gekommen zu sein. An so etwas hatte niemand denken können. Dass so etwas überhaupt möglich war, war für sie kaum vorstellbar. Eine Billion Dollar! In einem grau unterlegten Kasten stand die Zahl ausgeschrieben – eine Eins mit zwölf Nullen. Eintausend Milliarden. Fasziniert las sie die Erläuterung, wie das Vermögen durch Zins und Zinseszins im Laufe der Jahrhunderte unaufhaltsam gewachsen war. Sie schloss mit den Worten: »Um diesen Text zu lesen, haben Sie etwa eine Minute gebraucht. In dieser Zeit ist das Vermögen John Fontanellis um weitere achtzigtausend Dollar gewachsen.«
    Sie vergaß den Kaffee, vergaß den Donut. Sie saß da, die Zeitung achtlos vor sich über den Tisch gebreitet, starrte die Wand an, ohne sie zu sehen, und fragte sich, was der Unbekannte von John Fontanelli gewollt hatte. Was er mit den Unterlagen hatte anfangen können, die sie ihm gegeben hatte.
    Susan Winter fühlte sich in der Detektei Dalloway nur geduldet, und sie erwartete jeden

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