Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
»John ist ein reicher Mann, und ein reicher Mann braucht eine Jacht.«
    »Papperlapapp«, erklärte sein Vater ungnädig. »Ein sinnloser Luxus. Eine Jacht zu besitzen ist, als stehe man im strömenden Regen und zerreiße Tausenddollarscheine, hat einmal jemand gesagt.«
    »John kann Tausenddollarscheine zerreißen bis an sein Lebensende, wenn er will.«
    »Ich kann nicht sehen, wie das irgendetwas zur Erfüllung der Prophezeiung beitragen könnte.«
    Eduardo rollte mit den Augen. »Das ist doch einfach albern! Du kannst doch nicht so tun, als ob irgendeine Jacht zu teuer wäre für John. Er könnte sich die Queen Elizabeth kaufen, wenn er wollte!«
    In einem Augenblick seltener, kostbarer Klarsichtigkeit, wie man ihn manchmal in einem Traum erlebt, wenn man träumt und sich plötzlich dessen bewusst ist, dass man träumt, erkannte John, dass dies ein Moment war, in dem er eine Entscheidung treffen musste, die sein Leben auf lange Sicht hin prägen würde. Er beugte sich vor, mit dem Gefühl, als geschehe alles in Zeitlupe, langte über den Tisch und zog aus den Prospekten der Schiffsmakler einen hervor, der ihm vorher aufgefallen war, eine Mappe aus weißem Karton mit Goldprägung, die ein großes Foto des größten angebotenen Schiffes enthielt und eine sorgfältig abgesetzte Beschreibung: eine 53-Meter-Hochseejacht, mit zwei Beibooten und einem Hubschrauberlandedeck, komplett mit zwölf Mann Besatzung. Der Kaufpreis war exorbitant, ebenso wie die laufenden Kosten des Unterhalts.
    Er hielt den Prospekt aufgeklappt in die Höhe.
    »Ich«, erklärte er mit fester Stimme, die durch den Raum schnitt wie eine stählerne Peitsche, »habe beschlossen, dieses Schiff zu kaufen.«
    Sie sahen ihn an, Eduardo mit aufgerissenen Augen, Gregorio mit heruntergeklapptem Unterkiefer. Keiner von ihnen sagte etwas. Schließlich streckte Gregorio die Hand aus, nahm den Prospekt und studierte ihn schweigend und mit offensichtlichem Missfallen. Er reichte ihn zurück mit den Worten: »Es ist Ihr Geld.«
    Ja, dachte John triumphierend, während Gregorio zur Tür ging. Genau!
     
    Die Szenerie war perfekt. Der Augenblick war perfekt. Aus dem Büro des Schiffsmaklers ging der Blick durch hohe Scheiben, die so klar waren wie reine Gebirgsluft, hinaus auf die Bucht von Cannes. Auf dem mit schneeweißem Marmor gepflasterten Vorplatz stand der Mercedes, der sie vom Flughafen hergebracht hatte, im Schatten einer Palme. Sie saßen in federnden, schmeichelweichen Ledersesseln vor dem Schreibtisch, der aus dunklem Wurzelholz war und so groß wie zwei Billardtische. Das Gemälde, das dahinter an der Wand hing, war drei auf vier Meter groß, grell und bunt und zweifellos echt. Der Makler selbst trug einen Anzug von Ermenegildo Zegna, hatte sorgfältig manikürte Fingernägel und ein strahlendes Lächeln. »Selbstverständlich kümmern wir uns um alles«, erklärte er mit genau der Mischung aus Nonchalance und Diensteifrigkeit, die einem das Vertrauen einflößt, es mit jemandem zu tun zu haben, der weiß, wovon er spricht. »Wir besorgen Ihnen einen Liegeplatz im Jachthafen von Portec­to und eine Mitgliedschaft im dortigen Jachtklub, wenn Sie es wünschen – übrigens ein sehr exklusiver Klub. Wir erledigen die behördlichen Anmeldungen, stellen die Crew zusammen und sorgen für den nötigen Versicherungsschutz. Alles, was Sie tun müssen, ist, den Kapitän anzurufen und ihm zu sagen, wann Sie wohin fahren wollen.«
    »Wunderbar«, nickte John und fühlte sich großartig.
    Die Sekretärin, die die Verträge brachte, war groß, blond, hatte atemberaubend lange Beine und eine enorme Oberweite, und der hautenge Schlauch von einem Kleid, das sie trug, war eher dazu geeignet, all diese körperlichen Merkmale zu unterstreichen, als sie zu verhüllen.
    »Wunderbar«, sagte John noch einmal.
    Der Kaufvertrag war auf Papier mit Wasserzeichen gedruckt. Der Makler legte ihm das Dokument vor und reichte ihm einen Mont-blanc -Füllfederhalter, der dick und schwer in der Hand lag und sich teuer anfühlte.
    Es ist so geil, reich zu sein, dachte John, während er unterschrieb. Er hatte sich ausgerechnet, dass diese Unterschrift ihn hundertmal so viel kosten würde wie alle bisherigen Einkäufe, Restaurantbesuche und gecharterten Privatjets zusammen. Millionen Dollar setzten sich in Bewegung, nur dadurch, dass er seinen Namen auf diese gepunktete Linie kritzelte. Es ist besser als Sex.
    Der Makler gestattete sich ein dezentes Lächeln. Die Palme über dem Mercedes

Weitere Kostenlose Bücher